Festes Drehventil - Was tun?

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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AmyJess
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Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von AmyJess »

Hallo ihr Lieben,

ich habe eine Drehventiltrompete aus dem Posaunenchorbestand, die ich wieder flott machen will, leider ist das zweite Ventil fest. Zuerst ließ es sich mit etwas mehr Druck noch lösen, dann ging goarnix mehr :-( Wahrscheinlich liegt sie deshalb schon seit Ewigkeiten im Schrank. An sich ist das Klang aber sehr sehr schön, weswegen ich vorschlug, sie wieder auf die Beine zu bringen ;-)

Wie kriegt man das wieder los?
Reicht da einfaches Baden und Kann ich die ganz normal baden oder braucht es da besonderes Öl für die Gelenke?
Ich habe hier T2 rumfliegen von meiner eigenen Trompete... oder ist das zu dünn?

Ursprünglich war sie wohl mal mit Messing lackiert oder ähnliches? Irgendwer hat sie wohl mit Zahncreme gereinigt, riecht jedenfalls streng nach Pfefferminze :Hä: Nu hat sie schöne matte Stellen, was ich ganz apart finde... der Schalltrichter glänzt aber noch, deswegen würd ich gern wissen, womit man das stressfrei polieren kann ohne den "Look" zu verderben.

So, das waren viele Fragen vor dem Zubettgehen ... ich wünsche euch noch eine geruhsame Nacht und würde mich freuen, wenn jemand Antworten hat :)
Liebe Grüße
Amy
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Wolfram
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Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von Wolfram »

Hallo AmyJess,

Über dieses Thema wurde schon mehrfach geschrieben.
Gebe mal in das Suchfenster "Ventile reinigen" und du wirst zum Beispiel zu diesem Thread kommen:
http://trompetenforum.de/TF/viewtopic.p ... en#p206208

Mit meiner über 35-jährigen Berufserfahrung muss ich leider sagen, dass die meisten Selbstversuche von Musikern mehr Schaden angerichtet haben.
Meine Empfehlung geht deshalb immer dazu: Besuche die nächste Fachwerkstatt - dort wird gut und schnell die Ursache behoben!
LG
Wolfram
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inspired
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Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von inspired »

Drehventiler würde ich immer zur Fachwerkstatt geben. Die sind einfach empfindlicher als Perinett.
(Perinett kann man ganz gut zuhause reinigen und warten.)
Aber vor allem wenn's fest sitzt, dann würde ich da nichtmehr selber ran gehen.
Und bloß nicht mit Gewalt ran, auch nicht mit "sanfter Gewalt" ;)

Deswegen, hör auf Wolframs Rat. Er macht das schließlich beruflich :gut:
Trp.: B&S Challenger II (3143/2)
Flgl.: Miraphone Premium
Flgl.: Beck Melisma

Bild :-P
Blind Wolf
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Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von Blind Wolf »

Apropos "die nächste Fachwerkstatt": Wo wäre die bezogen auf Bayreuth? Ist es da ok, im Falle des Falles zu Thomann zu fahren, oder was wäre die Alternative?
Grüße von Wolf
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Wolfram
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Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von Wolfram »

zum Beispiel:

Nürnberg
BlechIn (Inh. Christoph Endres)
http://www.blechin.de/

Südthüringen
Brass-Service (Inh. Andreas Weiland)
http://www.brass-service.de/
LG, Wolfram
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Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von Blind Wolf »

Danke, Wolfram, ist notiert.
Grüße von Wolf
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AmyJess
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Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von AmyJess »

Hm naja, der Fachmann würde wahrscheinlich mit ner Walze drüberfahren und sie als Bild an die Wand hängen ;-)
Was verursacht denn dieses Hakeln? (Und ja ich hab tatsächlich vorher die Suche bemüht :D )
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Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von jupiter »

Einfach mal ne Viertelstunde mit abgezogenen Zügen in lauwarmes Spülwasser legen, mit fettlösendem Spülmittel oder Babyshampoo. Wenn du noch Kork statt den neuen Silikonanschlaggummis hast, vorher abmachen. Anschließend träufelst du über das Mundrohr dünnes Ventilöl in die Maschine. Bei einem Kollegen, der sich ein gebrauchtes Flügelhorn gekauft hat, mussten wir das auch machen. Das Instrument lag ein Jahr im Koffer und die Ventile liefen total zäh und blieben andauernd hängen. Wahrscheinlich hat sich Speichelstein angesetzt oder das alte Öl in der Maschine ist verharzt und hat die Wechsel verklebt. Der hat es dann zu Hause gebadet und vor jeder Probe haben wir 3 Wochen lang Yamaha Rotor Oil reingeträufelt, jetzt läuft es wieder 1A!

Wenn das nichts bringt, ab zum Instrumentendoktor.

Gruß jupiter
Singvögelchen
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Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von Singvögelchen »

:gut:
ich nehm in hartnäckigen Fällen auch mal echtes Petroleum, das stinkt zwar irrsinnig, aber geht in jede Ritze und zersetzt ziemlich zuverlässig jedes verharzte Altöl. Wenn es wieder rausläuft aus dem Instrument, nimmt es meistens ordentlich Grünspan mit nach draußen...also nur in Härtefällen anwenden.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


"Blas schön rein, dann kommts schön raus!"
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Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von Wolfram »

AmyJess hat geschrieben:Hm naja, ... Was verursacht denn dieses Hakeln?...
Ablagerungen (z.Bsp. Speisereste) und Oxydation! Du kennst Grünspan auf kupfernen Kirchendächern? ... so ähnlich sieht es im Innern der Drehventile aus!
Der Fachmann wird mit Ultraschallbad und anschließenden mechanischen Arbeitsmethoden den notwendigen 1000stel-Millimeter wieder "frei machen".
LG Wolfram
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Selbstbau III (Drehventil, Voigt Maschine m. Kreuzgelenk, Becher 140/0,4mm Goldmessing)
Wohnort: im Pott

Re: Festes Drehventil - Was tun?

Beitrag von schattie280 »

AmyJess hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,

ich habe eine Drehventiltrompete aus dem Posaunenchorbestand, die ich wieder flott machen will, leider ist das zweite Ventil fest. Zuerst ließ es sich mit etwas mehr Druck noch lösen, dann ging goarnix mehr :-( Wahrscheinlich liegt sie deshalb schon seit Ewigkeiten im Schrank. An sich ist das Klang aber sehr sehr schön, weswegen ich vorschlug, sie wieder auf die Beine zu bringen ;-)

Wie kriegt man das wieder los?
Reicht da einfaches Baden und Kann ich die ganz normal baden oder braucht es da besonderes Öl für die Gelenke?
Ich habe hier T2 rumfliegen von meiner eigenen Trompete... oder ist das zu dünn?

Ursprünglich war sie wohl mal mit Messing lackiert oder ähnliches? Irgendwer hat sie wohl mit Zahncreme gereinigt, riecht jedenfalls streng nach Pfefferminze :Hä: Nu hat sie schöne matte Stellen, was ich ganz apart finde... der Schalltrichter glänzt aber noch, deswegen würd ich gern wissen, womit man das stressfrei polieren kann ohne den "Look" zu verderben.

So, das waren viele Fragen vor dem Zubettgehen ... ich wünsche euch noch eine geruhsame Nacht und würde mich freuen, wenn jemand Antworten hat :)
Liebe Grüße
Amy
Moin,

"mit Messing lackiert" - eher nicht. Die Instrumente sind aus Messing und dann evtl. mit Klarlack oder Goldlack lackiert.

Du findest [urlhttp://www.finkehorns.de/deutsch/ServiceVentile.html]hier [/url]eine Anleitung zur Demontage eine Drehventils.
Der Flügel wird normalerweise mit einem Abzieher entfernt. Hat man aber normalerweise nicht zur Hand. Schiebe in den Spalt zwischen Lagerhals und Flügel möglichst viel Papier oder Pappe (damit der Lagerhals nicht beschädigt wird) und schlage das Ventil vorsichtig mit einem Durchschlag und einem Kunststoffhammer aus. Vorher Lagerdeckel abschrauben!

Bitte nicht mit einer Kombizange einfach am Flügel drehen. Die Bissspuren davon sehe ich immer wieder in der Werkstatt. Damit macht man mehr kaputt, z.B. wenn ein Span oder ein anderes hartes Teilchen drin steckt.

Es gibt spezielle Lackpolitur. Es gibt für unlackierte Instrumente ebenfalls Produkte (z.B. von Heyday´s). Ich poliere mit Unipol, Wolfram mit Gundelputz.

Petroleum, Ballistol o.ä. würde ich nicht nehmen. Ich nehme bei festsitzenden Zügen und Ventilen als Kriechöl einfach WD40.

Aus deinen Beschreibungen schließe ich, dass du eher beim Musizieren als beim Repaieren zuhause bist.
Also geh zum Fachmann, der das Horn auch professionell reinigen kann. Notfalls findest du auch hier im Forum jemanden, dem du das Horn zusenden kannst.

Gruß,
Schattie
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