Wasser in der Trompete

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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ost
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Wasser in der Trompete

Beitrag von ost »

Hallo,

ich habe meine ersten Anfänge mit einer alten Hüttl-Trompete gemacht und habe mir dann vor einem Viertel Jahr eine Stagg T-HG 77 gekauft, mit der ich eigentlich sehr zufrieden bin. EIne Sache fällt mir jedoch auf bzw. stört mich im Vergleich zur alten Hüttl. Nach ca. 2-3 min muss ich schon Wasser bei der Stagg herauslassen. Mir ist das aufgefallen, da ich zwischendurch aus Neugier nochmals die alte Trompete herausgeholt und einige Stücke geübt habe. Dort kann ich ca.drei mal solange spielen, bevor sich das Wasser bemerkbar macht. Die Hüttl hat zwei Wasserklappen, die Stagg nur eine. Kann das ein Grund sein?

Grüße
Oliver
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mcsnoop
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Re: Wasser in der Trompete

Beitrag von mcsnoop »

An welchem Zug ist die Wasserklappe?

Gruß
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Wolfram
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Re: Wasser in der Trompete

Beitrag von Wolfram »

Lieber Oliver!

Deine Vermutung kann ich nicht teilen.
Die Ursache wird einen ganz einfachen und praktischen Grund haben:
Ein älteres Instrument hat auf seiner Materialfläche mit den Jahren einige Ablagerungen, kleine (und grössere) Dellen erhalten. Der innere Rohrverlauf ist deshalb "rauher" und hat "Hindernisse". Kommt in dieses Instrument Feuchtigkeit wird es nur langsam zum tiefsten Punkt des Instrumentes laufen können. Dies ist bekanntlich der Stimmzug mit seiner Wasserklappe.

Hast Du ein neues Instrument erworben ist das Material natürlich noch glatt und ohne Ablagerungen. Hier läuft das Wasser auf dem schnellsten Weg nach unten!
Das dürfte Ursache Deines "Problems" sein.
Übrigens - mehr Wasser-Durchlauf hat auch ein bisschen "Selbstreinigungseffekt" - ist also eher von Vorteil als zum Nachteil für Deine Trompete!

Die zweite Wasserklappe ist bei der Hüttl-Trompete am 3.Ventilzug. Dort ist der "zweit-tiefste Punkt" Deiner Trompete. Deshalb sammelt sich dort auch Wasser - vor allem aus den anderen Ventilen.
Die STAGG Trompete 77-THG hat am 3.Ventilzug keine Wasserklappe, weil sie eine Kopie von Vincent-Bach ist und wie das Original einen separaten 3.Stimmzug hat. Diesen kann man herausziehen und so relativ einfach das Wasser entfernen.
LG
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ost
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Re: Wasser in der Trompete

Beitrag von ost »

Hallo,

das mit den Dellen klingt plausibel. Davon hat die Hüttl wirklich einige. Die Züge sind alle festgefressen, sodass ich das Wasser nur aus den Klappen herauslassen kann.
Bei der Stagg habe ich mir angewöhnt, nach jedem Üben nochmals bei offener Wasserklappe durchzublasen und anschließend alle Züge abzuziehen, damit eventuell vorhandenes Restwasser verdunsten kann. Ist vielleicht etwas übertrieben aber hoffentlich nicht schädlich.

P.S. Ich finde dieses Forum sehr angenehm, da hier schnell geantwortet wird und sachlich diskutiert wird.

Grüße
Oliver
buddy
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Re: Wasser in der Trompete

Beitrag von buddy »

ost hat geschrieben:...Ist vielleicht etwas übertrieben aber hoffentlich nicht schädlich.
Im Gegenteil, das Messing wird es dir danken. Trockenheit ist nämlich die beste Korrosionsbremse.
Singvögelchen
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Re: Wasser in der Trompete

Beitrag von Singvögelchen »

Was Wolfram schreibt ist absolut einleuchtend und richtig.

Ich würde aber weniger die Dellen als Grund des verlangsamten Wasserlassens sehen, sondern eher den Schlick,
der sich in den Rohren angesammelt hat. Probier mal aus, die alte Trompete innen ordentlich zu reinigen mit
einer Bürste und viel Wasser (erschrick nicht, es wird eklig), der gelöste Belag wirkt wie ein Schwamm, der
innen in der Trompete das Wasser zurückhält. Nach der Reinigung solltest du wieder schneller das Blubbern verspüren.
Falls du das als Nachteil betrachtest, das ist ganz normal und der Blaswiderstand dürfte auch ein Stück weit geringer werden, insgesamt also eine positive Maßnahme. :wink:
Die Indizien sprechen auch dafür: Züge festgefressen,
also seit Jahren nicht mehr vom Schmodder :cry: befreit.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


"Blas schön rein, dann kommts schön raus!"
ost
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Re: Wasser in der Trompete

Beitrag von ost »

Hallo Singvögelchen,

ich weiß nicht, wie lange die Hüttl nicht mehr bespielt oder gereinigt worden ist oder wie alt sie ist. Mein Großonkel starb lange bevor ich die Trompete entdeckte. Natürlich habe ich anfangs alles versucht, sie zu reinigen. Als klar war, dass ich mir eine neue Trompete kaufen werde, habe ich sogar mit Abflußreiniger gearbeitet (jetzt werde ich gekreuzigt?!) aber es kam kein weiterer Schlick aus der Trompete. Das wurde schon beim ersten Spüldurchgang mit warmen Wasser herausgespült.
Ich habe die Trompete tiefgefroren und anschließend an den Zugverbindungen kochendes Wasser darüber laufen lassen, um die Züge gangbar zu machen - keine Chance. Auch WD 40 hat nicht geholfen. So konnte ich sie eben nur soweit reinigen, wie die Putzbürsten eindringen konnten.
Mein Neffe ist Galvaniker und vorgeschlagen, die Trompete mal in der Ultraschallkammer zu reinigen - bisher kam es noch nicht dazu. Gibt es hierzu Erfahrungen?
Die Hüttl klingt jedoch nach wie vor angenehm weich und ist bei meinen Eltern plaziert, sodass ich jederzeit auch dort Üben kann, wenn ich mal zu Besuch bin.

Mal eine andere Frage:
Hat jemand eine Idee für einen sinnvollen Behälter zum Reinigen der Trompete? Ich möchte nicht jedes Mal die halbe Badewanne füllen. Ich dachte vielleicht an einen Blumenkasten, aber die haben meines Wissens unten Löcher.

Danke und Grüße
Oliver
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Wolfram
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Re: Wasser in der Trompete

Beitrag von Wolfram »

Hallo Ost!

So wie Du es beschreibst, hast Du so ziemlich alle Möglichkeiten der Reinigung, die man zu Hause durchführen kann, gemacht.
Willst Du mehr, empfehle ich Dir die nächstgelegene Werkstatt mit Ultraschallbad aufzusuchen. Die Kosten der Reinigung sind nicht hoch...

Deine Ventilzüge benötigen dagagen (nach meiner Erfahrung) einen grösseren Arbeitsaufwand. Da wirst Du mit privaten Mitteln nicht viel erreichen.
Die Investition einer solchen Reparatur durchführen zu lassen solltest Du Dir gut überlegen. Immerhin hast Du eine gut klingende und zufrieden stellende neue Trompete!
LG Wolfram
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Re: Wasser in der Trompete

Beitrag von Singvögelchen »

Hallo Ost, deine Kanne hat ja so ziemlich alles erlebt was man sich vorstellen kann...

Bei der Innenreinigung lasse ich das Wasser von oben ins Schallstück laufen und dann kommt es unten aus dem Mundrohr wieder raus mitsamt dem Dreck. Da brauchst du keine volle Badewanne.

Zum Thema Ultraschallreinigung findest du einiges in der Suchfunktion. Oben rechts. :D einfach eintippen und ab gehts.

Tja und das Zügelösen ist mit der Gefahr verbunden bei so einer alten Kanne, dass zusätzlich noch alle Lötstellen auseinanderfliegen.

Häng doch das alte Erbstück dekorativ an die Wand und spiel mit der Neuen.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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