orlando_furioso hat geschrieben:
[*]Allein die Tatsache, dass vor 100 und mehr Jahren Menschen in der Lage waren Instrumente zu bauen, die unseren heutigen Ansprüchen immer noch genügen und die auch mit modernen Instrumenten vergleichbar sind nötigt uns größten Respekt ab. Immerhin gab es damals noch kein
BIAS und sowohl die Erfahrungen als auch die Entwicklung in sämtlichen produktions- und kommunikationsbereichen der letzten 4 Generationen fehlten den Altvorderen.
[*]Gerade bei Blechblasinstrumenten ist die ganzheitliche Einheit von Musiker und Musikinstrument besonders beachtenswert - schließlich sind wir nicht "nur" Bediener eines Instrumentes sondern Klangerzeuger selbst. Das musizieren auf einem Instrument, dass die Bedingung zu 1. erfüllt (also Sternenstaub angesetzt hat). Ist unglaublich motivierend und erhöht die Leistungsfähigkeit des Musikers um viele Prozentpunkte. Da ist nichts geheimnisvolles oder esorterisches dabei. Allein das Bewußtsein um das Privileg, auf einem so alten und einmaligen Instrument spielen zu dürfen steigert die Leistungsfähigkeit ganz ungemein.[/list][/color]
Die Freude an deinem geschichtsträchtigen Stück Altmetall gönnt dir sicherlich
Jeder.
Ich persönlich kann dies sogar besonders gut nachempfinden, wenngleich mein Interesse für Oldtimer eher auf den
automobilen Sektor zielt.
Was man m.E.
nicht tun sollte, ist, metallene Gegenstände von "anno Tobak" für
besser zu erklären als
heutige Erzeugnisse.
Weder Autos noch (metallene) Musikinstrumente waren früher besser als heute.
Überhaupt ist heute (fast)
Alles besser als früher - für Musikinstrumente aus
Holz mag gelegentlich
Anderes gelten.
Sicher ist: Blechblasen findet -
wie so Vieles - vorrangig
im Kopf statt.
Deine Glorifizierung alter Handwerkskunst mag dazu führen, dass du auf einem betagten Kreuzkornett
objektiv besser klingst als auf einem Stück Massenware von heute.
Bei mir ist es
eher umgekehrt: Das Bewusstsein der wesentlich engeren Fertigungstoleranzen "heutiger" Produktionsvorgänge in Großserien, sowie die zwischenzeitlich gewonnen wissenschaftlichen Erkenntnisse schaffen in meinem Kopf das sichere Vertrauen, mit meinen Hörner aus japanischer Massenfertigung das
technische Optimum in den Händen zu halten.
Ich spiele seit etlichen Jahren dieselben, etwa zwei Jahrzehnte alten Japaner.
In den letzten zwanzig Jahren haben (dies bestätigen in der Regel wohl auch die Fachleute) keine signifikanten technischen Verbesserungen mehr stattgefunden.
Neuerungen betreffen allenfalls das Design - mit teilweise gruseligen Ergebnissen.
Wer das Thema
Instrumentenwahl für sich abgehakt hat, kann sich
auf die Musik konzentrieren.
Allenfalls die Mundstücke kann/muss man gelegentlich den sich (z.B.
klanglich) verändernden Bedürfnissen anpassen.
Die meisten erfolgreichen Musiker, die ich kenne, handhaben dies so.
Bewegung kommt erst wieder "in den Laden", wenn schmeichelhafte Endorser-Contracts locken.
Letztere dienen dann dazu, das (aufgrund seiner Masse) finanzkräftige Heer der Laienmusikanten zu Neukäufen zu animieren.
Das muss man aber nicht mitmachen.
.
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.