Ich denk ich seh nicht richtig: vertickt da doch tatsächlich einer ein Kreuzkornett - und dazu in einem Super-Zustand. Und jetzt kommt das Beste: keiner wollte es haben. Es gab zum Schluß doch glatt drei Bieter und der Endpreis war so niedrig, dass ich mich bald dafür schäme, wirklich nur nen Appel und 'n Ei gegeben zu haben.
Nach drei Tage adrenalingefüllten wartens ist das gute Stück heute bei mir eingetroffen und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt.
Jetzt schaut euch am Besten erstmal die Bilder an und dann lest weiter:
http://www.kreuzkornett.de.vu
Wie ihr seht ist es komplett versilbert, allerdings ist das Silber nicht anlaufgeschützt. Es scheint von Beginn an versilbert gewesen zu sein und stammt wohl aus dem Anfang des 20. Jhdts., als solche Instrumente gebräuchlich waren. Der Verkäufer (kein Trompeter, sondern ein Antiquitätenliebhaber, der nicht wusste was da in seinem Schrank lag) schrieb, dass er es in den 1980er Jahren von einem "älteren Herrn" gekauft hat. Dieser habe ihm gesagt, es sei ein Meisterstück gewesen. Das erscheint mir durchaus richtig zu sein, denn sowohl die Bearbeitungsspuren als auch kleine Ungenauigkeiten bei den Maschinenteilen deuten darauf hin, dass hier alles von Hand "gedengelt" wurde. Es ist auch nicht wirklich oft gespielt worden, denn das Silber ist nirgendwo abgegriffen und die Maschine trennt vorzüglich. Ich musste sie einmal ordentlich ölen und dann lief sie wie am ersten Tag. Also hat das Kornett vermutlich kein Pro gekauft, dann wäre es sicher abgenudelt(er). Und ein Instrument für die Militärkapellen war es auch nicht, denn versilbern war damals sehr teuer und exclusiv.
Nun stellt sich die Frage, wer es hergestellt hat. Leider gibt es keinen Hinweis darauf auf dem Instrument, auch der Verkäufer konnte dazu nichts sagen. Aber es gibt einige interessante Details, die vielleicht weiterhelfen:
1. Die Wasserklappen haben komplett unterschiedliche Befestigungen und unterschiedliche Federn
2. Zwei lange handgeschmiedete Stege an der Maschine sind sehr rund und weich gearbeitet. Die beiden Ministege zwischen Mundrohr und Schallstück hingegen scheinen Massenware zu sein, sind aber auch ein bisschen unterschiedlich.
3. Die Mundstückzwinge hat eine eigenartige taillierte Form.
Aufgrund der Form der (Doppel-)Wasserklappe am Stimmzug sowie der Form der Zwingen könnte man vermuten, dass es in der Werkstatt von F. Schediwy hergestellt wurde. Wenn man dieses Kreuzkornett allerdings mit den Instrumenten vergleicht, die im Internet zu finden sind (guckstu "Kreuzkornett" über Google, findest du 3 Instrumente, alle von Schediwy) fallen doch gewaltige Unterschiede auf:
Völlig andere Stegformen und Ansatzpunkte, andere Mundstückzwinge - vor allem die offenen Federn und keine Blattfedermaschine ....
Andererseits: wenn man das Instrument anspielt und mit der Beschreibung hier vergleicht:
http://www.museum-markneukirchen.de/for ... =13&t=1431
Liegt doch wieder die Vermutung "Schediwy" nahe, denn der Sound ist doch genau so wie hier beschrieben:
Derselbe ist von ungemeinen Wohllaut, zart und weich, von voluminöser Fülle, ohne je den hohlen Ton des Flügelhorns anzunehmen. Anderseits besitzt er ein brillantes, glänzendes Timbre, ohne das knatterige Wesen der französischen und englischen Cornette anhaftet, welches namentlich in der Tiefe so unangenehm wirkt.
Wirklich kein Vergleich mit meinem modernen "Pumpen"-Kornett (Hirtenstab-Form)!!
Ich habe das Kreuzkornett übrigens mit meinen J*B*S Flügelhornmundstücken mit Adapter angespielt, denn die Mensur des Kreuzkornetts ist sehr groß - wie bei Trompeten. Mit dem Trompetenmundstück gespielt klingt es lange nicht so schön und für meine Kornettmundstücke habe ich leider keinen Adapter (deren Mensur ist noch viel kleiner).
Also liebe Instrumentenbauer, was meint ihr dazu?