Drehventile spannen

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Moderator: Die Instrumentenbauer

ichbinsnur
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Drehventile spannen

Beitrag von ichbinsnur »

Hallo, ich habe ein älteres Instrument mit Drehventilen. Hier hat nun jeder Drücker ein kleines Rädchen um wohl eine Feder zu spannen, welche das Ventil in die Grundposition zurückholt. Zusätzlich hat diese Sache eine Feder, welche wohl die Spannung festhält bzw. womit man sie wieder aufhebt. Nun meine Frage: sollte die Spannung nach dem benutzen des Instrumentes wieder gelöst werden? Und warum hat man das seinerzeit so aufwendig hergestellt? Grüße....
Trumpetzky
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von Trumpetzky »

Ersteinmal: Finger weg von irgendwelchen Stellrädchen, solange alles funktioniert.
Zweitens: Finger weg von irgendwelchen Stellrädchen, wenn etwas nicht funktioniert.
Die Feder muss nicht entspannt werden, denn dafür ist sie da.

Wenn was nicht funktioniert, sind diese aufwendigen Federmechanismen ein Fall für den Spezialisten und nicht für den Laien.

Warum es diese komplizierten Mechanismen gibt, ist mir mangels Fachkenntnis nicht bekannt. Ich kenne das hauptsächlich von Instrumenten aus der ehemaligen Tschechoslowakei, Polen und Russland. Ob es in der DDR und/oder im Raum Klingenthal Hersteller gab, die das als Premium-Merkmal verwendeten oder so, weiß ich auch nicht. Da gibt es jedenfalls wissendere Personen.
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Wolfram
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von Wolfram »

Hallo,
Für Drehventile gibt es in der Regel zwei unterschiedliche Federnsysteme.
Spiralfedern - die frei liegen
Trommelfedern - die nicht sichtbar sind

Während man Spiralfedern relativ leicht auswechseln, reparieren und in seiner Spannung verändern kann, ist das bei Trommelfedern grundlegend anders. Hier kann (bei Mechanik ohne Stellrädchen) eigentlich nur der Instrumentenbauer mit Hilfe von Spezialwerkzeug an die Trommelfeder ran und Veränderungen vornehmen.
Um dem Musiker zu helfen, selber die Federkraft zu verändern, gibt es für Trommelfedern schon sehr lange diese Stellrädchen. So hatten zum Beispiel gute "Heckel-Trompeten" oft diese Rädchen. Aber auch heute werden diese Stellrädchen für neue Instrumente angeboten. Einer der bekanntesten Drehventil-Hersteller "Meinlschmidt" hat dies auf seiner Webseite abgebildet:
https://www.jm-gmbh.de/drehventile/flue ... -trompete/

Das Rädchen hilft dem Musiker Feineinstellungen vorzunehmen, damit die Drücker mit gleichem Druckwiderstand arbeiten können.
Hast du ein solches Instrument, ist es in der Regel ein hochwertiges Instrument.
Entspannen musst du nichts, denn dafür sind die Rädchen nicht gedacht.

Ich hoffe diese Angaben helfen dir weiter?
LG, Wolfram
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von ichbinsnur »

Das ist ja interessant. Ich hatte sowas bislang noch nicht gesehen und auch nichts nachlesen können. Vielen Dank für die Info.
ichbinsnur
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von ichbinsnur »

Er handelt sich bei dem Instrument um was älteres und ich hab nochmals eine Frage. Das Instrument hat ein normales Mundrohr und wird über einen Stimmung gestimmt. In sich ist die Intonation Recht gut. Die Grundstimmung ist jedoch Recht hoch und der Stimmung muß bis fast an die Grenze des machbaren herausgezogen werden um die 442 Herz des Stimmgerätes hinzubekommen. Hatten diese Instrumente evtl. einen Mundstückvorsatz oder gibt es für solche Fälle spezielle Mundstücke mit einem längeren Schaft?
Grüße...
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BrigantiumJazz
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von BrigantiumJazz »

Klingt ganz danach, als ob das Instrument nicht in B gestimmt ist. Voraussichtlich eine C-Trompete, die ist kürzer und um 1 Ton tiefer gestimmt. Deshalb musst soviel ausziehen… das geht, aber dann sind auch die Ventilzüge zu kurz. Da leidet dann die Intonation darunter. C-Trompeten werden am meisten in klassischen Orchestern eingesetzt.
-=iii=< BrigantiumJazz
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von Kojak »

viewtopic.php?f=7&t=35512

guckst du....kann auch gut "high pitch" oder hohe österreichische Militärstimmung sein
gabs alles früher-hab auch eine echt tolle Bohland&Fuchs-spielt super...aber halt in "H"
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Wolfram
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von Wolfram »

ichbinsnur hat geschrieben: Sonntag 12. Juni 2022, 07:34 Er handelt sich bei dem Instrument um was älteres und ich hab nochmals eine Frage. Das Instrument hat ein normales Mundrohr und wird über einen Stimmung gestimmt. In sich ist die Intonation Recht gut. Die Grundstimmung ist jedoch Recht hoch und der Stimmung muß bis fast an die Grenze des machbaren herausgezogen werden um die 442 Herz des Stimmgerätes hinzubekommen. Hatten diese Instrumente evtl. einen Mundstückvorsatz oder gibt es für solche Fälle spezielle Mundstücke mit einem längeren Schaft?
Grüße...
Welchen Stimmton hast du denn auf deinem Stimmgerät eingestellt? Oder, welcher klingende Ton wird dir angezeigt?
Es sollte das klingende "Bb" auf dem Display stehen. Nicht "B" (bei englischer Beschriftung) oder "H" , oder "C" !!!
LG, Wolfram
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von ichbinsnur »

Ich habe auch andere Instrumente und da tritt das Problem nicht auf. Zum stimmen benutze ich eine App auf dem Smartphone. Diese App kann die Töne in c gestimmt anzeigen und ich kann die App auch für b-instrumente umstellen. Ich hoffe ich drücke mich richtig aus. Ist der Stimmung nicht gezogen und ich benutze ein normales Mundstück, welches auch genauso tief steckt, wie bei anderen Instrumenten. Die mundrohraufnahne hat ungefähr 1,1 cm Durchmesser. Messe ich den Ton, dann ist dieser ziemlich genau einen halben Ton zu hoch.
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Wolfram
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von Wolfram »

Hast du einen Instrumentenbauer in der Nähe, um das Instrument vorzustellen? Der kann dir sofort sagen, was es mit der Stimmung deines Instrumentes auf sich hat.
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von Kojak »

Kojak hat geschrieben: Sonntag 12. Juni 2022, 09:42 viewtopic.php?f=7&t=35512

guckst du....kann auch gut "high pitch" oder hohe österreichische Militärstimmung sein
gabs alles früher-hab auch eine echt tolle Bohland&Fuchs-spielt super...aber halt in "H"
ich zitier mich mal ganz arrogant selbst :narr:

@ichbinsnur hast du das gelesen???

grüssle
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von ichbinsnur »

Ok, vielen Dank für eure Infos. Wenn ich näheres weiß, gebe ich bescheid.
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von Spitfire »

Wolfram hat geschrieben: Sonntag 29. Mai 2022, 18:59 Während man Spiralfedern relativ leicht auswechseln, reparieren und in seiner Spannung verändern kann, ist das bei Trommelfedern grundlegend anders. Hier kann (bei Mechanik ohne Stellrädchen) eigentlich nur der Instrumentenbauer mit Hilfe von Spezialwerkzeug an die Trommelfeder ran und Veränderungen vornehmen.
Um dem Musiker zu helfen, selber die Federkraft zu verändern, gibt es für Trommelfedern schon sehr lange diese Stellrädchen. So hatten zum Beispiel gute "Heckel-Trompeten" oft diese Rädchen. Aber auch heute werden diese Stellrädchen für neue Instrumente angeboten. Einer der bekanntesten Drehventil-Hersteller "Meinlschmidt" hat dies auf seiner Webseite abgebildet:
https://www.jm-gmbh.de/drehventile/flue ... -trompete/

Das Rädchen hilft dem Musiker Feineinstellungen vorzunehmen, damit die Drücker mit gleichem Druckwiderstand arbeiten können.
Hast du ein solches Instrument, ist es in der Regel ein hochwertiges Instrument.
Entspannen musst du nichts, denn dafür sind die Rädchen nicht gedacht.

Ich hoffe diese Angaben helfen dir weiter?
LG, Wolfram
Hi Wolfram,

kurze Nachfrage: sehen diese Rädchen so aus wie bei dieser Trompete? Falls jemand will, ist günstig zu verkaufen - aber darum gehts mir hier nicht.

https://ibb.co/Vj13GCX
https://ibb.co/VLBwkVb
https://ibb.co/R7FhtjD
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von ichbinsnur »

Hallo nochmals. Ich habe jetzt mehrere Bilder mit diesen Rädchen zum spannen der Ventildrücker gesehen. Hat ein bestimmter Drehventilhersteller diese Technik benutzt oder gibt es da jetzt mehrere Hersteller - oder sogar viele, die dieses verwendet haben, weil es grad mal modern war?
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Re: Drehventile spannen

Beitrag von brasstacks »

Hi ichbinsnur,
Spannrädchen zur Veränderung der Federkraft kamen in der 2. Hälfte des 19. Jh. auf. Es entstanden verschiedene Konstruktionen, die zum Teil über Patentanmeldungen untermauert wurden. Dahingehende Patente wurden auch noch im 20. Jh. vergeben.
Man kann die Thematik „Spannrädchen oder Stellrädchen“ somit nicht einem einzelnen Hersteller zuordnen.
Ein Beispiel mit Schneckenrädern und Stirnrädern ist hier zu sehen.
https://brasstacks.de/als-walzenventil.html
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