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Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Samstag 18. August 2007, 22:15
von buddy
Wynton Marsalis spielte auf "Carnaval" das "Moto Perpetuo" ohne Absetzen dank Zirkelatmung. Ist er jetzt ein Proll?

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Samstag 18. August 2007, 22:19
von naturtrompeter
Er ist super!!! Aber sicherlich nicht wegen der Zirkularatmung. Da gibt es viel wichtigere Fähigkeiten, die man haben muss um so gut spielen zu können. Wenn man das alles erreicht hat, dann kann man sich auch noch mit der permanenten Atmung befassen.

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Sonntag 19. August 2007, 00:48
von buddy
Nebenbei, ich frage mich, ob die dicken Bäckchen auf manchen Abbildungen barocker Bläser auch etwas mit Zirkelatmung zu gehabt haben.

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Freitag 24. August 2007, 08:23
von hari7
Neenee, ich glaube eher, das ist der "Dizzy"-Ansatz. Mr.Gillespy hat ja nicht aufgrund der Zirkularatmung dieses markante Gesicht bieim Trompeten gehabt, sondern wegen seiner speziellen Technik.

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Samstag 25. August 2007, 10:27
von buddy
Tja, nur ist von Dizzy Gillespie bekannt, dass er circular breathing einsetzte.

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Dienstag 28. August 2007, 16:22
von hannes
buddy hat geschrieben:Nebenbei, ich frage mich, ob die dicken Bäckchen auf manchen Abbildungen barocker Bläser auch etwas mit Zirkelatmung zu gehabt haben.
Da es das Mittel der Fotografie zur Zeit des Barock noch nicht gab und ein künstlerisches Ideal die möglichst genaue Darstellung von Personen, Perspektiven, Bewegung usw. war, konnte der Vorgang des Blasen nur auf diese Weise überzeugend abgebildet werden. Dies hat nichts damit zu tun, dass alle Bläser zu dieser Zeit die Backen aufbliesen!
Es lassen sich so eben am besten Bläser darstellen; also ein Kunstkniff.

Hannes

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Mittwoch 29. August 2007, 20:54
von Frank
Zirkularatmung funktioniert übrigens mit und ohne aufgeblasene Backen. Mit Backen hat man lediglich mehr Luftspeicher.

Frank

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Donnerstag 30. August 2007, 20:33
von buddy
Bliebe noch die Frage, ob man anhand überlieferter Clarinbläser-Linien etwas dazu sagen kann, dass auch bisweilen mit Zirkulär-Atmung gespielt wurde (oder eben nicht).

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Donnerstag 30. August 2007, 21:15
von Frank
buddy hat geschrieben:Bliebe noch die Frage, ob man anhand überlieferter Clarinbläser-Linien etwas dazu sagen kann, dass auch bisweilen mit Zirkulär-Atmung gespielt wurde (oder eben nicht).
Meinst Du damit, dass die länge der Phrasierungen eventuell nur mit Zirkularatmung zu spielen war ?

Frank

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Donnerstag 30. August 2007, 21:44
von hannes
Die thematisch-motivische Materialverarbeitung der Barockzeit (einfach gesagt: Art der Melodien inklusive Zäsuren, wo man atmen kann/darf) bedingt keine Zirkularatmung (ist mir zumindest nicht bekannt).

Hannes

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Freitag 31. August 2007, 00:27
von buddy
Ich habe keine Ahnung von historischer barocker Spielweise, es war einfach eine Frage an die, die damit Erfahrung haben.
Ich höre hauptsächlich Jazz, Pop und Rock. Ab und zu auch sehr gern Klassik, aber nicht trompetenorientiert. Also z.B. von Bach lieber die Goldstein-Variationen oder die Cello-Suiten als die Brandenburgische Konzerte. Generell aber eher die Musik des 19. bis Mitte 20.Jahrhunderts, da am liebsten Konzerte und Opern.
Hoch B Trompeten haben definitiv nicht meinen Lieblings-Sound und selbst erlebte Konzerte wie das von Güttler Anfang der 90er in Köln konnten meine Meinung nicht gerade ändern.
Es würde mich einfach interessieren, ob die Literatur für Naturtrompeten und eine historische informierte Aufführungspraxis wegen der lange vergessenen und offenbar virtuosen Spielpraxis jener Tage eine Technik wie die Zirkluäratmung nahe legt.

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Freitag 31. August 2007, 10:43
von Abri
@buddy: Ich würd gern mal Gottfried Reiche fragen (hoffentlich ists noch ein bisschen hin bis zu der Gelegenheit), bin aber sicher, dass Zirkuläratmung in der barocken Aufführungspraxis keine Rolle gespielt hat. Auf jeden Fall ist mir kein Werk bekannt, das eine Permanentatmung notwendig machen würde. Ich selbst beherrsche die Permanentatmung nicht bzw. nicht musikalisch einstzbar. Hab allerdings noch nie das Gefühl gehabt, dass mir da was fehlt.
Zu den "dicken Backen": wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht hat erst J.E. Altenburg weit nach 17knölfzig in seinem Werk "Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter-und Pauker-Kunst" vom Aufblasen der Backen als "Unart" abgeraten. Schien also eine weit verbreitete Praxis gewesen zu sein, die Backen aufzublasen, daher auch die häufige Darstellung von Trompetern mit aufgeblasenen Backen.

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Freitag 31. August 2007, 18:28
von hannes
Wie gesagt: Werke der Barockzeit widersprechen der Notwendigkeit von Zirkularatmung. Zäsuren zwischen Themen und Motiven sind sogar nötig, um den Reiz dieser Musik aufrecht zu halten. Die Unsitten des Backeaufblasens mit Backpfeifen zu beantworten habe ich auch schon gelesen. :lol: Ob dies weiter verbreitet war als heute ...? Wesentlich dürfte aber ein geringerer Informationsstand über das Spielen von Trompeten sein, was meiner Meinung nach sicherlich dazu beitrug, dass man sich über Dinge wie Zirkularatmung absolut keine Gedanken machte. Wozu auch: man benötigte es doch nicht! :wink:

Hannes

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Freitag 31. August 2007, 20:27
von buddy
hannes hat geschrieben:...Wesentlich dürfte aber ein geringerer Informationsstand über das Spielen von Trompeten sein...
Was meinst Du mit "geringer Informationsstand"?
Setzte die Technik des Clarinblasens auf einer Naturtonreihe höher Partial 9 samt Treiben nicht eine virtuose Technik voraus?
Als um die Jahrhundertwende zum 20.Jahrhundert Kryl, Liberati und wenige andere auf modernen Instrumenten weit in die dreigestrichene Oktav spielten, waren sie weltweit bestaunte Phänomene, wenn ich mich richtig an Edward Tarrs Kapitel dazu in seinem Trompetenbuch erinnere. Die Technik der High Notes war anscheinend im 19. Jarhundert in Vergessenheit geraten und wurde erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Zuge der historischen Aufführungspraxis wiederentwickelt.

Re: Frage zur Zirkulationsatmung

Verfasst: Samstag 1. September 2007, 14:13
von hannes
Heutzutage hat jeder Mensch über das Internet, Bibliotheken, DVDs ... einen vielfältigen Zugriff auf Informationen. Auch gibt es eine Reihe wissenschaftlich fundierter Untersuchungen (z.B. auch röntgentechnische Aufnahmen), die der Aufklärung beitragen. Das Clarinblasen war wohl eher ein Insiderwissen, das mündlich weitergetragen und nicht wissenschaftlich untersucht bzw. detailgenau publiziert wurde.

Hannes