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Hochziehen der Schultern beim Einatmen

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2006, 17:17
von kuhlo
In der letzten Übungsstunde mit einem meiner Jungbläser ist mir seine falsche Atemtechnik aufgefallen. Ich arbeite seit ca. 2 Monaten wieder mit ihm und er bekommt auch noch gleichzeitig Unterricht von einem Profi (dem ist das leider nicht aufgefallen).

Er atmet in der Regel durch die Nase ein, das wird sich lösen lassen. Das viel größere Problem, er atmet komplett nach oben in den Brustkorb und zieht dabei auch die Schultern leicht nach oben.

Nach einer halben Stunde sehr konzentriertem üben der Bauchatmung hat sich sein Tonumfang von c2 auf f2 verbessert (zwar mit relativ viel Druck, fand es aber trotzdem sehr erstaunlich). Ich möchte ihm aber zusätzlich noch entsprechende Übungen an die Hand geben, um sich auch in den heimischen Übungsstunden damit auseinanderzusetzen.

Maurice André soll sich ja in jungen Jahren zwei schwere Eichenstühle über die Schultern gehängt haben, um sich das abzugewöhnen (soweit die Legende), solche quälenden Übungen möchte ich ihm natürlich ersparen.

Wer kann mir evtl. ein paar gute Übungen empfehlen?

Welche Literaturempfehlungen habt ihr generell in Bezug auf die Atmung bei Blechbläsern?

Gruß Kuhlo

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2006, 17:30
von trumpetaustria
das ist ja so eine sache mit der atmung als blechbläser!

einerseits hört man immer wieder bauchatmung alleine sei das richtige, ich allerdings denke, dass man alle seine "leeren" ecken des körpers mit luft auffüllen sollte! bobby shew z.B. atmet zuerst in den bauch, anschließend in die Brust und sogar "der legende nach" in den rücken, jedenfalls meinen viele er würde auch links und rechts von der wirbelsäule aufgehen wie ein "germknödel". auch die schultern werden gehoben und beim anspielen des tones drückt er die schultern nach unten, um die luft im gesamten oberkörper zu "komprimieren". mach das jetzt seit einigen monaten auch in die richtung und merke schon eine verbesserung, vorallem im klangbereich und in der höhe, spiel in ner bigband lead und es is jetzt für mich um einiges angenehmer als noch vor ein paar monaten.

Hoffe ich konnte dir damit weiter helfen. (probiers mal aus)

Lg

Re: Hochziehen der Schultern beim Einatmen

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2006, 17:33
von Miboba
kuhlo hat geschrieben:Welche Literaturempfehlungen habt ihr generell in Bezug auf die Atmung bei Blechbläsern?
Hallo Kuhlo,

ich gebe Dir jetzt nicht den Tip, die Forensuche zu nutzen :mrgreen: :) :oops: aber ich hatte hier mal die Empfehlung "Robert Kreutzer: Stütze!!? - Atemtechnik für Bläser und Sänger" gelesen und finde das Buch sehr gut.

In "Brass Master Class" von Burba ist die Atemtechnik ebenfalls gut erklärt.
Er atmet in der Regel durch die Nase ein, das wird sich lösen lassen.
In vielen Lehrbüchern, die ich gelesen habe, wird die Nasenatmung bevorzugt (Burba, Huhn, Caruso usw.). Bist Du hier anderer Meinung?
Ich atme übrigens durch den Mund ein. :oops:

Gruß

Miboba

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2006, 17:46
von kuhlo
@ Miboba

Das Buch von Wolfgang Huhn kenne ich nicht, aber die beiden anderen.

Es wird interessanterweise auch hier oft behauptet, in beiden Büchern stünde die klare Anweisung "generell" durch die Nase einzuatmen. Kann ich aber so nicht stehen lassen. Bei Caruso wird die Nasenatmung eigentlich nur für die Übungen propagiert, bei denen die Position des Mundstücks an den Lippen nicht verändert werden soll, was zwangsläufig bei der Atmung durch den Mund passieren würde.

Burba bevorzugt die Nasenatmung nur, wenn genügend Zeit zur Verfügung steht, um in Ruhe einzuatmen, ansonsten soll auch durch den Mund eingeatmet werden.

Ich möchte diesem Schüler beibringen, schnell und tief Luft zu holen, da dies bei Posaunenchorstücken aufgrund nur recht seltener längerer Pausen fast immer erforderlich ist (kurze Atempause und weiter gehts).

Die Forensuche ist mir bekannt :wink:, vielleicht hat aber hier noch der ein oder andere aufgrund meiner Problemstellung andere Vorschläge.

Gruß Kuhlo

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2006, 18:41
von Kowa
Ob Nase oder Mundatmung, da gehen die Lehrmeinungen weit auseinander. Zusätzlich zu den bereits erwähnten :

Campos in "Trumpet Technique" : Grundsätzlich nur über die Mundwinkel einatmen, ohne dabei das Mundstück abzusetzen.

Burum in "Das Geheimnis des richtigen Ansatzes" : Mundatmung wenn immer möglich vermeiden, damit die grünspanverseuchte Luft aus der Trompete nicht eingeatmet wird.

Ich benutze beide, hängt natürlich auch vom Stück ab. Bei schnellem Schnappatmen kommt über den Mund die Luft schneller, wenn die nächste Passage viel Luft erfordet geht es nicht anders.

Atemübungen am Anfang am besten im Liegen auf weichem Untergrund machen, da haben die meisten Menschen mehr Körpergefühl und spüren den Luftfluss besser.

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2006, 18:57
von Zap
Ich denke, es sollte mehr um Ursachen, als um Symptome gehen.

Konkret:
Nasenatmung (Symptom) kann gut sein, weil sehr entspannt (Ursache), oder schlecht, weil Ausdruck von zu wenig Luft (Ursache: der Schüler meint, mit dem Maß Luft zurecht zu kommen, das er in kurzer Zeit auch durch die Nase bekommt.)
Es sollte also nicht darum gehen, ob Nase oder Mund, sondern grundsätzlich um entspanntes, tiefes einatmen.
(Ist Dir wahrscheinlich auch klar, Kuhlo, aber Dein "Er atmet in der Regel durch die Nase ein, das wird sich lösen lassen." macht mir etwas Bauchschmerzen.)

Das "Schulterproblem" löst sich vielleicht auch "von selbst", wenn er lernt, tief und entspannt ein- und auszuatmen. Je nach Alter versteht er vielleicht auch abstrakt den Hinweis, dass man keinen Kubikzentimeter Luft in seine Schultern einatmen kann.

Ich würde mich - wie gesagt - auf tiefes (nicht zu tiefes!) Einatmen und ein entspanntes Körpergefühl konzentrieren. Die Kraftkomponente sollte bis g2 noch kein Thema sein. Bobby-Shew-Wedge-Yoga-etc.-Atemtechniken sind in dem Fall wohl nicht Zielführend.

Verfasst: Freitag 17. Februar 2006, 10:04
von kuhlo
@ Zap

Gerade weil er spätestens nach zwei Takten erneut Atem holen muß, halte ich mehr davon auf Mundatmung umzustellen. Er schafft es momentan nicht, über die Nase wirklich tief einzuatmen (er ist aber auch sonst nicht gerade der Schnellste, das kommt noch hinzu). Er muß erst lernen, mit seinem Luftvorrat zu haushalten bzw. wie man überhaupt tief einatmet, denn da hat er schon Schwierigkeiten. Du brauchst also deswegen keine Bauchschmerzen bekommen.

Bei mir funktioniert die Nasenatmung auch nur dann richtig, wenn ich genügend Zeit habe. Bei einer kurzen Atempause ist dies z.B. nicht der Fall =>Schnappatmung.

Von einer "Selbstheilung" gehe ich nicht aus. Mir wären konkrete Übungen wichtig, damit er sich das richtige Einatmen dauerhaft angewöhnt. Besonders, weil wir in der letzten Übungsstunde sehr lange gebraucht haben, eine Umstellung durchzuführen und er immer wieder in das alte Verhaltensmuster verfiel. Meine Jungbläser sind aber glücklicherweise alle sehr lern- und übewillig :) . Von daher muß ich ihm ein bißchen "Futter" liefern und die ganze Umstellung ein wenig begleiten, dann wird das schon. Später können wir ja dann auch wieder die Nasenatmung üben, im Moment hat aber schnelles und tiefes Einatmen erste Priorität.

Vielen Dank aber für Eure Antworten. Sie helfen mir auf jeden Fall zu einem Ergebnis meiner eigenen Überlegungen zu kommen. Ich bin auch nicht fest in meiner Meinung bzw. muß ja selbst erst den richtigen Ansatz für ihn finden.

Gruß Kuhlo

Verfasst: Freitag 17. Februar 2006, 11:52
von Gordon_D5
Atmung??? Malte Burba!!!

Verfasst: Freitag 17. Februar 2006, 12:50
von burt
@Gordon:

so erfolgreich Burbas Methode doch auch bei einigen Studenten sein mag, so halte ich sie doch für wenig geeignet, Jungbläser für den Posaunenchor auszubilden.

1. Von der Methodik ist sie m.E. nicht für Kinder geeignet
2. Zu zeitaufwendig

Ich denke hier ist weniger mehr :wink: .

Verfasst: Freitag 17. Februar 2006, 13:50
von Gordon_D5
burt, habe ich gesagt die ganze Methode oder die Atmung??? Richtig, die Atmung. Wenn du die gesamte Methode ansiehst hast du vollkommen Recht.
Ich bin kein Burba Sklave, aber ich finde die Atmung in seinem Buch, dass Beste was es über Atmung zu lesen gibt. Bei seiner Mimik und Lippen Geschichte bin ich anderer Meinung.
Die Übungen für die Atmung sind für Trompeter/innen jedes Alters geeignet und nicht zeitaufwendig sondern nützlich.

Verfasst: Freitag 17. Februar 2006, 14:40
von Zap
kuhlo hat geschrieben:Später können wir ja dann auch wieder die Nasenatmung üben, im Moment hat aber schnelles und tiefes Einatmen erste Priorität.
Habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt - genau das meinte ich auch!

Wie sieht es denn mit "Reichweiten-Wettkämpfen" aus? Es gibt insbesondere bei Arban, aber auch z.B. bei Clarke einige Übungen, die man gut auf einen Atem bzw. so weit wie möglich, ohne Luft zu holen, spielen kann. Da ist er gezwungen, entweder schnell, leise oder mit guter Atemtechnik zu spielen - und bei letzterem hätte er wohl den größten Trainingseffekt. Mit Deiner Anleitung könnte das helfen...

Verfasst: Freitag 17. Februar 2006, 14:45
von kuhlo
Danke Zap, wirklich eine gute Idee. Habe Dich anscheinend wirklich etwas falsch verstanden - Entschuldigung. Werde da mal ein paar Übungen für ihn raussuchen. Die Anfangsübungen von Thompson zielen ja auch darauf ab.

Auch allen anderen vielen Dank. Werde meinem Schüler mal die Schule von Burba bezüglich der Atmung zur Verfügung stellen (die anderen Teile soll er dann besser (noch) nicht lesen.

Gruß Kuhlo

Verfasst: Freitag 17. Februar 2006, 15:09
von naturtrompeter
was die Mund- oder Nasenatmung betrifft, sollte man sich meiner Meinung nach keine Sorgen machen, obwohl ich als ehemaliger Burum-Schüler auch gelernt habe, nur durch die Nase zu atmen. Es ist ziemlich egal.

Für die Bauchatmung bzw. gegen das Schultern hochziehen empfehle ich, auf dem Boden liegend zu üben. Also flach auf dem Rücken auf den Boden liegen und bewußt in den Bauch zu atmen, dann lange Töne gerade und mit gleichmäßigem Luftstrom aushalten. Auf dem Boden liegend kann man die Schultern praktisch nicht anheben und muss zwangsläufig in den Bauch atmen. Man kann dabei auch sehr schön beobachten, wie der Bauch sich hebt und senkt. Diese Übmethode stammt übrigens auch vom alten Burum.

Verfasst: Freitag 17. Februar 2006, 15:23
von kuhlo
@ naturtrompeter

Die Methode zur Übung der Atmung propagiert ja auch Herr Burba. Hatt er dann warscheinlich von Prof. Burum. Ich muß sein Buch auch noch irgendwo haben, muß ich mal nachschauen.

Wie bläst man aber auf dem Boden liegend? Trompete senkrecht nach oben ist ja warscheinlich nicht so gut? Sonst würde man nicht nur die grünspanverseuchte Luft einatmen, sondern wohlmöglich noch... Nee, das laß ich dann besser.

Ist schon eine ernstgemeinte Frage, denn man soll sich doch meines Wissens mit dem Rücken auf den Boden legen, oder?

Wäre Dir für eine Ergänzung dankbar.

Schönen Gruß Kuhlo

Verfasst: Freitag 17. Februar 2006, 15:51
von Gerber
Bobby Shew, Bud Brisbois, Maynard Ferguson, Scott Englebright, Eric Miyashiro, Paul Cacia, Andy Haderer, Bill Chase, Andrea Tofanelli.. ziehen beim Einatmen die Schultern hoch.