Gesangsunterricht oder Atemtherapie

Wie kann ich die Atmung verbessern ? Wie wichtig ist die Atmung für das Trompetespielen ?
Hier gibt es die Antworten auf solche Fragen.

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hari7
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Beitrag von hari7 »

Ich finde den Unterschied zwischen Gesangunterricht und Stimmbildung übrigens recht bedeutsam. Unter Gesangunterricht verstehe ich weitgehend musikalische Unterweisung mit dem Ziel, im Idealfalls eine klassische Opernstimme zu erzielen, bei der Stimmbildung liegt der Schwerpunkt wohl etwas mehr auf Eigenwahrnehmung Selbsterfahrung, vielleicht sogar Therapie. Das ist also etwas übergeordneter, nicht so auf den eigentlichen Gesang fixiert.
Macht Euch nix draus, ich bin nur zugelaufen.
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Nettietrompettie
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Beitrag von Nettietrompettie »

NEIN!!!
Gesangsunterricht bedeutet keine "Opernsänger"-Ausbildung!
Diese weit verbreitete Meinung kennzeichnet den nichtsahnenden und auf völlig falscher Fährte tappenden Laien!
Stimmbildung ist in jedem Gesangsunterricht enthalten. Stimmbildung ist, so wie ich es verstehe (und während meines Studiums und in meinen knapp 18 Jahren Gesangsunterricht mir an"erdacht" und an"empfunden" habe), weniger textorientiert, sondern beschäftigt sich mit der natürlichen Reaktion des Körpers auf Töne, die über die Stimmbänder produziert werden (das ist jetzt sehr platt ausgedrückt, damit auch jeder versteht, was ich meine), mit Atmung, mit Körperpräsenz, mit Melodien, mit Intonation, mit "musikalischer Artikulation" und DANN irgendwann mal mit Text.
Vielleicht hätte ich lieber von einem Gesangsstudium und auf der anderen Seite von dem üblichen (zum Teil sehr rudimentären) Gesangsunterricht sprechen sollen, damit es besser deutlich wird, was ich sagen wollte!

Gesangsunterricht und Opernfach in einen Topf geworfen - da stellen sich mir alle Nackenhaare auf!!

Liebe Grüße,
Nettie
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kuhlo
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Beitrag von kuhlo »

@ Nettietrompettie

Jetzt hast Du Dich ja schön über die Formulierung von hari7 aufgeregt und Deine Auffassung zur Stimmbildung wiedergegeben. Den Unterschied zwischen Stimmbildung und Gesangunterricht hast Du allerdings nicht erklärt. Hätte ich aber eigentlich erwartet, wenn Du schon dem nichtsahnenden und auf völlig falscher Fährte tappenden Laien etwas erklären möchtest.

Vielleicht ergänzt Du ja Dein Posting noch ein wenig, damit vielleicht auch ich verstehe, was Du eigentlich meinst????????????

Gruß Kuhlo
hannes
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Beitrag von hannes »

Es gibt doch keinen Unterschied zwischen Gesangsunterricht und Stimmbildung!!! Stimmbildung ist immer ein Teil des Gesangsunterricht. Der Gesangsunterricht unterscheidet sich dann wiederum zwischen der klassischen Gesangsausbildung für die Kunstmusik, der Ausbildung zur Popularmusik/Jazz oder einer didaktisch orientierten Gesangsausbildung zur Schulmusik.
Jeder Gesangsunterricht beschäftigt sich damit, wie man seine Stimme bilden kann. Deshalb ist Stimmbildung ein Grundtraining, bei dem man lernt, wie man überhaupt mit Atmung, Stütze und der Artikulation von Vokalen und Konsonanten (lustige Übungen mit Zunge/Lippen/Luft)umgeht.
Im Schulmusikstudium hatte ich eine klassisch ausgebildete Sängerin (manche sagen Opernsängerin, doch es gibt noch andere kunstmusikalische Vokalgattungen wie z.B. das Lied), die aber aus keinem von uns im Nebenfach Gesang einen bühnenreifen klassischen Sänger machen konnte. Dies passiert in einem speziellen Studium des Gesanges mit dem Schwerpunkt der klassisch ausgebildeten Stimme für die Kunstmusik. Hier muss man die Stimme trainieren wie ein Musikinstrument und braucht zudem gewisse genetische Voraussetzungen, um an der Spitze mitzuwirken.
Wie im Instrumentalstudium lässt sich der Gesangsunterricht unterscheiden zwischen einer Ausbildung zur Kunstmusik oder Popularmusik/Jazz. Bei beiden Studiengängen studieren meist welche, die entsprechende Stimmvoraussetzungen mitbringen. Im Gesangsunterricht des Schulmusikstudiums können auch die sehr erfolgreich sein, die nicht so optimale stimmliche Voraussetzungen mitbringen. Hier geht es vielmehr darum, nebenn einem gewissen Training der Stimme, die Praxis des Singens zu erwerben, sprich konkreter Umsetzung von Notenmaterial zum Gesang (Interpretation) unter Beachtung grundlegender Stimmbildnerischen Möglichkeiten. Die Unterscheidung zwischen Stimmbildung und Gesang treffen vielleicht einige, weil dies (v.a. bei der Schulmusik) manchmal getrennt unterrichtet wird, um Schwerpunkte zu setzen.
So war es zumindest zu meiner Zeit des Schulmusikstudium von 1990 - 1994. Wenn heute alles anders ist, dann: sorry.

Hannes
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Nettietrompettie
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Beitrag von Nettietrompettie »

Hallo...

Antwort folgt, nur nicht mehr heute nacht.
Stimmbildung gibt es übrigens bereits in der musikalischen Früherziehung!
Da würde man nie im Leben "Gesangsunterricht" dazu sagen!
Mehr dazu aber in meinem definitiv kommenden Posting!
UND noch was weiteres vorne weg:
Nicht jeder Sänger ist Opernsänger! Es ist deutlich zu unterscheiden zwischen lyrisch, dramatisch (eher im Opernfach zu finden) und auch zwischen Klangfarbe der Stimme. Ich hatte sowohl bei Professorinnen unterricht, die aus der Oper kamen, bzw. immer noch aktiv in der Oper tätig sind als auch bei solchen, die im Duo erfolgreich blieben (v.a. Kunstlied bzw. Kabarett und auch Popularmusik) oder sich aber ganz aus der künstlerischen Tätigkeit zurückgezogen haben, um eben nur noch zu unterrichten.
Gesangslehrer ist nicht gleich Gesangslehrer. Auch nicht in der Schulmusik.
SO! Und als letztes heute nacht:
Stimmbildung und Gesangsunterricht wird an manchen Hochschulen (wie leider auch Köln) zusätzlich gespalten, obwohl in unserem Gesangsunterricht selbstverständlich Stimmbildung als elementares Element sozusagen den Grund und Boden bildet!
Aber: Nicht jeder ist in der Lage sofort textbezogen, interpretatorisch und historiegestützt zu singen.
Ich greife übrigens niemanden an und weise auch niemanden zurecht!
Ich poste stets mit einem freundlichen Lächeln wenn auch manchmal mit offenem Mund!
Denn Gesangsunterricht grundsätzlich an der Oper festzumachen ist wirklich laienhaft.
;-)
Was ich unter Stimmbildung verstehe, warum die Übergänge zum "Gesangsunterricht" (sehr plakativ, denn selbstverständlich ist Stimmbildung nur ein "Untertitel") im Studium wie auch im aktiven privaten Bereich sicherlich meist fließend ist...
In der nächsten Mail! Versprochen!!!
















Aber:
Singen und Trompete spielen ergänzt sich wertvoll gut!
Geheimtip von Annette ;-)


LG,
Nettie
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hannes
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Beitrag von hannes »

Interessant, dass in Köln auch (noch) der Gesangsunterricht und die Stimmbildung "gespalten" ist. Hat sich also nichts geändert seit meinem Studium. Ich würde einen integrativen Weg für sinnvoller erachten.

Hannes
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Nettietrompettie
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Beitrag von Nettietrompettie »

Falsch!
In Köln ist Stimmbildung im elementaren und professionellen Gesangsunterricht integriert!!! Und so war es schon immer, denn ohne Stimmbildung ist kein Gesangsunterricht möglich.
Aber:
Es gibt zusätzlich eine Lehrveranstaltung "Stimmbildung", in der man nicht nur lernt, wie man auf elementar effektive Weise andere Stimmen (bsp.weise später im Chor oder in seiner Schulklasse oder im Musik-LK) bildet, sondern auch noch das Wissen über die eigene Stimme vertieft!
Rückschrittlich ist Köln in dieser Hinsicht sicherlich nicht. Denn sonst wäre ich dorthin gewechselt.

Es ist eigentlich wie mit der Ethik. Die Ethik macht einen sehr großen Teil der praktischen Philosophie aus. In jeder Philosophie ist ein großer Teil von "Ethik" enthalten.
Jedoch entwickelt sich jede Philosophie anders weiter und deshalb muss man die "Grundformen" manchmal seperat betrachten können!
Somit sollte man auch in der Lage sein (zumindest wenn man es kennt), Stimmbildung mental aus dem Gesangsunterricht herauszudenken und isoliert zu betrachten, um kennenzulernen, was es eigentlich ist.
Irgendwann mal verschwimmt es miteinander. Und dann ist man auf dem richtigen Weg!

Bin gerade am Verfassen meines Postings über meine Auffassung von Stimmbildung. Ist aber noch nicht fertig...
Kommt aber..

LG,
Nettie
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kuhlo
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Beitrag von kuhlo »

@ nettietrompettie

Ich habe bisher noch keines Deiner Postings verstehen können. Was Du uns hier erklären möchtest, ist mir bisher noch nicht klar geworden.
_____________
Man muß das Rad ja nicht neu erfinden, von daher schaut Euch gegebenenfalls die Erläuterungen zu Gesang, Stimmbildung und Atemtherapie an.

Gesang: http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Gesang

Stimmbildung: http://de.wikipedia.org/wiki/Stimmbildung

Atemtherapie: http://de.wikipedia.org/wiki/Atemtherapie

Persönliche Einschätzung: Es bringt sicher jedem Bläser Fortschritte, sich mit seiner Atmung intensiv auseinanderzusetzen. Die Unterscheidung würde ich aber hier eher bei Theorie und Praxis machen. Man muß sich in der Theorie erst verdeutlichen, welche Vorgänge im Körper den Luftfluß optimieren können, bzw. wie die Funktionsweise der Atmung ist. Für die Umsetzung der Theorie in die Praxis gibt es mehrere Wege. Atemübungen, Atemtherapie, Gesang, vielleicht auch Yoga und, und, und.

Wenn ich mit Gesang meine Atmung verbessern kann, warum dann nicht singen. Stimmbildung halte ich für Fortschritte beim Trompetespielen nur für bedingt geeignet. Die Stimmbänder sollen ja nach Möglichkeit beim Blasen nicht in Funktion treten. Allerdings gehört zur Stimmbildung auch ein gutes Gehör. Ein positiver Nebeneffekt ist somit sicherlich die Schulung des Gehörs.

Wenn ich mich aber ausschließlich mit der Atmung beschäftigen möchte, sind Atemschulen oder Atemtherapie der voraussichtlich bessere Weg.

Gruß Kuhlo
hannes
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Beitrag von hannes »

@Nettie...: Ich hatte das nicht wertend gegenüber Köln usw. gemeint. Es war eine reine Feststellung, dass es neben dem Gesang noch Stimmbildung gibt. Dies ist sehr wichtig, doch meine Meinung ist eben, dass man auch in einem integrativen ganzheitlichen Gesangsunterricht Schwerpunkte setzen könnte. Der Umfang wäre dann natürlich höher und teurer (da Einzelunterricht). In meinem Stimmbildungskurs tummelten sich über 50 Schulmusikstudenten, die teilweise die Zeit abgesessen haben. Von eigener Erfahrungssuche keine Spur. Dies war dann nur im Einzelunterricht "Gesang" in kleinem Umfang möglich, da man ja auch auf ein Prüfung üben musste. Außerdem gehörte ich zu den sehr schüchternen (wie einige andere), die in der Masse eher passiv mitmachten. Trotz dem ich einen sehr guten Abschluss gemacht habe, traute ich mich nicht vor so vielen vorzusingen, da ich mich nicht als Sänger, sondern als Trompeter verstand. Hier drangen mmer die Gesangshauptfächler in den Vordergrund. Die Selbsterfahrungen, die ich im Einzelunterricht gesammelt habe, waren daher erst wirklich effektiv. Heute sähe das vielleicht anders aus: Singen gehört selbstverständlich zu meinem Job; ich musste erst lernen, dass man nicht wie ein großer Tenor singen können muss, um singen zu können. Kurz: Die Singstimme ist unterschiedlich von Geburt ausgeprägt und kann bis zu gewissen Möglichkeiten trainiert werden. Doch das korrekte Singen mit richtiger Atmung/Stütze und das Schulen des Gehörs zur Fähigkeit des Blattsingens kann Jedermann ziemlich gut erlernen.
Daher abschließend noch ein zweiter wichtiger Aspekt: Im Improvisationsunterricht lernte ich, erst alles zu singen, was ich spielen wollte. Dafür halte ich das Singen für sehr wichtig. Ohne dem (Vor-)Singen könnte ich und viele Musik-/Trompetenlehrer wohl nicht auskommen. Deshalb halte ich den Nutzen für das Musizieren für sehr wichtig.

Hannes
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