Zu viel Luft...?

Wie kann ich die Atmung verbessern ? Wie wichtig ist die Atmung für das Trompetespielen ?
Hier gibt es die Antworten auf solche Fragen.

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buddy
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von buddy »

herzbert hat geschrieben:...Von grosser Bedeutung ist auch ein gutes zwischenmenschliches Verhältnis...
Was sehr viel Verschiedenes bedeuten kann.
Bei Kindern ist ganz sicher der "gute Draht" zwischen Schüler und Lehrer von Bedeutung, um neben der reinen Ausbildung auch die Begeisterung für das neue Hobby aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen.

Bei erwachsenen Schülern mag das persönliche Verhältnis im Einzelfall von Bedeutung sein.
Aber mein jetziger Lehrer ist z.B. äußerst sachlich und unterrichtsbezogen. Das bedeutet aber keineswegs, dass er unfreundlich wäre oder den Unterricht mit weniger Engagement gestalten würde. Ich bin dagegen mit deutlich mehr Temperament gesegnet, wenn ich ins Erzählen komme.
Da es mir im Unterricht einzig darum geht, auf die alten Tage doch noch ein möglichst passables Fundament an Trompetentechnik zu schaffen, kommen wir auch ohne Plaudern bestens zurecht.
herzbert
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von herzbert »

Das passt ja. Auch das ist miteinander können.
Mein Lehrer ist zu seinem Wissen und Können auch noch witzig und bringt es sehr menschlich rüber.
Kennt kein BE oder TCE, lässt mir mein grosses Tilz Mundstück, sagt nichts schlechtes über meine Mira Premium.
Vor allem, er kann vermitteln ohne viel Getue.
Und durch diese Art kann man, erlebte ich, auch Luftstaus, Lippenprobleme etc. lösen.
Irgendwie indirekt, und das ist gut so!
Offtopicer gehts nimmer, gehört aber auch dazu :mrgreen:
Toaster
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von Toaster »

Ich bin jetzt umgestiegen von einem YFH-2310 auf ein Kanstul 925 und merke seit dem auch das ich zuviel Luft habe. Bzw öfters mal ausatmen muss und ich durch den höheren Widerstand (wahrscheinlich wegen der engeren Bohrung?) weniger Luft loswerde. Ist dies auch falsche Atemtechnik? Oder legt sich das mit der Zeit und liegt an der Umgewöhnung?
buddy
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von buddy »

Abhilfe schafft z.B. das tägliche Üben von Damrow, Fitness For Brass, S. 33-35, da geht es um die Atemstütze. Die erste Übung ist schnell erklärt und schon mehrfach im Forum beschrieben:
Nimm die ersten fünf Töne der G-Dur-Tonleiter und spiele sie auf einen Legatobogen (ohne Zungenanstoß). Dabei werden die Noten abwechselnd forte und piano angespielt, der Impuls dazu kommt nur aus der Stütze.
Dann erweitern auf komplette Tonleitern, verschiedene Tonarten, rhythmische Gliederungen. Über 2 Oktaven gespielt und inklusive Akkordbrechungen ist diese Übung ein sehr effektives Training zum Ausbau der Höhe und findet sich auch in der Etüdensammlung "Top Tones" von Walter Smith.

Eine weitere bekannte Übung zur Atemkoordination steht in Stamp.
Ausatmen, 8 Schläge leer bleiben, 8 Schläge einatmen, 8 Schläge Luft halten, 8 Schläge "vollständig" ausatmen, 8 Schläge leer bleiben, dann von vorne.
Es gibt zum weiteren Vorgehen verschiedene Variationen, die so aber nicht im Stamp stehen. Eine verbreitete Übung wäre, die Zahl der Schläge pro Runde (evtl. mit Wh.) zu halbieren (4,2,1 Schläge).
Bei bronchialen Problemen wie Asthma muss das natürlich mit dem Arzt abgestimmt werden.

Meinen Glückwunsch zum schönen Flügelhorn.
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alimoe82
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von alimoe82 »

Hallo Forum,
ich würde das Thema gerne aufnehmen und noch etwas erweitern...
Seid ca. zwei Wochen beschäftigt mich folgender Sachverhalt. Kann man auch Gefahr laufen zu viel und zu tief einzuatmen?!
Ich mache nebenher öfters Atmemtrainig (Breathbuilder, Zettel an die Wand pusten, Zettel durchs umgedrehte Mdst an die Wand pusten) und arbeite auch viel mit Pedaltönen. Dadurch konnte ich mir eine gute Atemtechnik aneignen und bin auch in der Lage viel Luft zu bewegen. Allerdings liegt hier wohl auch der Knackpunkt...
Ich habe diese Fähigkeit auch in den normalen Spielbetrieb übernommen und atme schon früh viel ein als auch viel und tief während des Liedes nach.
Wenn dieses Luftvolumen dann noch unter Druck gesetzt wird, kann es doch schnell passieren, dass die Bohrung des Mdst. dicht macht, da sie es nicht mehr verarbeiten kann!? (3.7er Bohrung...eig doch nicht zu eng oder!?)
Gerade in der Höhe habe ich immer noch Schwierigkeiten trotzdem ich alle zwei Wochen Unterricht habe und mit einem Übeplan arbeite..(das Ganze seid ca 4 Monaten)
Vllt setze ich einfach zu viel Volumen unter Druck, das Equipment übersteuert und ich bin desshalb nicht in der Lage, eine stabile Höhe auszubauen?..(obwohl man doch für Höhe Druck braucht)
Hatte die letzten Mal versucht, gegen die Gewohnheit weniger aber dennoch tief einzuatmen und meine, dass ich besser zurecht komme. Allerdings fehlen mir hier noch Erfahrungswerte.
Meinen Lehrer konnte ich dazu auch noch nicht befragen, da ich ihn erste nächste Woche wiedersehe. Bis jetzt hat er auch nichts bemängelt und die fehlende Kraft als einzigen Grund aufgeführt...
MfG Sven

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Sandkuchen
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von Sandkuchen »

alimoe82 hat geschrieben:Seid ca. zwei Wochen beschäftigt mich folgender Sachverhalt. Kann man auch Gefahr laufen zu viel und zu tief einzuatmen?!
Ich mache nebenher öfters Atmemtrainig (Breathbuilder, Zettel an die Wand pusten, Zettel durchs umgedrehte Mdst an die Wand pusten) und arbeite auch viel mit Pedaltönen. Dadurch konnte ich mir eine gute Atemtechnik aneignen und bin auch in der Lage viel Luft zu bewegen. Allerdings liegt hier wohl auch der Knackpunkt...
Ich habe diese Fähigkeit auch in den normalen Spielbetrieb übernommen und atme schon früh viel ein als auch viel und tief während des Liedes nach.
Wenn dieses Luftvolumen dann noch unter Druck gesetzt wird, kann es doch schnell passieren, dass die Bohrung des Mdst. dicht macht, da sie es nicht mehr verarbeiten kann!? (3.7er Bohrung...eig doch nicht zu eng oder!?)
Gerade in der Höhe habe ich immer noch Schwierigkeiten trotzdem ich alle zwei Wochen Unterricht habe und mit einem Übeplan arbeite..(das Ganze seid ca 4 Monaten)
1. Ja man kann auch zu viel einatmen. Insbesondere dann, wenn man auf eine noch gut gefüllte Lunge einatmet. Lösung ist entweder das Einatmen an die zu spielende Phrase anpassen, später nachatmen oder vor dem Nachatmen ausatmen. Ich würde die erste Variante bevorzugen.

2. Die Bohrung ist nicht zu eng. Die maximale Lippenöffnung wird die 3.7 mm nicht überschreiten. Im Übrigen schließen sich die Lippen nach der Maximalöffnung. Für einen Luftstau müsste die Lippenöffnung also noch deutlich größer sein. Weiter komprimiert sich die Luft, wenn sie auf eine enge Stelle kommt. Solange der Druck vor der Enge größer ist als nach der Enge (die Grundvoraussetzung fürs Ausatmen), wirst Du erst ab einer heblichen Differenz zwischen der großen Lippenöffnung und kleinen Mundstückseele einen "Rückstau" merken.
Zur Kontrolle, hast du das Staugefühl auch bei der Übung mit umgedrehten Mundstück?

3. Das Ausbauen der Höhe braucht Zeit und Gedult. Der (Höhen-) Fortschritt ist selten in Tagen oder Wochen zu messen. Es kann sein, dass sich Wochen/Monatelang nichts tut und plötzlich ist ein Ton mehr da. Wichtig ist, dass man konsequent übt und nicht den schnellen Erfolg sucht.
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alimoe82
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von alimoe82 »

Guten Morgen,
in der gestrigen Probe habe ich es mal mit weniger Luft versucht. Gönne mir jetzt nur noch auf Schlag 4 (wenn 4 Schläge vorgezählt werden) eine tiefen Zug. Damit komme ich viel besser klar als wenn ich schon anfange, mich auf Schlag drei voll zupumpen.
Wie das geht kann ich mir auch nicht erklären. Vielleicht reiße ich ja beim Einatmen die Maske zu weit auseinander und bekomme sie im letzten Augenblick nicht mehr schnell genug gestellt und spiele dann total verkrampft los. Wenn ich dahingegen nur einen kurzen Luftzug mache, ist die Veränderung der Maske ja auch nicht so groß.

Ich meine hier mal gelesen zuhaben, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Entweder viel Luft und wenig Druck oder umgekehrt, wenig Luft viel Druck....
MfG Sven

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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von Hochwälder »

alimoe82 hat geschrieben:Ich meine hier mal gelesen zuhaben, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Entweder viel Luft und wenig Druck oder umgekehrt, wenig Luft viel Druck....
Das habe ich hier noch nie gelesen, kann ich auch nicht nachvollziehen.

Prinzipiell würde ich aber nur soviel einatmen, wie für das Spielen einer Phrase mit einem überschaubaren, ausreichenden Polster nach hinten benötigt wird.
Bei jedem spielerischen Einsatz die Lunge gänzlich zu Befüllen, halte ich für extrem unnötig.
LG
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Miss Trumpet
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von Miss Trumpet »

@ alimoe82:

Qualität finde ich wichtiger als Quantität, soll heißen: Achte darauf, dass Du beim Einatmen keine Spannung aufbaust bzw. gegen einen Widerstand ankämpfst, denn so wie du einatmest, wirst du zwangsläufig auch ausatmen. Diese unnötige und kontraproduktive Spannung kann sich auch einschleichen, wenn zwischen Einatmen und Losspielen eine zu große Lücke entsteht und der natürliche Atemfluss unterbrochen wird (s. a. Pendelatmung, Breathbuilder). Beim Losspielen die Einatemmuskulatur sofort zu entspannen und die Luft vollständig freizugeben - vergleichbar mit seufzen - wird auch gern vernachlässigt. Man spielt dann sozusagen mit angezogener Handbremse und die Atmung läuft viel zu kraftbetont ab. Wenn man es mit dem Atemvolumen (Quantität) gerne übertreibt, schleichen sich solche Fehler häufiger ein.

LG, Miss Trumpet
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von buddy »

Ergänzend zum aktuellen Beitrag, der Sachverhalt wurde von Miss Trumpet bereits vor 6 Jahren neben einer sehr guten Übung in einem hochinteressanten Beitrag beschrieben und von ihr seinerzeit schön griffig nach Uwe Köller zitiert:
"Es geht um die Luftqualität, nicht um die Luftquantität!
(d.h.: richtig einatmen, richtig ausatmen, weniger Luft umsetzen und entspannt statt so viel Luft wie irgend möglich umsetzen und verkrampft)"
http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... 872&#p6173
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von Sandkuchen »

alimoe82 hat geschrieben:Ich meine hier mal gelesen zuhaben, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Entweder viel Luft und wenig Druck oder umgekehrt, wenig Luft viel Druck....
Als Konzept mir nicht bekannt. Dies hat physikalisch aber einen wahren Kern. Unter der Prämisse, dass du mit identischer Lippenöffnung spielst = konstantem Luftdruck an den Lippen, brauchst du bei einer sehr großen Befüllung der Atemwege weniger aktiver Kontraktionsenergie für die Atemwege (= Druck) als bei einer geringeren Befüllung. Das liegt daran, dass bei einer maximal Befüllung alleine das Entspannen der Einatemmuskulatur hinreichend für die Ausatmung ist, während mit zunehmender Leerung auch eine aktive Ausatmung erforderlich wird. Maximalatmung ist aber anstrengend und kann dazu führen, dass du aktiv die Entspannung der Atmenmuskulatur verhindern musst. Wenn ich es richtig verstanden habe, basiert auf einer aktiven Ausatmungskontrolle (durch aktives Steuern der Zwerchfellentspannung) das Atemkonzept von Burba oder auch Bixel.
Miss Trumpet hat geschrieben:Beim Losspielen die Einatemmuskulatur sofort zu entspannen und die Luft vollständig freizugeben - vergleichbar mit seufzen - wird auch gern vernachlässigt. Man spielt dann sozusagen mit angezogener Handbremse und die Atmung läuft viel zu kraftbetont ab. Wenn man es mit dem Atemvolumen (Quantität) gerne übertreibt, schleichen sich solche Fehler häufiger ein.
Als Vorstellung wahrscheinlich hilfreich, allerdings wohl nicht der Wirklichkeit (= tatsächliche sofortige Entspannung der Einatemmuskulatur) entsprechend. Der tatsächliche Luftumsatz beim Spielen ist wohl erheblich geringer als die meisten denken. Der Ton entsteht durch das Öffnen und Schließen der Lippenöffnung. Dies erfolgt durch die Erhöhung des Luftdrucks in den Atemwegen/Lunge gegenüber der Aussenwelt. (Erhöhe ich bei konstanter Lippenspannung = maximale Lippenöffnung den Luftdruck, wird der Ton lauter, senke ich den Luftdruck wird der Ton leiser, bis der Luftdruck zu schwach ist, um die Lippen aufdrücken zu können.) Die Druckerhöhung ist Folge der Verkleinerung des Raumes, also Zusammenziehen der Ausatem- und Entspannen der Einatemmuskulatur. Bei langen und leisen Phrasen/Tonaushalten, werde ich nicht umhin kommen, sehr viel Einzuatmen und sehr langsam Auszuatmen. Dies wird aber nicht möglich sein, wenn tatsächlich die Einatemmuskulatur sich sofort völlig entspannt.

Weil aber der Denkende beim Spielen verliert und gerade in der Regel nicht mit maximaler Luft gespielt werden sollte, ist die "Vorstellung" des Lockerlassen oder besser das Vermeiden der Vorstellung nach außen Spannen, wahrscheinlich gewinnbringend. (Ist das das Kreuzerkonzept? Er hatte leider sein Konzept des sofortigen Entspannens nicht wirklich erläutert.)
Miss Trumpet hat geschrieben:Achte darauf, dass Du beim Einatmen keine Spannung aufbaust bzw. gegen einen Widerstand ankämpfst, denn so wie du einatmest, wirst du zwangsläufig auch ausatmen. Diese unnötige und kontraproduktive Spannung kann sich auch einschleichen, wenn zwischen Einatmen und Losspielen eine zu große Lücke entsteht und der natürliche Atemfluss unterbrochen wird (s. a. Pendelatmung, Breathbuilder).
Das entspannte Einatem ist wohl die Grundlage aller Atemschulen. Allerdings ist es sehr wohl möglich Verspannungen beim Luftanhalten bzw. Ausatmen zu lösen. Die Standardatemübung: a) Maximales Einatemen, lange Luftanhalten (z.B. 1 min) und dann aktiv Ausatmen. Das lange Luftanhalten setzt eine möglichst entspannte Einatmung voraus. Allerdings können sich auch noch während des Luftanhaltens Spannungen lösen. b) Lange Töne. Auch hier wird der Körper zu einer verspannungensfreien Atmung gezwungen. Der Erfolg hängt nicht nur vom Einatemen ab.
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Bixel
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von Bixel »

Trumpet18 hat geschrieben:Nun habe ich einen Schüler der das Gefühl hat auch nach langen Phrasen Luft anzustauen und erst einmal ausatmen zu müssen bevor er einatmen kann.
Hat jemand von euch damit Erfahrungen?
Vielleicht hilft die Überlegung, dass die Atmung des Blechbläsers zwei Funktionen zugleich erfüllen muss:
1. Die Bereitstellung von komprimierter Luft, damit die Lippenöffnung in Schwingung versetzt werden kann.
2. Die (ursprüngliche Haupt-)Funktion der Bewerkstelligung des Gasaustausches : Kohlendioxid abgeben, Sauerstoff aufnehmen.

Diese beiden Funktionen beeinflussen einander wechselseitig - und zwar auf etwas "widersinnige" Weise:
Spielt man eine Passage in überwiegend hoher Lage, so wird hierfür eine hohe Kompression der Atemluft benötigt, was mit gesteigerter körperlicher Arbeit und damit höherem Sauerstoffumsatz verbunden ist.
Gleichzeitig wird aber für die bläserische Aufgabe der Erzeugung hoher Töne vergleichsweise wenig Luftvolumen benötigt.
Diese "unselige" Kombination führt dazu, dass beim Spielen hoher Töne (etwa der Leadstimme einer Big Band) tendenziell immer zuviel Luft in der Lunge zurückbleibt, die aber wegen der bereits langen Verweildauer und wegen des erhöhten Stoffwechsels dann schon sauerstoffarm und kohlendioxidreich ist und daher - bläserisch ungenutzt - schnellstens abgeatmet werden muss, bevor sauerstoffreiche Luft eingeatmet werden kann.

Anders herum: Zum Spielen der vierten Trompetenstimme einer Big Band ist vergleichsweise wenig Druck zu erzeugen, was weniger körperliche Anstrengung und damit weniger Sauerstoffumsatz erfordert.
Es wird aber andererseits für die Erzeugung von Tönen in tiefen Lagen erheblich mehr Luftvolumen benötigt als für hohe Töne.

Der "Hochtonbläser" wird also seinen Atemreiz in der Regel aus der Sauerstoffnot beziehen (dies trotz noch einigermaßen luftgefüllter Lunge).
Der "Tieftonbläser" wird hingegen seinen Atemreiz eher daher beziehen, dass ihm das für das Blechblasen benötigte Luftvolumen ausgeht.

Auf diese verschiedenen Anforderungen muss man erst einmal angemessen zu reagieren lernen.

:o
.
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von alimoe82 »

Guten Morgen,
ich hoffe ich kann alle guten Ideen bei meiner Antwort berücksichtigen...
Der "Seufzer" als Grundidee für das Ausatmen ist mir nicht unbekannt Miss Trumpet (Gähnen als Grundidee fürs Einatmen. Geht das auf Köller oder Beetz zurück? Dem Link von Buddy zufolge könnten Teile von denen stammen. Hab es von nem ehemaligen Köllerstudenten). Grundgedanke ist glaub ich, dass man sich natürlich Reflexe zunutze macht und nicht bewusst in den Atmeprozess eingreift weil so Verspannungen provoziert werden.
Mache diese Übung öfters zwischendurch beim Üben oder zuhause. Volltanken und Luft/Seufzer gegen den Widerstand arbeiten lassen. Zunächst mit umgedrehtem Mdst dann auch Töne anblasen. So sollte man laut Ausage meines Bekannten bis zum b'' kommen ohne bewusst nachzuhelfen. Beeindruckend bei dieser Übung ist, dass man nur mithilfe des Luftschwalls einen satten Ton erzeugt. Vielleicht liegt hier auch der Grund meines Übels...
Ich pumpe mich ja jedesmal ziemlich voll. Damit nicht schon beim ersten Ton die Kanne explodiert muss ich bewusst das Zwerchfell zurück halten bzw das Entspannen abbremsen. So "fahre ich von Anfang an mit Handbremse los" und verspanne im Verlauf immer mehr, entweder durch mehr Druck in der Höhe oder weiteres verspannen durch die entstehende Luftknappheit. So fließt irgenwann gar keine Luft mehr, da alles verspannt ist.
Dies würde sich ja auch mit Sandkuchens Erklärung meines These decken (viel Luft wenig Druck, wenig Luft viel Druck). Wenn ich dagegen mit weniger Luft starte, brauche ich ja auch gar nicht mehr oder nur noch weniger Abbremsen, da der Staudruck nicht mehr so hoch ist.

PS:Gibt es einen Unterschied in der Tonqualität, wenn ich Tönen mit sauerstoffreicher oder sauerstoffarmer Luft spiele!?... :D :ironie:
MfG Sven

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Bixel
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von Bixel »

alimoe82 hat geschrieben:PS:Gibt es einen Unterschied in der Tonqualität, wenn ich Töne mit sauerstoffreicher oder sauerstoffarmer Luft spiele!?
Ja - obendrein verändert sich mit veränderter Zusammensetzung des Mediums auch die Tonhöhe.

:o
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Re: Zu viel Luft...?

Beitrag von buddy »

alimoe82 hat geschrieben:...Vielleicht liegt hier auch der Grund meines Übels...Ich pumpe mich ja jedesmal ziemlich voll...
Davon kannst Du ausgehen, "tief Atmen" führt schnell zu einem Missverständnis.
Hier gibt es einen äußerst umfassenden Blog zur interessanten Methodik von Claude Gordon: http://thesystematicapproach.com/about/

James Morrison erklärt auf seiner DVD "The James Morrison Way" sehr anschaulich, wie wichtig eine spontane und natürliche Einatmung bei Kontrolle der Ausatmung ist, indem er den Wechsel von Spannung (gestütztes Ausatmen) und Entspannung (Einatmen) betont. Auch Malte Burbas Ausführungen und Übungen zum Thema Atmung liegen auf der gleichen Linie (Brass Master Class DVD).
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