Mentale Blockade!

Wie kann ich die Atmung verbessern ? Wie wichtig ist die Atmung für das Trompetespielen ?
Hier gibt es die Antworten auf solche Fragen.

Moderator: Die Moderatoren

hannes
Unverzichtbar
Beiträge: 2279
Registriert: Dienstag 22. Februar 2005, 16:35
Meine Instrumente ..: Harrelson 909, Harrelson 907 (modifizierte Bach Stradivarius), Courtois Flügelhorn

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von hannes »

Sebbel hat geschrieben:
Dobs hat geschrieben:Das wäre ja sensationell. Dann könnte man ja ganz ohne Luft Trompete spielen, allein durch Manipulation der Lippenöffnung.
Mit der Atmung kann man doch nur den Luftdruck bestimmen, der auf die Lippenöffnung wirkt. Die Luftgeschwindigkeit und Menge der fließenden Luft wird von den Lippen geregelt, indem man sie weiter öffnet oder schließt. Natürlich immer in Kombination mit Erhöhen oder Verringern des Luftdrucks.
Aber vielleicht kannst du mir ja erklären, inwiefern die Atmung, oder besser gesagt die Luft, die Art des Tones verändern kann.
Wenn die Luft aufgrund von Verkrampfung nicht ungehindert von den Lungen bis zu den Lippen gelangt, nützt die beste Lippentätigkeit nichts. Am häufigsten stirbt der Ton nämlich nicht, weil die Lippen störend wirken, sondern weil die Luft im Hals schon blockiert wird (durch Verkrampfung, was die Stimmlippen unflexibel verengt). Die Stimmlippen sorgen für eine angemessene Luftdosierung (also "die Menge der fließenden Luft"!), die nach der gewünschten Lautstärke durch das aktive Ausatmen manipuliert wird. Bei Unflexibilität, Verkrampfung, Angst, übertriebener falsch verstandener Stütze kann es wie beim Gewichtheben zu sehr engen Stimmlippen kommen, obwohl man mehr Luft benötigt. Die Folge: dünner Ton, roter Kopf bis hin zu totalem Abreißen des Tons.
Wer die Luft bis zu den Lippen ungehindert fließen lassen kann und dann die Lippen zu sehr zusammenkneift (unflexible zu enge Lippenöffnung), kann ebenso einen zu dünnen engen Ton produzieren. Das Schlimme daran: auch das enge Zusammenkneifen kann sich wieder auf die Stimmlippen auswirken.
Beide Probleme gibt es, wobei das Problem mit der Atmung nach meiner bescheidenen Erfahrung das wesentlich häufigere ist. :wink:

Hannes
Zuletzt geändert von hannes am Freitag 24. April 2009, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Dobs
Moderator
Beiträge: 4739
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 16:12
Meine Instrumente ..: Yamaha 6335RC, Jupiter JFH-1100R
Wohnort: Hannover

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Dobs »

Sebbel hat geschrieben:Mit der Atmung kann man doch nur den Luftdruck bestimmen, der auf die Lippenöffnung wirkt. Die Luftgeschwindigkeit und Menge der fließenden Luft wird von den Lippen geregelt, indem man sie weiter öffnet oder schließt. Natürlich immer in Kombination mit Erhöhen oder Verringern des Luftdrucks.
Tut mir leid, ich kann Dir noch nicht folgen. Du hälst also den auf die Lippenöffnung wirkenden Luftdruck für vollkommen unerheblich für Lautstärke und Tonhöhe, weil Du allein durch bewusste Manipulation der Lippenöffnung den Ton in Höhe und Laustärke beliebig modellieren kannt?
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
buddy
Unverzichtbar
Beiträge: 6944
Registriert: Samstag 7. April 2007, 16:50
Meine Instrumente ..: Yamaha, Kanstul, Bach

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von buddy »

Dobs hat geschrieben:...Ups, da schmeisst Du ja ganz schön mit Fachbegriffen umher...
Nun ja, das Thema zwang meinen Blick gerade aufs Regal mit einem Ordner voller NLP- und Hypnotherapie-Zertifikate aus den 80er Jahren... :D

Da Lampenfieber eine Angstreaktion ist, die im sozialen Zusammenhang auftritt, eignet sie sich neben dem Erleiden auch zum (unbewussten) Verwerten von Gewinnen aus solchen Situationen und das ist wiederum häufig Grundlage von (ebenfalls unbewussten) Übertragungen dieser Angstreaktion auf alle möglichen Situationen. Die nach geraumer Zeit fest eingefahrenen (=chronifizierte) Verhaltensmuster sind dann oft nicht mehr so gut zu behandeln und machen wegen der sehr belastend empfundenen körperlichen Reaktionen zumindest mittelfristig in den meisten Fällen Medikamenteneinnahme notwendig.

Damit meine ich, wer mehrfach bei Auftritten wegen Lampenfieber kaum spielen kann und feststellt, dass es mit Maßnahmen wie Entspannungstraining, Atemübungen usw. nicht binnen einiger Monate gut wird, tut sich einen großen Gefallen, fachlich qualifizierte Hilfe aufzusuchen.
Zuletzt geändert von buddy am Freitag 24. April 2009, 15:32, insgesamt 1-mal geändert.
Sebbel
ExtremPoster
Beiträge: 339
Registriert: Mittwoch 20. August 2008, 15:44
Meine Instrumente ..: Schilke S 22

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Sebbel »

@hannes & Dobs
So kann man den dünnen Ton also auch erklären. Wenn die Lippen sich auf einen gewissen Luftdruck eingestellt haben, dieser aber aufgrund von verkrampfter Atmung nicht erreicht wird, wird der Ton dünner. Es sei denn die Lippen stellen sich auf den geringeren Luftdruck ein (davon bin ich fälschlicherweise ausgegangen), dann würde der Ton einfacher nur leiser werden, was beim Auftritt aber auch nicht das Ziel ist. Es kommt immer auf das Zusammenspiel zwischen Lippe und Luft drauf an.

Ich denke ich habe meinen Denkfehler gefunden. Danke für die Aufklärung :wink:
Benutzeravatar
orlando_furioso
Unverzichtbar
Beiträge: 1154
Registriert: Montag 10. Oktober 2005, 23:42
Meine Instrumente ..: J*B*S - tp B
J*B*S - flh B
YTR 946 Vorserie
YTR 6810
etc.

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von orlando_furioso »

Dobs hat geschrieben: Im übrigen funktioniert Autosuggestion, wenn Du das so nennen willst, bei diesen Menschen gerade ausgesprochen gut. Menschen, die mit Lampenfieber kämpfen, haben die Fähigkeit, sich besonders gut selbst Dinge zu suggerieren. Das zeichnet sie ja gerade aus, denn genauso funktioniert ja Lampenfieber, über Autosuggestion. Ein Musiker mit Lampenfieber wird mit einer Auftrittssituation konfronitiert und dieser Reiz triggert sofort eine ganze Reihe von intensiv erlebten Bildern im Kopf, die direkt in unerwünschte körperliche Reaktionen umgesetzt werden. Das ist nichts anderes als eine sehr gut wirkende Autosuggestion. Wunderbar, da dieses Talent sich dann auch positiv nutzen lässt.


Nein, das stimme ich nicht mit dir überein! Lampenfieber ist eine Kombination aus genetisch vorgegebenen Neandertaler-Fluchtprogramm und erlernter Versagensangst. Lediglich den zweiten Teil würde ich als eine Art "Autosuggestion" bezeichnen.

Dobs hat geschrieben:Du schreibst ja selbst, daß es darum geht, die Angst zu überwindern, sich zu 'konditionieren' und neu zu 'programmieren'. Ich habe nichts anderes gesagt. Allerdings funktioniert die Umkonditionierung von Auftritt = Angst zu Auftritt = Freude letztlich ausschliesslich - da lege ich mich fest - über die Schaffung und Festigung postiver Vorstellungen und Bilder über die eigenen Fähigkeiten in Konzertsituationen. Darauf zielen alle Methoden zur Bekämpfung von Auftrittsangst ab.


Auch hier wieder nein. Ein echtes "umprogrammieren" bedeutet explizit nicht, dass ich vor Beginn meines Solos das "Ich-liebe-was-ich-tue-und-fühl-mich-wohl-dabei-Programm" mehr oder weniger aktiv einschalten muss. Auch das verursacht ja wieder Streß: "Ob das umschalten wohl heute wieder klappt?"

Diese Frage darf sich gar nicht erst stellen. Ist es mir gelungen meinen "Fluchttrieb" und die soziale Komponente (Fehler=>Bestrafung) zu überwinden, dann habe ich meine Persönlichkeitsstruktur aktiv verändert. Dann ergreift das Lampenfieber nicht mehr von mir Besitz - stattdessen fiebere ich dem Auftritt freudig entgegen: "Hurra, bald darf ich wieder mein Solo präsentieren!" Da muss ich keinen Trigger setzen, mich versenken und darüber meditieren um den positiven Impuls aus mir herauszuholen. Dieser Impuls ist einfach da, ganz natürlich, als wäre es nie anders gewesen. Ich habe gelernt diese Situation zu genießen und mich entsprechend angepaßt.

Mensch passt sich auf diesem Wege ständig seiner Umgebung an - warum soll er das nicht aktiv und bewußt tun.
J*B*S - Trumpet - Flugelhorn - Cornet - Mouthpiece
Trumpetralfino
Unverzichtbar
Beiträge: 1140
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 16:21
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 37 ML, Mystery 1, Selmer Es Trompete, Jupiter Flügelhorn,
Meinl B Tuba, Ventilposaune King. Taschenkornett Jupiter
Wohnort: Salzweg

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Trumpetralfino »

orlando_furioso hat geschrieben:


Diese Frage darf sich gar nicht erst stellen. Ist es mir gelungen meinen "Fluchttrieb" und die soziale Komponente (Fehler=>Bestrafung) zu überwinden, dann habe ich meine Persönlichkeitsstruktur aktiv verändert. Dann ergreift das Lampenfieber nicht mehr von mir Besitz - stattdessen fiebere ich dem Auftritt freudig entgegen: "Hurra, bald darf ich wieder mein Solo präsentieren!"


[/color]
Lange habe ich überlegt, alles 2x gelesen, soll ich da überhaupt etwas schreiben?
Dann habe ich den letzten Beitrag von Orlando gelesen. Der überzeugt mich voll.
Denn ich bin wohl einer der schwersten Fälle, was Lampenfieber betrifft.
Als ich das 1. x eine Fernsehsendung als 1.Trompeter von Hugo Strasser spielen mußte, (Weltmeisterschaft Tanzturnier, ARD) wollte ich nur noch fliehen. Ich war jung, unerfahren, hatte Angst zu versagen, jeden Kikser würden Millionen Menschen hören, meine Karriere ist danach zu Ende.
Mein Mund war trocken, ich schwitzte und hatte das Gefühl, einer Ohnmacht nah zu sein.
Ein Kollege half mir: " atme tief durch, es kann Dir nichts passieren, wenn du die ersten Töne gespielt hast wird es schon gehen."
Naja, nach 1 Minute ging es wirklich besser, das Zittern ließ nach und mein Vertrauen zu mir wuchs. Aber es war eine heftige Belastung.
Ich bin dieses Problem auch nie ganz losgeworden. Mein Vater hatte das gleiche Problem, als Kind wurde mir schon bewußt, wie nervös er vor Solis war, er trank Alkohol und schwitzte. Das hat sich auch auf mich übertragen. Bei einer Tournee vor vielen Jahren hatte ich jeden Abend ein Solo zu spielen, die Hallen waren jedesmal voll mit 1000-5000 Menschen. Erst nach ein paar Tagen habe ich mich an diesen Auftritt halbwegs gewöhnt, aber Angstfrei und unbeschwert war ich nie.
Die psychologische Hilfe war damals dürftig und ich traute mich nicht, mich Kollegen oder anderen Menschen im Umfeld anzuvertrauen.
Die einzigen Auftritte im Fernsehen die ich genießen konnte waren später die Vollplayback-Shows wie Musik ist Trumpf u.v.a. Wenigstens hatte man kein schlechtes Gewissen, weil man ja im Studio alles tatsächlich eingespielt hatte.

Heute bin ich froh, keine Belastungen dieser Art mehr zu haben, ich bewundere in höchstem Maße die Musiker/innen, die ihre Leistung egal unter welchen Umständen einem Millionen Publikum präsentieren. Das Gleiche gilt ja auch für Sportler und alle Menschen, die ihr Können oder ihre Kunst oder ihre Begabung live
vor vielen Menschen ausüben und vor allem dann, wenn es um etwas geht.

Im nächsten Leben werde ich mich hoffentlich an dieses Leben erinnern und einiges anders Handhaben. Einmal total unbeschwert mit großer Freude sein Können auf einer Bühne einem Millionen Publikum zu präsentieren, dass ist mein Ding im nächsten Leben.

Liebe Grüße, Ralf
Benutzeravatar
Dobs
Moderator
Beiträge: 4739
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 16:12
Meine Instrumente ..: Yamaha 6335RC, Jupiter JFH-1100R
Wohnort: Hannover

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Dobs »

orlando_furioso hat geschrieben: Ist es mir gelungen meinen "Fluchttrieb" und die soziale Komponente (Fehler=>Bestrafung) zu überwinden, dann habe ich meine Persönlichkeitsstruktur aktiv verändert. Dann ergreift das Lampenfieber nicht mehr von mir Besitz - stattdessen fiebere ich dem Auftritt freudig entgegen: "Hurra, bald darf ich wieder mein Solo präsentieren!"[/color]
Ja natürlich, genau darum geht es. Nur, Du schreibst immer von der Veränderung der Persönlichkeitsstruktur, sagst aber nicht, wie genau das funktionieren soll. Wie genau hast Du gelernt die Situation zu geniessen und Dich entsprechend angepasst? Welche Prozesse liefen in Deinem Kopf ab und welche Prozesse laufen jetzt in Deinem Kopf ab?

Was ich beschrieben habe ist auch keineswegs nur dazu gedacht eine Angssituation kurzfrsitig abzuschwächen, sondern ist durchaus geeignet Auftrittsangst langfristig zu behandeln und auszulöschen.

Es bleibt dabei: Ausnahmslos alle Methoden zur Bekämpfung von Auftrittsangst zielen auf die Festigung postiver Vorstellungen und Bilder über die eigenen Fähigkeiten in Konzertsituationen ab. Buddy, der meines Wissens Psachologe ist, sieht das ganz ähnlich und Du hast das in Wirklichkeit ganz genauso gemacht.
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
Benutzeravatar
orlando_furioso
Unverzichtbar
Beiträge: 1154
Registriert: Montag 10. Oktober 2005, 23:42
Meine Instrumente ..: J*B*S - tp B
J*B*S - flh B
YTR 946 Vorserie
YTR 6810
etc.

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von orlando_furioso »


Vielleicht meinen wir wirklich dasselbe, drücken es aber nur unterschiedlich aus oder betrachten es aus unterschiedlichen Perspektiven - das ewige Kreuz mit der Kommunikation :?

Da muss ich jetzt mal drüber nachdenken!?!?!?!?!

Wie ich es gemacht habe?

Naja, ich mache es noch - ich bin noch mitten auf diesem Weg. Mit einigen Highlights und ein paar bösen Abstürzen. Aber das ist ja normal in einer Entwicklung. Ganz einschneidend empfand ich das Erlebnis des "Eins werdens mit der Musik" bei einem Solo im Rahmen eines symphonischen Konzertes. Das war sch...e schwer - totales Solo, extrem pppp, lange und schwierige Töne/Bindungen noch dazu. Und gerade weil es so schwer war habe ich mich so dermaßen focussiert, dass es irgendwie "klick" gemacht hat und ich "entschwebte". Irgendwann begann entdeckte ich dann den Trick mit dem Augen verschließen - ganz in mir selbst zu ruhen. Ich versuche derzeit diese Komponenten miteinander zu verbinden und den "Schwebezustand" zu provozieren. Was da unten im Saal vor sich geht interessiert mich zur Zeit nicht wirklich. Ich denke das ist dann die nächste Stufe: mit dem Publikum zu kommunizieren. Da bin ich aber noch ein stückweit entfernt. Derzeit bin ich ganz egoistisch und drehe mich um mich selbst.

Bei mir stand die rein intellektuelle Erkenntnis am Anfang, dass 90% der Zuhörer gar nicht merken, ob ich gut oder schlecht spiele. Ich glaube ich habe es in diesem Zusammenhang schonmal angeführt: Es ist mir mehrfach passiert, dass ich ein Solo meiner Ansicht nach völlig vergeigt habe und alle (inclusive der Musiker) meinten hinterher: "Boa, war das heute g..l - so gut hast du noch nie gespielt". Ich hielt das zunächst für eine ironische Aussage, aber es war ernst gemeint. Da fängt der Kopf eines nüchternen Analytikers natürlich zu rauchen an. Wenn man dann noch so ein klein wenig gesundes Halbwissen über Biologie, Medizin und Psychologie aus dem Studium in die Echtzeit hinübergerettet hat kann man schon auf "verwegene" Thesen kommen. Die wende ich bei mir an und ich versuche die Ergebnisse der Selbstversuche bei meinen Schülern anzuwenden. Bisher recht erfolgreich.

Ein kleines Beispiel: Auf dem Weihnachtsmarkt sollte ein ganz junger Schüler (9 Jahre alt, ein Jahr Unterricht) im Rahmen der Präsentation unserer Musikschularbeit ein Weihnachtslied mit mir zusammen spielen. Der Bursche hat sich schon wochenlang vorher fast in die Hose gemacht vor Angst. Alles Mutmachen half nicht. Da gab ich ihm kurz vor dem Auftritt einen leeren Akku in die Hand und sagte ihm, dass sei ein "Angstakku". Da könne er seine ganze Angst hineinladen und wenn er sie brauche könne er sie jederzeit da wieder rausholen - wie bei einer Taschenlampe. Der Junge hielt ein paar Minuten die Batterie in der Hand, steckte sie in die Tasche, spielte ein fehlerfreies Weihnachtslied und wollte als er den Applaus hörte gar nicht mehr von der Bühne runter. Das überschwängliche Lob der Eltern, Großeltern und des Lehrers gab ihm dann ein übriges. Er ist mein fleißigster Schüler und steht bei jedem Vorspiel sofort vornedran.

Das mit der Batterie war natürlich Suggestion, aber DADURCH haben wir es geschafft, die Angstbarriere zu überwinden. Da er noch unbeleckt von negativen Erfahrungen war, hat das natürlich eingeschlagen wie eine Bombe. Es ist vielleicht sogar gelungen, ihn positiv zu prägen - das muß die Zukunft zeigen. Wenn einer 10 Jahre oder länger von negativen Impulsen geprägt wurde ist es natürlich bedeutend schwerer, aber sicher nicht unmöglich - bei so einem alten Sack wie mir klappt's ja auch.

J*B*S - Trumpet - Flugelhorn - Cornet - Mouthpiece
Benutzeravatar
orlando_furioso
Unverzichtbar
Beiträge: 1154
Registriert: Montag 10. Oktober 2005, 23:42
Meine Instrumente ..: J*B*S - tp B
J*B*S - flh B
YTR 946 Vorserie
YTR 6810
etc.

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von orlando_furioso »

Trumpetralfino hat geschrieben: Heute bin ich froh, keine Belastungen dieser Art mehr zu haben ...

Deine Vita zeigt mir, dass du mindestens zwei Ligen höher spielst als ich. Du kannst es wirklich! Dagegen bin ich nur ein Stümper. Such dir doch mal ein schönes Amateurblasorchester und Mucke ein bisschen mit denen. Du kannst noch so schlecht spielen (was nicht passieren wird) - die Leute werden dich lieben. Vielleicht wirst du dort - sozusagen gaaaanz unten - den goldenen Schlüssel finden, der dich dazu bringt das Solieren vor 100 besoffenen Zuschauern LIEBEN und GENIESSEN zu lernen.

Wenn da unten 100 Besoffene sitzen ist eh alles egal. Schließ die Augen, spiel dein "Il Silenzio" oder wasauchimmer und stell dir vor was immer dir angenehm ist. Du wirst anschließend großes Lob ernten und hast durch Autosuggestion erstmalig die Angstbarriere überwunden. Nimm dieses positive Erlebnis zum Anlaß auszuprobieren was dir hilft die Angstbarriere vor jedem Solo zu überspringen (von mir aus sogar Atemübungen :narr: ... )

Wir sind noch immer in der "Autosuggestionsphase", das heißt bisher verdrängst du nur die Angst und hast sie noch nicht überwunden. Ob diese "Überwindung der Angst" durch ein einzelnes Erlebnis plötzlich kommt oder sich langsam entwickelt kann ich nicht sagen. Das wird sich zeigen. Aber ich denke wenn man immer bewußt daran arbeitet, dann kommt das irgendwann. Bei mir ist es ein Auf und Ab - tagesformabhängig. Manchmal habe ich die Hose voll, manchmal können die 78 Takte bis zu meinem "großen Auftritt" nicht schnell genug vergehen.
J*B*S - Trumpet - Flugelhorn - Cornet - Mouthpiece
MichiMusic
NormalPoster
Beiträge: 19
Registriert: Sonntag 24. Mai 2009, 20:14
Meine Instrumente ..: Yamaha deutsche Konzertrompete 936 GS
Yamaha Xeno Trompete
Yamaha 232S Trompete (über 30 Jahre alt, aber geil)
Getzen Eterna Trompete Severinsen Modell
Besson Cornett Sovereign
Besson Euphonium Sovereign 4 Ventile
Big Bell Fides Sandgestrahlt
Vincent Bach Cornett matt gebürstet
Wohnort: Nähe Trier

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von MichiMusic »

Leider kenne ich das Problem nur allzugut...ich habe meine Lead - Stimme im Satz immer super gebracht! Kleine Soli gingen immer super...jedoch ein längeres Solo ohne viel Untermalung, hat mir eine psychische Barriere geschaffen (Z.B. Tirol 1809) und ich war schon Tage vor dem Konzert krank....und es war auch bei mir so....in jeder Probe lief alles super gut ! Der Klang, die Töne...alles da ! Auch die vorab CD-Aufnahmen waren super gelungen....aber live sperrte sich die Atmung und die Lippe...es ist ein psychisches Problem, welches den Ansatz verändert und das freie Spielen hemmt...man weiß, dass man es eigentlich kann....aber es sind die Gedanken...weil man alles perfekt machen möchte und sich selbst verrückt macht!
Mein erfolgreicher Ausweg war der: Ich bin jetzt ausgebildete C3-Dirigentin, leite 2 Blasorchester und genieße es, dass ich dabei nicht mehr aufgeregt bin! Hier habe ich mentale Stärke und freue mich über meine Musiker, die sich freuen, wenn sie ein Solo spielen dürfen...Auch wichtige Konzerte lassen mich völlig cool und ich kann die Musik endlich genießen!
Die Trompete packe ich noch regelmäßig aus...aber nur aus Spaß, zum Ensemble - Spiel oder je nach Anlass.....aber das kann ich entscheiden!
:)[quote][/quote]
YTR Trpt 936 GS
YTR Trpt 232 S
YTR Trpt Xeno
Getzen Eterna Severins.
Besson Sov. Crnt
Besson Sov. Euph
Bach Stradiv. Crnt
Trumpetralfino
Unverzichtbar
Beiträge: 1140
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 16:21
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 37 ML, Mystery 1, Selmer Es Trompete, Jupiter Flügelhorn,
Meinl B Tuba, Ventilposaune King. Taschenkornett Jupiter
Wohnort: Salzweg

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Trumpetralfino »

MichiMusic hat geschrieben:Leider kenne ich das Problem nur allzugut...jedoch ein längeres Solo ohne viel Untermalung, hat mir eine psychische Barriere geschaffen (Z.B. Tirol 1809) und ich war schon Tage vor dem Konzert krank....
Mein erfolgreicher Ausweg war der: Ich bin jetzt ausgebildete C3-Dirigentin, leite 2 Blasorchester und genieße es, dass ich dabei nicht mehr aufgeregt bin! Hier habe ich mentale Stärke und freue mich über meine Musiker, die sich freuen, wenn sie ein Solo spielen dürfen...
Ja, genau so ging es mir ja früher auch. Dein Ausweg ist ebenfalls auch meiner.
Jetzt stehe vor dem Orchester, leite es, präsentiere es und plötzlich machen mir meine Solis nichts mehr aus. Im Gegenteil !
Wahrscheinlich hat man sich früher viel zu ernst genommen, der Druck wurde dadurch größer. Da man seinen eigenen Ansprüchen ja gerecht werden will, kommt es dann zu solchen Erscheinungen.
Ich kann heute nur jedem jungen Musiker raten, spiele wo immer du kannst, habe keine Hemmungen, dass einzige was die Leute von dir wollen sind ein paar Töne die sie glücklich machen.
L.G.Ralf
CPSSZ
SuperPoster
Beiträge: 235
Registriert: Mittwoch 14. Mai 2008, 14:19
Meine Instrumente ..: Josef Monke "MB114"
Wilhelm Monke
Yamaha 5335 G
Yamaha 8345
K&H Piccolo Hoch B/A
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von CPSSZ »

Ja das stimmt das hat mir mein Lehrer auch geraten. Nimm alles mit wo du kannst. Je mehr du spielst desto weniger nervös bist du. Jedoch ein bißchen gehört dazu damit man auch 100% bei der sache ist. :wink:

Aber mir ging es genauso. Jetzt macht es mir auch nichts mehr aus oder weniger aus.

lg CPSSZ
Josef Monke "MB114"
Wilhelm Monke
Yamaha 5335 G
Yamaha 8345 G
K&H Piccolo Hoch B/A
Yamaha Kornett 6332 II S
Benutzeravatar
jupiter
ExtremPoster
Beiträge: 492
Registriert: Sonntag 22. März 2009, 18:48
Meine Instrumente ..: Courtois, Getzen, Hüttl, Mosch, Melton

Re: Mentale Blockade!

Beitrag von jupiter »

Hast du vorher Einblasübungen gemacht?

Eine gute Entspannungsübung ist,wenn man einfach drei Finger(Daumen,Zeigefinger,Mittelfinger)zu einer Kralle formt und dann die Lippen zum schwingen bringt("Traktor").Wenn das gut funktioniert,die Kralle(Zeige-U.Mittelfing weit auseinander spreizen)auf die schwingenden Lippen aufdrücken.Diese sollten beim aufdrücken schneller schwingen. :wink:
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 34 Gäste