Mentale Blockade!

Wie kann ich die Atmung verbessern ? Wie wichtig ist die Atmung für das Trompetespielen ?
Hier gibt es die Antworten auf solche Fragen.

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Dobs
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Dobs »

Sebbel hat geschrieben:Übertragen auf die Lippen würde das bedeuten, dass man die Lippen stärker zusammenpresst als für die Tonhöhe notig, gleichzeitig dadurch aber die Schwingung des Lippenmaterial bremst, sodass kein höherer Ton als gewollt entsteht. (Nur ein kläglicher Versuch die komplizierten Vorgänge zwischen den Lippen, die keiner Erklären kann, zu erklären :wink: )
Menge und Geschwindigkeit der Luft spielt also in Deiner Gleichung für einen dünnen Ton keine Rolle?
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orlando_furioso
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von orlando_furioso »

Irgendwie habt ihr ja alle irgendwo recht - aber haltet ihr diese Lösungen wirklich für pragmatisch und tragfähig? Für mich ist das eher ein rumdoktorn an den Symptomen. Ich möchte meinen Beitrag von weiter vorne nochmal aufnehmen:

Warum mißlingt das Solo? Der Bursche kann es in der Probe, aber er hat Angst wenn er auf der Bühne steht.
Wieso hat er Angst? Es ist die Urerfahrung: wenn ich etwas falsch mache, dann bekomme ich "Ärger".
Daraus resultiert der Teufelskreis, den Bixel so treffend beschrieben hat: "Angst --> Leistungseinbruch --> noch mehr Angst --> noch mehr Leistungseinbruch"

Freilich schadet es nicht, wenn man seine Fähigkeiten entwickelt, um sich auch in Streßsituationen darauf verlassen zu können. Aber das löst doch das Problem nicht. Es hilft vielleicht die Angst zu überdecken, nicht aber sie zu überwinden.

Meine Lösung versucht die Ursache zu lösen, sprich den Angstkreis zu durchbrechen:

Du bist Musiker. Es ist deine Aufgabe dich vor Leute hinzustellen und sie mit Musik zu unterhalten. Das ist keine Bürde, kein Preis den du bezahlen musst - es ist ein Privileg! Du kannst etwas was die Leute da unten nicht können. 90% der Leute merken nicht einmal wenn du einen Fehler machst. Einen Fehler zu machen ist nicht schlimm! Man muss nur damit umgehen - sprich jeden Fehler in einen Lerneffekt umwandeln. Dann ist ein Fehler etwas sehr positives.

Und nochwas: Was tun wir Musiker? Wir produzieren im Sinne des Wortes heiße Luft! Wir tun nichts anderes als Luft in Schwingung zu setzen, die relativ schnell wieder vergeht. In der Regel wollen wir damit Menschen unterhalten und die Menschen werden genauso gut unterhalten wenn der 1. Trompeter sein Solo vergeigt - vielleicht steigert das den Unterhaltungswert sogar :wink:

Sehen wirs doch mal so: Wenn der FC Bayern Sch...e spielt und trotzdem gewinnt - was ist wichtig? Das er Sch..e gespielt oder das er gewonnen hat? Und was passiert wenn der FCB - wie in diesem Jahr - mal gar keinen Titel mitbringt :mrgreen: ? Ist dann das Vaterland vom Untergang bedroht? Wird die Menschheit dies überleben? Kann Bayern, kann Deutschland mit einer solchen Schmach leben?

Alles Humbug! Nix passiert. Nächstes Jahr beginnt eine neue Saison und dann geht alles wieder von vorne los.

Versteht mich bitte richtig: ich plädiere hier mitnichten für Niveaulosigkeit. Der Zuschauer hat einen Anspruch auf die bestmögliche Qualität. Aber ein versiebtes Solo ist keine Schande (okay, vielleicht im sinfonischen Orchester wenn man ein klassisches Werk aufführt). Aber selbst dann ist es halt maximal peinlich für den Solisten. Okay, nächstes Mal wird er den Kollegen zeigen wo der Hammer hängt.

Ich versuche meinen Schülern von vornherein klarzumachen, dass sie den Adrenalinschub beim Aufstehen aus dem Satz als etwas positives erfahren. Die ersten Jahre sollen sie lernen, im "Adrenalin-Delirium" zu funktionieren - sprich das Erlernte abzurufen. Dazu gehört, dass man konditioniert ist, den automatisch einsetzenden Fluchtreflex (Angst) zu akzeptieren, aber nicht zuzulassen, dass dieser Tiger die Macht über den Körper und den Geist gewinnt.

Irgendwann kommt dann ganz automatisch die Entwicklung, dass der Musiker in dieser Situation "mit der Musik eins wird". Er musiziert dann nicht mehr sondern er ist Musik! In diesem Moment ist der Spieler so auf die Musik focussiert, dass die Welt um ihn herum aufhört zu existieren. Die Zeit läuft langsamer: auf einmal werden die häärsträubenden 16tel-Läufe die er bisher Mühsam gemeistert hat gaaanz langsam und der Musiker beginnt coram publico jeden einzelnen Ton des Laufes bewußt zu setzen und zu artikulieren. Es gelingen in diesem rauschhaften Zustand Dinge, die man vorher für unmöglich gehalten hat.

Vielleicht hat der eine oder andere von Euch das auch schon erlebt - es ist jedenfalls definitiv besser als Sex!

Das geht aber nicht mit "Pudding" in den Beinen! Und das geht auch nicht wenn ich den Pudding mit viel Tomatenketchup übertünche. Der Pudding muss vollständig aus meinem Körper und meinem Geist eliminiert werden. Ich muss es LIEBEN vor dem Publikum zu performen!

Lieber Challenger 2 - meine Tipps:

1.) Nimm das alles nicht so Ernst! Musik soll Spaß machen. Ein Solo zu vergeigen ist keine Schande. Versuch etwas daraus zu lernen.
2.) Ein Solo zu spielen ist keine Bürde sondern ein Privileg - tu es - du kannst es.
3.) 90% der Zuhörer werden gar nicht merken, dass du einen Fehler gemacht hast. Und wenn es einer merkt und dich darauf anspricht sag ihm er soll es besser machen ...
4.) Steh zu dem was du tust, auch zu deinen Fehlern. Niemand ist fehlerlos.
5.) Lass nicht die Angst dich beherrschen, sondern beherrsche du die Angst. Du bist der Chef im Ring. Die Angst ist der Tiger und du bist der Tigerbändiger.

Du bist stärker als die Angst. Die Angst will dich nur daran hindern den Adrenalin-Kick zu genießen. Ignoriere sie, indem du dich maximal auf die Musik konzentrierst. Dazu hilft es z.B. das Solo auswendig zu spielen und dabei die Augen zu schließen. Konditioniere dich selbst, indem du die Bühnensituation in der Probe durchlebst - also spiel auch dort das Solo im stehen und auswendig mit geschlossenen Augen. Suche dir dabei Fixpunkte zur Orientierung (z.B. das Schlagzeug). Wenn du das mehrfach in der Probe machst wirst du gar nicht merken dass du plötzlich auf der Bühne stehst.

und 6.) Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Kommt Zeit, kommt Erfahrung.

(Kleiner Zusatz: ich gehe davon aus, das du in einem Amateurorchester spielst. Versucht eine positive Grundstimmung aufzubauen die alle motiviert. Dazu ein paar Regeln:
- In der Probe: Nach jedem Solostück applaudiert das gesamte Orchester dem Solisten
- Ausschließlich der Dirigent hat das Recht den Solisten zu kritisieren und zwar unter 4 Augen
- Der Solist hat prinzipiell völlige Gestaltungsfreiheit bei seinem Solo (wenn er schlau ist hört er sich natürlich die Anregungen des Dirigenten an!)

So, jetzt viel Spaß beim Solieren :huepf:

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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Challenger 2 »

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten! Mir geht es gleich viel besser ! :-)

Aber mein größter Respekt gilt dem letzten Beitrag, der hat was da ist was dran!

Macht alle weiter so ich warte auf die Entscheidende Antwort wo mich vielleicht meine Schallmauer durchbricht! 8)



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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von hannes »

Die entscheidenden Antworten sind doch gefallen! :huepf:
1. Mentale Hilfe wie positiv denken, das Solieren nicht so ernst nehmen, Fehler zulassen, die Angst akzeptieren aber ihr nicht die Macht überlassen.
2. Konkrete Übungen: Training der Atmung (Übungen dazu kann man hier nachlesen).

Dass ich Befürworter von konkreten Übungen bin, habe ich deutlich gemacht. Unbestreitbar sind natürlich für viele Spieler auch mentale Autosuggestionen sehr hilfreich.

Berichte, was dir hilft!

Mir und den meisten meiner Schüler helfen/halfen Selbstbeschwörungsformeln ("Ich kann das" ...), mentale Übungen, Autosuggestionen weniger (als Ergänzung sind sie dennoch gut). Erst als ich mich auch in Angstsituationen auf meinen Körper verlassen konnte, wuchs mein Selbstvertrauen, die Angst wurde geringer und damit verringerte sich der oben beschriebene Teufelskreis. Dadurch konnte ich immer mehr das Spielen genießen bis hin zum "suchtartigen" Wunsch nach mehr.

Hannes
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Bixel
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Bixel »

orlando_furioso hat geschrieben: Vielleicht hat der eine oder andere von Euch das auch schon erlebt - es ist jedenfalls definitiv besser als Sex!
Ja, das Beschriebene erlebe ich regelmäßig. Nein, ich finde es definitiv nicht besser als Sex.
Aber ich empfinde deutlich eine Verwandschaft.
Flow, Hingabe - "Strickmützen-Trompeter" würden vermutlich von "kosmischer Erfahrung" texten.

Da man weder das Trompetespielen noch Sex dauerhaft und ununterbrochen wird betreiben können, tut ein wenig Vielfalt ganz gut.
Grundsätzlich kann man (ich) das Phänomen des Flow in vielen Lebensbereichen erleben:
Beim Heimwerken, beim Motorradfahren, beim Spielen mit Kind und/oder Hund - eigentlich bei Allem, was einen "die Zeit vergessen" lässt.
Es ist eine Frage der Erlebnisfähigkeit, der Fähigkeit zur Hingabe.

Deinen letzten Beitrag finde ansonsten sehr treffend und - schön!

:)
.
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Sebbel »

Dobs hat geschrieben:Menge und Geschwindigkeit der Luft spielt also in Deiner Gleichung für einen dünnen Ton keine Rolle?
Nein, weil dies allein von der Lippe geregelt wird.
Aber wir könnten eigentlich mal ein neues Thema dazu aufmachen :)
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Dobs
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Dobs »

Sebbel hat geschrieben:
Dobs hat geschrieben:Menge und Geschwindigkeit der Luft spielt also in Deiner Gleichung für einen dünnen Ton keine Rolle?
Nein, weil dies allein von der Lippe geregelt wird.
:schock:

Das wäre ja sensationell. Dann könnte man ja ganz ohne Luft Trompete spielen, allein durch Manipulation der Lippenöffnung.
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von buddy »

Dobs hat geschrieben:...Das wäre ja sensationell. Dann könnte man ja ganz ohne Luft Trompete spielen, allein durch Manipulation der Lippenöffnung.
Cool. :gut: rofl
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Dobs »

@orlando_furioso

Dein Beitrag enthält m. E. viel Gutes und Richtiges.

Ich möchte noch ergänzen, daß bloße Handlungsanweisungen á la "Du schaffst das!" oder "Einen Fehler zu machen ist nicht schlimm" bei Menschen mit Auftrittsangst, die über leichtes Lampenfieber hinausgeht, selten helfen wird.

Der Grund für Auftrittsangst ist häufig, daß positive Referenzerfahrungen fehlen und der Kopf voll ist von Bildern und Filmen, die das eigene Versagen bei einem Auftritt sehr wirkungsvoll abbilden. Die durch diese Bilder erzeugten Gefühle, die sich körperlich z. B. äußern können durch leichte Bauchschmerzen, feuchte Hände, flache Atmung etc. sind stärker als das Wisssen darum, wie unsinnig und unproduktiv und unnötig Auftrittsangst ist. Aus einem ganz ähnlichen Grund nützt es nichts, einem übergewichtigen Menschen zu sagen: "Ein Hamburger ist ungesund, iss stattdessen einen Salat", denn das Verlangen nach einem saftigen Hamburger ist eben größer als das Wissen darum, daß dieser nichts tut außer die Fettzellen im eigenen Körper zu vermehren.

Da das Gehirn aber letztlich nicht unterscheidet zwischen dem, was wir "wirklich" erlebt haben und dem, was wir uns 'nur' intensiv vorstellen oder träumen genügt es oft schon, sich solche positiven Erfahrungen durch positive Visualisierung zu schaffen, indem man sich eine Auftrittssituation ganz intensiv vorstellt, sie vor seinem inneren Auge abbildet und intensiv, mit allen Sinnen, durchlebt wie das Solo wunderbar klappt, die Zuschauer begeistert klatschen und nach dem Auftritt anerkennend loben, etc., etc.. Der Phantasie sind hier im wahrsten Sinne des Wortes keine Grenzen gesetzt.

Diese Art Übung hat mir und anderen sehr geholfen und ist auch in anderen Stress-Situationen anwendbar. Ich habe sie z. B. in der Vergangenheit auch in Rhetoriktrainings mit anderen erfolgreich verwendet und nutze die Technik regelmäßig selbst vor Meetings, Vorträgen u.ä..
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Hochwälder »

@challenger 2
Ich bin auch der Meinung, dass hier hauptsächlich die Atmung verantwortlich ist.

Die Panik/Angst vorm Solo und der entstehende Fluchtinstinkt lässt oft nur noch Platz für kurzatmige Impulse, die das Weglaufen als ureigenen Instinkt als Lösung des Problems unterstützen.

Versuche immer entspannt und locker aber ausreichend Luft einzuatmen (passiv) und atme aktiv aus. Rüdiger B. hatte das sehr anschaulich in Anlehnung an die „James Morrison-DVD“ erklärt und vorgeführt. Im Selbstversuch kann man es sehr gut verstehen und nachempfinden.
Im Umkehrschluss lässt ein bewusst gesteuertes, aktives Einatmen (oh Mann, jetzt kommt das Solo, ich muss jetzt genug Luft einatmen) meist nur noch ein passives Ausatmen zu, was auch zum kümmerlichen Solieren führen kann.
Auch Burba verweist immer wieder auf das entspannte Einatmen. Dieser Vorgang muss so verinnerlicht werden (immer wieder beim Proben zu Haus und im Orchester üben), dass es irgendwann automatisiert abläuft. Läuft der Motor stehen die Chancen, das Ding nicht zu versemmeln auf jeden Fall besser.

Konstruiere dir doch vielleicht ein Publikum mit Freunden oder Familie und spiel was vor. Dabei lässt du dich von deinem Lehrer oder erfahrenen Trompeter beobachten. Er kann sicher analysieren, was bei dir passiert.

Viel Erfolg
Wer nie vom Weg abkommt, der bleibt auf der Strecke.
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orlando_furioso
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von orlando_furioso »

@Dobs & Hannes:

Ich spreche nicht von Autosuggestion! Ich spreche von der Überwindung der Angst im Sinne einer Determination, einer Konditionierung oder auch "Neuprogrammierung". Die Autosuggestion kann ein Baustein sein um dies zu erreichen, wer nicht dafür zugänglich ist kann es ja auch über die rein intellektuelle Schiene, über "Notenfressen" oder Atemübungen machen. Wahrscheinlich ist die Kombination vieler Elemente die effizienteste.

Es geht mir darum, sich über die normalen, angeborenen Verhaltensweisen hinwegzusetzen. Und zwar dauerhaft. Die angeborene Reaktion ist doch die: Der Musiker steht auf, wird von 300 Zuschauern wahrgenommen und sofort setzt der Fluchtinstinkt ein, der schon den Neandertalern (ein typischer "Lauerjäger") das Überleben sicherte. Flucht ist aber unmöglich, es gilt einen Job abzuliefern. Also setzt die nächste Stufe ein: Angst. Diese Angst wird noch dadurch verstärkt, dass wir mit der Muttermilch aufsaugen: Fehler=Schlecht; Fehler=Bestrafung (das ist dann die soziologische Kompenente).

Der automatische Fluchtinstinkt (und einige andere auch) sind in unserer heuten Zeit nicht nur unnötig sondern hinderlich. Unser Gehirn ist durchaus in der Lage diese Instinkte zu steuern. Der Mensch kann sich selbst und mit Hilfe eines Lehrers soweit konditionieren, dass er diese automatischen Instinkte bewußt einsetzt - also im Falle eines Solos ausschaltet. Am einfachsten geht dies wenn man den "negativen" Impuls durch einen "positiven" ersetzt - also z.B. wird der Fluchtimpuls ersetzt durch die Freude die Menschen unterhalten zu dürfen. ("Negativ" und "positiv" sind jetzt hier rein situationsbezogen gemeint. Der Fluchtinstinkt ist nicht per se negativ.)

Da ist auch gar nichts esoterisches dran! Das tun wir Menschen ganz häufig: Wenn unser Bauchgefühl sagt ich soll mein Kind verprügeln, aber der Kopf die Oberhand gewinnt und ich mich zurückhalte; wenn die Sahnetorte lockt, ich aber einen Salat bestelle und und und ...

Machen wir uns einfach bewußt wie diese Prozesse ablaufen und wenden Sie an anderer Stelle praktisch an. Wir Menschen sind deutlich mehr als hochentwickelte Tiere. Im Gegensatz zu diesen sind wir nicht die Sklaven unserer Gene.

COGITO ERGO SUM!
bzw. das Original für Nichtlateiner: Je pens, alors je suis!

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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Dobs »

orlando_furioso hat geschrieben:[color=#000080Ich spreche nicht von Autosuggestion! Ich spreche von der Überwindung der Angst im Sinne einer Determination, einer Konditionierung oder auch "Neuprogrammierung". Die Autosuggestion kann ein Baustein sein um dies zu erreichen, wer nicht dafür zugänglich ist kann es ja auch über die rein intellektuelle Schiene, über "Notenfressen" oder Atemübungen machen. Wahrscheinlich ist die Kombination vieler Elemente die effizienteste.
Die rein intellektuelle, direkt rationale Schiene funktioniert bei Menschen die mit Auftrittsangst zu kämpfen haben eben gerade nicht. Deren Problem ist ja gerade, daß sie Schweissausbrüche bekommen und Versagensangst haben, obwohl sie gut vorbereitet sind und das Publikum ihnen wohlgesonnen ist und sie wissen, daß es keinen Grund gibt, Angst zu haben.

Im übrigen funktioniert Autosuggestion, wenn Du das so nennen willst, bei diesen Menschen gerade ausgesprochen gut. Menschen, die mit Lampenfieber kämpfen, haben die Fähigkeit, sich besonders gut selbst Dinge zu suggerieren. Das zeichnet sie ja gerade aus, denn genauso funktioniert ja Lampenfieber, über Autosuggestion. Ein Musiker mit Lampenfieber wird mit einer Auftrittssituation konfronitiert und dieser Reiz triggert sofort eine ganze Reihe von intensiv erlebten Bildern im Kopf, die direkt in unerwünschte körperliche Reaktionen umgesetzt werden. Das ist nichts anderes als eine sehr gut wirkende Autosuggestion. Wunderbar, da dieses Talent sich dann auch positiv nutzen lässt.

Du schreibst ja selbst, daß es darum geht, die Angst zu überwindern, sich zu 'konditionieren' und neu zu 'programmieren'. Ich habe nichts anderes gesagt. Allerdings funktioniert die Umkonditionierung von Auftritt = Angst zu Auftritt = Freude letztlich ausschliesslich - da lege ich mich fest - über die Schaffung und Festigung postiver Vorstellungen und Bilder über die eigenen Fähigkeiten in Konzertsituationen. Darauf zielen alle Methoden zur Bekämpfung von Auftrittsangst ab.
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von buddy »

Dobs hat geschrieben: Ich habe nichts anderes gesagt. Allerdings funktioniert die Umkonditionierung von Auftritt = Angst zu Auftritt = Freude letztlich ausschliesslich - da lege ich mich fest - über die Schaffung und Festigung postiver Vorstellungen und Bilder über die eigenen Fähigkeiten in Konzertsituationen. Darauf zielen alle Methoden zur Bekämpfung von Auftrittsangst ab.
Das sehe ich auch so.
Wie so oft, ist rein autodidaktisches Vogehen auch diesem Gebiet aber umständlich und oft nicht ohne Nebenwirkungen, während die Hilfes eines geeigneten Coach/Trainers/Therapeuten den riesigen Stress im Normalfall in kurzer Zeit zu einem gesunden Kribbeln schrumpfen lässt.

Es spricht nichts dagegen einen Versuch mit Entspannungstrainings, ein paar Autosuggestionen und/oder Atemübungen. Sinnvoll wäre auch das im Stress gestufte Vorbereiten "großer" Auftritte durch Vorspiele in der Probe, Familie, im Freundeskreis und vor kleinem, aus Freunden und Fremden gemischtem Publikum.

Aber das sich jemand angstauslösende Situationen mit einer "selbstgebastelten Ausrüstung" von Moments of Excellence, gespeicherten situationsbezogenen Submodalitäten und Dissoziationen, Reframings und Ankern bewältigt, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Das so ein Vorhaben nach hinten losgeht, dagegen schon eher.
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Sebbel »

Dobs hat geschrieben:Das wäre ja sensationell. Dann könnte man ja ganz ohne Luft Trompete spielen, allein durch Manipulation der Lippenöffnung.
Mit der Atmung kann man doch nur den Luftdruck bestimmen, der auf die Lippenöffnung wirkt. Die Luftgeschwindigkeit und Menge der fließenden Luft wird von den Lippen geregelt, indem man sie weiter öffnet oder schließt. Natürlich immer in Kombination mit Erhöhen oder Verringern des Luftdrucks.
Aber vielleicht kannst du mir ja erklären, inwiefern die Atmung, oder besser gesagt die Luft, die Art des Tones verändern kann.
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Dobs
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Re: Mentale Blockade!

Beitrag von Dobs »

buddy hat geschrieben:Aber das sich jemand angstauslösende Situationen mit einer "selbstgebastelten Ausrüstung" von Moments of Excellence, gespeicherten situationsbezogenen Submodalitäten und Dissoziationen, Reframings und Ankern bewältigt, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Das so ein Vorhaben nach hinten losgeht, dagegen schon eher.
Ups, da schmeisst Du ja ganz schön mit Fachbegriffen umher. Sich solche Tools selbst zu basteln erfordert sicher besonderes Wissen und Fähigkeiten, die erst erworben werden müssen. Das setze ich auch gar nicht voraus und was ich beschrieben habe muss auch gar nicht mit diesen Begrifflichkeiten aus der NLP Kiste bezeichnet werden. Im Grunde handelt es sich dabei ja auch um Vorgänge, die in jedem von uns täglich mehrfach unbewusst ablaufen. Wer unter Auftrittsangst leidet wird sich vermutlich ohne fremde Hilfe kaum am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen können. Mit Hilfe eines Coaches bzw. entsprechenden Trainings dürfte das aber gut möglich sein.
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