Nun nochmals Guten Abend!
Achtung, will nun doch etwas weiter ausholen:
Adolf Scherbaum möchte ich nicht die Intonationsproblme unterstellen, die man in den Aufnahmen zu hören glaubt. Hänge das nun einfach mal den sich wandelnden Tontechniken und mehrmaligem Umkopieren in der langen Zeit an. Er ist für die barocke Trompetenmusik in unserer Zeit ohne Zweifel ein Pionier erster Ordnung.
Die Aufnahme des BB2 mit Cassone sollte man sich mal ohne Bilder geben. Der affektierte, stark metrumbezogene Eindruck reduziert sich dann recht schnell. Für mich trägt da noch etwas anderes: Wir haben derzeit wohl ein scheinbares Überangebot an neuen Aufnahmen in Relation zum Markt. Und jeder, der in dieser Situation, speziell bei marktgängigen, bekannten Titeln, neu auflegt, will an irgend einem Punkt noch gewaltig was draufsatteln. Und dann kommen solche, aufgeregt musizierten Stücke heraus. Wer es gerne hört, soll es haben.
Bei meiner h-moll-Messen-Tour habe ich mich wieder gewaltig geärgert. Da gibt es wohl bei youtube eine Aufnahme von Otto Klemperer. Die hätte mich so was von interessiert, ist aber Gema-gesperrt. Schade!
aus.
Die von Robert eingestellten Händel-Aufnahmen sind trompererisch absolut zukuftsweisend. Diese Musik bietet sich natürlich für eine solche Besetzung an. Das, was hier beim Blech abgeliefert wird, finde ich, auch bei den Hörnern, einfach super. Das sind barocke Trompeten, keine computeroptimierten High-tech-Klangerzeugungsrohre (ja,ja, weiß schon, hab' den Helm auch schon aufgesetzt!) Meine Hörgewohnheiten sind vielleicht auch manchmal noch nicht so weit. Auch die starke Holzbesetzung passt sehr gut zur Musik. Soweit alles o.k.
Mit der m.M.n. überpointierten Anlage der Aufnahme habe ich meine Probleme. Die Dynamik kommt mir oft sehr fremd vor. Bin da einfach gewohnt, hier die barocke Trompete portato, mit angemessenem decresc. am Ende des Tons zu spielen und zu hören. Da finde ich nun wieder zu Gardiner zurück.
Zum "Schwur" für den Fortgang der Kunst kommt es aber hier:
http://www.youtube.com/watch?v=Vkj4jf_yfvE
Da kann sich keiner hinter doppelter Besetzung verstecken. Trotz allem Respekt klemmt es hier doch noch gelegentlich.
Es ist für mich unbegreiflich, dass sich Kuijken (wie Rifkin) das herrliche Register Chor (vs. Solisten) ohne jede Not wegkickt. Sollte selbst Bach in der Not gewesen sein, Chorstimmen einzeln zu besetzen, ich denke, er hätte sie gerne chorisch besetzt.
aus.
Nun sollte das Thema aber nicht auf "lochlos gegen löchrig" beschränkt bleiben.
Soweit schönen Abend und liebe Grüsse
Jörg