Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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Sepp Maier
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Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Sepp Maier »

Hallo zusammen, habe mich soeben im Forum registriert.

Vllt. kurz zu meiner Person: Bin nach circa 16 Jahren Trompete und anschließender achtjähriger Abstinenz wieder auf den Hund gekommen und jetzt seit einem halben Jahr wieder fleißig am Üben.
Nachdem ich eine Zeit lang viel Naturtonbindungen nach Anweisung von Charlie Porter gemacht habe, was auch einen merklichen Erfolg brachte, habe ich mich dennoch entschlossen, an meinem grundsätzlichen Ansatz etwas zu verändern.
Ich mache im Moment vor allem buzzing (mit und ohne MP), whispertones nach Cat Anderson sowie etwas Roll-In nach BE. Mein Ziel ist es, den Ansatz mehr zu zentrieren, da ich ich in der Höhe ein Problem mit dem Einsetzen/Platzieren habe. Seit einer Woche versuche ich mich auch an einer Fixierung an der unteren Zahnreihe.

Nun zur eigentlichen Frage:

Ist es empfehlenswert, sowohl Naturtonübungen nach Smiley, welcher ja propagiert, dass man in der Tiefe mit pp anfangen soll, um dann bis zum Fortissimo (Snap!) auf dem höchsten Ton zu crescendieren, als auch nach Porter, welcher das exakte Gegenteil verordnet, zu machen?

Nach meinem Verständnis dient die Übung von Porter dazu, die Lippenöffnung in der Höhe zu schließen, was nach ihm überhaupt erst das Spiel in Hohen Lagen ermöglicht.
Dies ist einleuchtend und hat mir auch etwas gebracht, allerdings habe ich ab dem D''' oft mehr rumgequietscht als einen vernünftigen Ton herausbekommen (was Porter auch als normal betrachtet - sein konzept hier: todays squeaks are tomorrows tones).

Die Übungen von Smiley habe ich noch nicht konsequent verfolgt, allerdings gelingen mir nach seinem Konzept deutlich bessere Töne, meistens kann ich nach etwas warmup ein sattes F''' oder g''' raushauen (ohne Einsetzen, allerdings mit leicht seitlich versetztem Ansatz).

Bin nun am Rätseln ob ich mich streng auf eine dieser Arten Naturtöne zu üben konzentrieren sollte, oder weiterhin beides zu trainieren.
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Justus.
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Justus. »

Es gibt ein Zitat, meines Wissens von Wayne Bergeron, das besagt, dass man das hohe Register nicht lernen, sondern entdecken müsse, also die Frequenz einer bestimmten Tonhöhe finden müsse. Das gelingt zumindest mir am besten bei leisem Spiel, da so weniger Muskelaufwand/Luft erforderlich ist. Ich decrescendiere dabei aber nicht bewusst, sondern versuche die Luftmenge über alle Register gleich zu halten. Ist die Frequenz erst einmal gefunden, übe ich auch mit mehr Lautstärke.

Dennoch würde ich grundsätzlich durchaus beides beibehalten. Einerseits sieht du, wenn du im pp hochbindest, ob du den Ton unter Kontrolle hast. Idealerweise sollten Mundstückdruck und Muskelaufwand hier minimal sein, was deine Ausdauer deutlich erhöht, wenn du viel so übst.
Andererseits willst du die Höhe ja auch praktisch einsetzen, was in den seltensten Fällen im pp geschieht. Wie oben bereits erwähnt, würde ich aber erst mit höherer Lautstärke hochbinden, wenn du weißt, wo der Ton hin soll.
Zuletzt geändert von Justus. am Samstag 18. März 2017, 14:16, insgesamt 3-mal geändert.
Jens92
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Jens92 »

Hallo & herzlich Willkommen hier im Forum! :)

Ich muss zugeben, ich kenne mich mit BE nicht mehr allzu gut aus bzw. kenne die genaue Bedeutung und Smileys Wortlaut nicht mehr. Verändert sich bei dir durch das RI letztlich die schwingende Fläche der Lippen, sprich die Lippen werden tatsächlich eingerollt, so halte ich das für definitiv nicht zielführend und kann dir nur raten, nach Charlies Konzepten zu üben. Ich selbst mache zurzeit sehr positive Erfahrungen mit ihm. Du hast sicher schon meinen Thread dazu entdeckt. Schau doch mal vorbei! Ich habe das alles schon hinter mir und konnte so auch recht fett bis f/g3 klingen, aber jetzt weiß ich, dass dies eine sehr restriktive Art ist, Trompete zu spielen. Letztlich kann ich nur soweit einrollen, bis es nicht mehr geht. Die Folge? Limitierte Höhe, dünner Sound im Grenzbereich, schlechte Artikulation und keine Flexibilität von ganz tief bis ganz hoch.

Ich würde definitiv erst auch leise und hoch üben als laut und hoch. Genau aus den von Charlie beschriebenen Gründen. Erst kommt die Koordination und dann die Lautstärke. Hat man die nötige Koordination, um hoch zu spielen, kann man anfangen, mit höherer Lautstärke zu spielen. Bspw. long tones (triad exercise von Faddis bspw.) mit crescendo/decrescendo auf dem höchsten Ton. Im Grenzbereich ist das dann sowieso nicht mehr möglich oder man drückt halt viel zu viel, so wie von Charlie beschrieben. Mir geht es jedenfalls genauso. Meine Grenze ist derzeit wieder f3/fis3 und das könnte ich zurzeit niemals laut spielen. Aber das kommt alles mit der Zeit... :)


Beste Grüße
Jens
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Haudraufjupp
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Haudraufjupp »

Nach meiner Erfahrung gibt es viele Methoden mit Potential. Verschiedene habe ich auch durch und mir haben alle was gebracht.
Was ich bei mir aber festgestellt habe: Wenn ich Methoden durcheinander spiele, laeuft das nicht richtig. Z.B. habe ich vor einiger Zeit viel Caruso gemacht und damit gute Erfolge gehabt. Als der Fortschritt langsamer wurde habe ich mit Smiley angefangen. Als ich dann nochmal zwischendurch Caruso probiert habe, hat vieles nicht mehr so funktioniert wie vorher und ich habe mich erstmal sehr gesorgt. Aber: Ich habe dann Smiley ein dreiviertel Jahr "alleine" durchgezogen und meine damit verbundene Ansatzumstellung hat sich so gefestigt, dass ich bei Caruso auch keine Probleme mehr hatte.

Ich schaetze, jede gute Methode ist gut durchdacht und man sollte sie eine Zeit lang so durchziehen, wie es geplant ist.
Ich sehe das so aehnlich wie beim Fitness Training: Da gibt es Masseaufbauphasen, Ausdauerphasen, Definitionsphasen usw. Und insgesamt bringt einen das voran. Aber waehrend der Massephase erwartet ja auch niemand noch die Definition zu haben, die er am Ende seiner Definitionsphase hatte..
Schoene Gruesse!
Sandkuchen
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Sandkuchen »

Jens92 hat geschrieben:Ich muss zugeben, ich kenne mich mit BE nicht mehr allzu gut aus bzw. kenne die genaue Bedeutung und Smileys Wortlaut nicht mehr. Verändert sich bei dir durch das RI letztlich die schwingende Fläche der Lippen, sprich die Lippen werden tatsächlich eingerollt, so halte ich das für definitiv nicht zielführend und kann dir nur raten, nach Charlies Konzepten zu üben.
Diese Ansicht teile ich nicht. Wenn Du im "Lippenrot" einsetzt, kann Einrollen die Lösung sein. Nach meinem Verständnis ist das Credo von BE nicht die bewusste Wahl des Ansatzes, sondern die unbewusste Entwicklung des Ansatzes. RI und RO sind lediglich "Dehnübungen" die dem Körper ein zeigen, wie der Ton erzeugt werden kann. Im normalen Üben soll sich der Körper dann daraus bedienen, damit man effizient zum gleichen Sound kommt.

Hinter dem BE-Konzept steht die Überzeugung, dass der entscheidende Faktor zum Erfolg die Luft ist, dass dem nur leider häufig der falsche Ansatz im Weg steht. Dementsprechend verlangt Smiley, dass mit viel Luft und "fettem" Sound geübt wird. Für Freizeitspieler ist es nicht einfach, beim Üben richtig Gas zu geben. In den kurzen Phasen, in denen ich diesen Aspekt bisher verfolgt habe, hatte ich den Eindruck, dass es was bringt. Als ich früher (mit Einsetzen) viel Caruso geübt habe, hatte ich mich damit platt gespielt (also es falsch geübt). Wenn man das Lautspielen richtig dosiert, ist es nach meiner Vermutung/Erfahrung ein guter Weg zum Erfolg.
Jens92
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Jens92 »

Sandkuchen hat geschrieben:
Diese Ansicht teile ich nicht. Wenn Du im "Lippenrot" einsetzt, kann Einrollen die Lösung sein. Nach meinem Verständnis ist das Credo von BE nicht die bewusste Wahl des Ansatzes, sondern die unbewusste Entwicklung des Ansatzes. RI und RO sind lediglich "Dehnübungen" die dem Körper ein zeigen, wie der Ton erzeugt werden kann. Im normalen Üben soll sich der Körper dann daraus bedienen, damit man effizient zum gleichen Sound kommt.

Hinter dem BE-Konzept steht die Überzeugung, dass der entscheidende Faktor zum Erfolg die Luft ist, dass dem nur leider häufig der falsche Ansatz im Weg steht. Dementsprechend verlangt Smiley, dass mit viel Luft und "fettem" Sound geübt wird. Für Freizeitspieler ist es nicht einfach, beim Üben richtig Gas zu geben. In den kurzen Phasen, in denen ich diesen Aspekt bisher verfolgt habe, hatte ich den Eindruck, dass es was bringt. Als ich früher (mit Einsetzen) viel Caruso geübt habe, hatte ich mich damit platt gespielt (also es falsch geübt). Wenn man das Lautspielen richtig dosiert, ist es nach meiner Vermutung/Erfahrung ein guter Weg zum Erfolg.
Einsetzen im Lippenrot ist selbstverständlich zu vermeiden. Smileys Idealvorstellung finde ich gar nicht mal unbedingt schlecht. Ich habe auch mal ein paar Monate Übungen nach Smiley gespielt und dachte es brächte mich weiter. Ich habe aber noch nie im Lippenrot eingesetzt. Ich bleibe aber dabei: Rolle ich die Lippen ein und verändere die schwingende Fläche, ist das nicht zielführend. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, nicht im Lippenrot einzusetzen, finde ich es in Ordnung. Für mich impliziert es aber eine falsche Intention, nämlich die, dass je höher ich spiele, desto mehr die Lippen eingerollt werden müssen. Letztlich finde ich, dass Smileys Ziel aber viel unkomplizierter und einfacher zu erreichen ist. In meinem Thread beschreibe ich, wie man das Mundstück platzieren kann. So ist ein Einsetzen faktisch nicht möglich. Natürlich muss man auch mal laut üben, um entsprechend Kraft und Ausdauer aufzubauen. Aber gerade die Höhe so anzugehen, wenn diese noch nicht beherrscht wird halte ich für fatal. Für mich hat es zumindest noch nie funktioniert. Auch ich dachte, ich habe damit Erfolge und meine Höhe und Sound wurde fetter dadurch. Aber letzten Endes musste ich feststellen, dass das eine Sackgasse ist. Aber das kann ja jeder für sich selbst entscheiden. Es passiert ja auch durchaus, dass zufällig durch das Anwenden von solchen Methoden, ein positives Ergebnis erzielt wird. Ich jedoch, werde das nicht länger dem Zufall überlassen.
Aber grundsätzlich gilt: Do what works for you!

Beste Grüße
Jens
Sepp Maier
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Sepp Maier »

Ok vielen Dank für eure Antworten. Dem Einrollen bin ich auch etwas skeptisch gegenüber, was den Sound anbelangt. Ich glaube, dass das auch der Grund für Smileys Konzept bei den Naturtönen ist, da man nämlich durch das "Snappen" des obersten Tones ein zu extremes Einrollen verhindert (Lippen werden durch den Luftstrom nach außen gedrückt), um ein ausdünnen des Klangs zu verhindern.

Ich denke ich werde weiterhin beides üben, außer jemand kann mir einen triftigen Grund dagegen liefern. Ich habe auch etwas Angst davor, nur nach Porter zu üben, weil ich im Oktober bereits einen Leadgig habe, und da brauche ich einfach einen fetten Sound im oberen Register.
Trumpethulk
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Trumpethulk »

"... (Lippen werden durch den Luftstrom nach außen gedrückt), um ein ausdünnen des Klangs zu verhindern"

Genau das beobachte ich bei mir gerade. Für einen fetten Sound oben versuche ich die Lippenöffnung gefühlt möglichst offen zu halten und so relaxt wie möglich.
hansvons
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von hansvons »

Hallo Sepp Maier,

bin wie Du hier Frischling, erster Beitrag. Allerdings anders als Du, bin ich kein erfahrener Wiedereinsteiger, sondern echter Anfänger auf der Trompete. Ein gutes Jahr erst setzte ich mich mit ihr auseinander, das aber ziemlich intensiv, der Virus hat mich erwischt. Aber ich weiss was übers Tenor-Sax und Querflöte, über Musik generell, so ist die Musik selber im Moment nicht mein Problem, sondern der Ton, der erst Musik ermöglicht. Mir war klar, dass die Trompete da ganz andere Herausforderungen bereit hält als z.B. Sax oder Querflöte, aber dass das Universum so tief sein wird, war mir vorher nicht bewusst. Das macht aber auch den Reiz aus. Trompete lernen hat viel mehr mit Tonübungen als mit Spielen zu tun, wenigstens am Anfang, würde sagen 90% zu 10%.

Ok, warum ich Deinen Beitrag so interessant finde, weil ich mich da auch befinde, in der Frage, wie erobert man sich die höheren Lagen. Ich bin überzeugt, dass Verkrampfung, Gewalt und unnötige Kraft die Hauptfeinde eines freien, Spaß machenden Trompetenspiels sind. Damit man am Anfang sich einen Ansatz erarbeitet, der später ein leichtes Spiel über lange Zeit ermöglicht, ist es wichtig keine Gewalt einzusetzen. Man hört und liest immer wieder von erfahrenen Trompetern, die nach vielen Jahren an unüberwindbare Grenzen stießen, darunter vor allen Dingen Ausdauer, und deswegen einen Jahre langen Leidensweg der Ansatzumstellung gegangen sind. Das will ich nicht erleben.

Deswegen bin ich ein Fan von Charlie Porters Rangehensweise, die darauf setzt generell Gewalt und unnötige Kraft zu vermeiden. Bekommt man Töne in den höheren Lagen gezielt leise ohne sonderliche Kraft hin, ist ein späteres FF kein großer Schritt mehr. Dann ist auch die Chance deutlich größer keine Quietscher raus zu drücken, sonder substanzielle Töne mit richtiger Resonanz zu spielen.

Mein großes Thema dabei ist, wie bekomme ich es hin, dass die Oberlippe so frei wie möglich bleibt und der Druck des Mundstücks sich größtenteils auf der Unterlippe/Unterkiefer befindet. Ich habe manchmal Momente, wo ein G-III ohne nennenswerten Druck und ohne sonderliche Kraft auf der Oberlippe traumhaft raus poppt, auch das dann folgende A sogar richtig klingt (etwas ungemütlicher, versteckter Ton) und ungewollt es drauf bis zum C geht. Ich merke dann, da ist ein Weg, den ich gehen kann, der super spannend ist, nur kann ich ihn kaum/nicht reproduzieren. Ich versuche diese High-Lights zu konservieren und nach zu vollziehen. Aber leider geht das kaum und so ist Sysiphos ein stetiger Begleiter. Um was zu haben, an dem ich mich halten kann, versuche ich methodisch vorzugehen.

Die richtige Postion des Mundstücks, der richtige Gaumenraum, den die Zunge bestimmt - diese immer vorne an den Zähnen des Unterkiefers, das mache ich automatisch so - scheinen da die wichtigen Grundparameter zu sein. Im Grunde geht es darum ein Bewusstsein für den Ansatz, den Gaumenraum und die dazu passende Töne zu bekommen und wenn man das hat, dieses Bewusstsein zu automatisieren. Oben rum befinde ich mich noch, wie gesagt, im try and error Bereich, aber ich spüre wie es wird und untenrum läuft es schon ganz gut, fange bereits an mich meinem gedachten Tonideal anzunähern.

Meiner Erfahrung nach geht alles am besten im Piano. Es ist auch viel schwerer im Piano die Töne in ihr resonantes Zentrum setzten als im Forte. Rausfinden wie ein resonanter Ton im Vergleich zu einem flachen Ton klingt, geht am Anfang natürlich nicht im Piano. Aber wenn man das Tonzentrum verstanden hat, finde ich es pers. spannend dieses Zentrum bis ins Piano durchzuhalten, denn auch whisper-tone ist nicht gleich whisper-tone.

Oktavensprünge nach oben mit einem Decrescendo mache ich häufig und finde, dass man dabei mehr spürt, wie Zunge, Gaumen usw... bewegt werden wollen als wenn man das in einem FF macht und dabei die Höhe sich ungewollt mit Kraft holt, weil diese durch den erhöhten Luftbedarf quasi schon dabei ist und den ganzen komplexen Apparat der Tonbildung übertüncht.
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Jens92 »

hansvons hat geschrieben:Hallo Sepp Maier,

bin wie Du hier Frischling, erster Beitrag. Allerdings anders als Du, bin ich kein erfahrener Wiedereinsteiger, sondern echter Anfänger auf der Trompete. Ein gutes Jahr erst setzte ich mich mit ihr auseinander, das aber ziemlich intensiv, der Virus hat mich erwischt. Aber ich weiss was übers Tenor-Sax und Querflöte, über Musik generell, so ist die Musik selber im Moment nicht mein Problem, sondern der Ton, der erst Musik ermöglicht. Mir war klar, dass die Trompete da ganz andere Herausforderungen bereit hält als z.B. Sax oder Querflöte, aber dass das Universum so tief sein wird, war mir vorher nicht bewusst. Das macht aber auch den Reiz aus. Trompete lernen hat viel mehr mit Tonübungen als mit Spielen zu tun, wenigstens am Anfang, würde sagen 90% zu 10%.

Ok, warum ich Deinen Beitrag so interessant finde, weil ich mich da auch befinde, in der Frage, wie erobert man sich die höheren Lagen. Ich bin überzeugt, dass Verkrampfung, Gewalt und unnötige Kraft die Hauptfeinde eines freien, Spaß machenden Trompetenspiels sind. Damit man am Anfang sich einen Ansatz erarbeitet, der später ein leichtes Spiel über lange Zeit ermöglicht, ist es wichtig keine Gewalt einzusetzen. Man hört und liest immer wieder von erfahrenen Trompetern, die nach vielen Jahren an unüberwindbare Grenzen stießen, darunter vor allen Dingen Ausdauer, und deswegen einen Jahre langen Leidensweg der Ansatzumstellung gegangen sind. Das will ich nicht erleben.

Deswegen bin ich ein Fan von Charlie Porters Rangehensweise, die darauf setzt generell Gewalt und unnötige Kraft zu vermeiden. Bekommt man Töne in den höheren Lagen gezielt leise ohne sonderliche Kraft hin, ist ein späteres FF kein großer Schritt mehr. Dann ist auch die Chance deutlich größer keine Quietscher raus zu drücken, sonder substanzielle Töne mit richtiger Resonanz zu spielen.

Mein großes Thema dabei ist, wie bekomme ich es hin, dass die Oberlippe so frei wie möglich bleibt und der Druck des Mundstücks sich größtenteils auf der Unterlippe/Unterkiefer befindet. Ich habe manchmal Momente, wo ein G-III ohne nennenswerten Druck und ohne sonderliche Kraft auf der Oberlippe traumhaft raus poppt, auch das dann folgende A sogar richtig klingt (etwas ungemütlicher, versteckter Ton) und ungewollt es drauf bis zum C geht. Ich merke dann, da ist ein Weg, den ich gehen kann, der super spannend ist, nur kann ich ihn kaum/nicht reproduzieren. Ich versuche diese High-Lights zu konservieren und nach zu vollziehen. Aber leider geht das kaum und so ist Sysiphos ein stetiger Begleiter. Um was zu haben, an dem ich mich halten kann, versuche ich methodisch vorzugehen.

Die richtige Postion des Mundstücks, der richtige Gaumenraum, den die Zunge bestimmt - diese immer vorne an den Zähnen des Unterkiefers, das mache ich automatisch so - scheinen da die wichtigen Grundparameter zu sein. Im Grunde geht es darum ein Bewusstsein für den Ansatz, den Gaumenraum und die dazu passende Töne zu bekommen und wenn man das hat, dieses Bewusstsein zu automatisieren. Oben rum befinde ich mich noch, wie gesagt, im try and error Bereich, aber ich spüre wie es wird und untenrum läuft es schon ganz gut, fange bereits an mich meinem gedachten Tonideal anzunähern.

Meiner Erfahrung nach geht alles am besten im Piano. Es ist auch viel schwerer im Piano die Töne in ihr resonantes Zentrum setzten als im Forte. Rausfinden wie ein resonanter Ton im Vergleich zu einem flachen Ton klingt, geht am Anfang natürlich nicht im Piano. Aber wenn man das Tonzentrum verstanden hat, finde ich es pers. spannend dieses Zentrum bis ins Piano durchzuhalten, denn auch whisper-tone ist nicht gleich whisper-tone.

Oktavensprünge nach oben mit einem Decrescendo mache ich häufig und finde, dass man dabei mehr spürt, wie Zunge, Gaumen usw... bewegt werden wollen als wenn man das in einem FF macht und dabei die Höhe sich ungewollt mit Kraft holt, weil diese durch den erhöhten Luftbedarf quasi schon dabei ist und den ganzen komplexen Apparat der Tonbildung übertüncht.
Hallo & herzlich Willkommen hier im Forum! :)

Ein toller erster Beitrag, wie ich finde! :gut: :)

Dass du dich deinem Klangideal bereits annäherst, wundert mich bei deiner Herangehensweise nicht. Bleib dran! Ich wünschte, mir hätte man die ganzen Tipps schon vor Jahren gegeben, die Charlie Porter mir gegeben hat. Ich sehe das mittlerweile ganz genauso: Erst leise, hohe Töne, die später zu einem, fetten, lauten, strahligen Trompetenton werden.

Beste Grüße
Jens
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von coppamax »

Sehr interessant finde ich ebenfalls, wie man nach einem Jahr ein G3 bis zum G4 spielen kann...
Selbst ein schönes g2 nach einem Jahr fände ich schon beachtlich.
Ich kann nach nun 4 Jahren intensiven Übens (ab und zu mache ich BE, regelmäßig Colins)mit Hilfe eines Lehrers beim Einspielen bis zu einem D3 binden , aber mit musikalischem Kontext ist beim b2 Schluss. Sicher fühle ich mich nur bis zum g2.
Ich glaube, ich werfe mich hinter einen Zug... :)
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Trumpethulk »

@coppamax

Geht mir ähnlich.
hansvons
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von hansvons »

Freunde, dieses G3, G2 Dings ist doch ein alter Hut, den Ihr einem Newbie bitte nicht übel nehmt, denn solche wie ich zählen einfach die Gs durch. 1, 2, 3, 4. Dass das "tiefe" G ein G0 ist habe ich jetzt endlich gelernt und werde mich erst wieder eines G3s brüsten, wenn es denn da ist. Im übrigen interessiere ich mich nur bedingt für das ganz höhe Register. Find es vielfach tonlich nicht schön, sondern nur hoch und laut. Also, kann G3 0, aber G2 geht schon ganz ok.

Grüße,

Hans
Trumpethulk
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von Trumpethulk »

Darf ich fragen wie alt du bist?
hansvons
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Re: Widersprüchliche Naturtonübungen // Smiley vs. Porter

Beitrag von hansvons »

Was denkst Du? Studentenalter oder doch eher Rentenalter oder evtl. mittendrin, dann wenn's Konsolidieren keinen Spaß mehr macht? Anfänger gibts in allen Altersstufen.

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Zurück zum Thema. Habe heute Abend wieder Zeit gehabt 1 ½ Stunden ungestört üben zu können (sagt evtl. was übers Alter aus). Dabei hatte ich wieder 2, 3 Mal das Erlebnis, das höhere Töne auch völlig gewaltlos, ohne große Kraft, fast alleine kommen können, man muss sie nur suchen und darf nicht verkrampfen. Dabei geht es um Millimeter, ganz kleine Nuancen und ein Zusammenspiel zwischen Muskulatur, Gaumen/Rachenform, richtigem Sitz des Mundstücks und des Kinns und natürlich Luftstroms. Würde ich die Töne im Forte suchen, würde ich ihren sweet spot nicht finden sondern sie zwingen zu kommen. Jetzt muss ich mir nur noch den Weg dahin merken. Das scheint oben rum deutlich schwerer zu sein als in den unteren Lagen. Bin überzeugt, dass eine leichtfüßige Tonerzeugung eins der Geheimnisse der Könner ist. Spannend.
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