Setpoint erhöhen

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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Blas!
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Blas! »

Kann erst später länger texten, vorab: Aufgrund der Lektüre der jüngsten Beiträge in diesem Thread keimt in mir der Gedanke, dass die (scheinbar so konträren) Ansichten in Wirklichkeit womöglich gar nicht ganz so weit voneinander entfernt sein könnten.

:huepf:

Gruß
Blas!
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Blas! »

Sandu hat geschrieben:Die Frage, ob Fundament von unten oder höherer Setpoint hängt doch mit der Ausgangs-/ Problemlage und dem gewünschten Ergebnis zusammen.

Aus meiner Sicht macht das Ausbauen von unten bspw. Sinn, wenn es darum geht, das Gefühl für den Luftstrom in die Höhe zu übertragen oder etwaige Verkrampfungen im Hals in der Höhe abzubauen.
Das Anwenden eines höheren Setpoints (was in meinem Verständnis mit einer "eingerollteren", fokussierteren Ansatzmaske einhergeht) kann dagegen bspw. bei eben einem solchen unfokussierten Ansatz helfen.

Je nachdem welches "Problem" also diagnostiziert wird, kann man sich für unterschiedlich erfolgversprechende Strategien oder auch für einen bestimmten Mix entscheiden.
Dem ist nicht mehr ganz so viel hinzuzufügen, außer:

Ich bezweifle, dass es für jemand, der in der tiefen/mittleren Lage unfokussiert spielt (also für jemand, dem "die Fresse verrutscht" ist (Zitat: User Bixel)) grundsätzlich ratsam ist, dies ausgerechnet durch Spielen in höherer Lage therapieren zu wollen. Üblicherweise potenzieren sich doch in der höheren Lage die Fehler, die schon in der tieferen Lage gemacht werden. Logisch und naheliegend erscheint doch in diesem Fall, nicht die Fehler aus der tiefen Lage in die hohe Lage zu transferieren, sondern die in der tiefen Lage "verrutschte Fresse" auch zunächst dort (in der tiefen Lage) zurechtzurücken und dann darauf aufzubauen.

Hinzu kommt: In gewissen Situationen muss die "Fresse" ein Stück weit verrutschen. Seht mal, wie die "Fresse" sich hier bei Ruben Simeo verändert.

https://www.youtube.com/watch?v=IUXvnWqGYJ8

Das liegt einfach an den großen Intervallen am Beginn bei V. Brandt Nr. 1 (op. 11). Man muss dann eben einüben, dass die verrutschte Fresse sich blitzschnell wieder "richtet" (-> flexibility) . M.E. lässt sich so etwas (sogar noch) eher über BE-Übungen (extremes Ein-/Ausrollen) trainieren als über ein (starres) Setpoint-Denken.

A propos Brandt Nr. 1: Ich behaupte, dass die Schwierigkeit am Anfang dieses Stücks darin besteht, die tiefen Töne zu erwischen, nicht die hohen; immer, wenn ich bei diesem Stück am Anfang jemanden kieksen hörte, lag es an den tiefen Tönen. Weshalb also Setpoint erhöhen?

Wo ich mitgehe: Um sich das "richtige(re) Körpergefühl beim "Richten" der "verrutschten Fresse" in der tiefen Lage zu vergegenwärtigen, kann es hilfreich sein, kurz zuvor einen höheren Ton anzuspielen. Wenn das (reine Vorstellungshilfe) aber alles ist, was hinter dem Setpoint-Gedanken steckt, dann ist das Drumherum ziemlich viel "Gedöns".

:roll:

Grüße
Blas!
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Singvögelchen »

Bixel hat geschrieben: Der Tonumfang der "großen" Bb-Trompete reicht (klingend und ganz grob) vom kleinen F (~ 175 Hz) über eingestrichenes F (~ 350 Hz) und zweigestrichenes F (~ 700 Hz) bis zum dreigestrichenen F (~ 1.400 Hz).

Insbesondere auch angesichts der logarithmischen Entwicklung der Frequenz über die Oktaven wäre ein Setpoint bei 350 Hz (~ F') nicht übermäßig clever gewählt, denn das Konstrukt Setpoint zielt ja auf eine möglichst ausgewogene Beherrschung des gesamten Tonumfanges.

Das arithmetische Mittel von 175 Hz und 1.400 Hz liegt bei etwa 790 Hz (~ G2).

Diese Überlegungen (die nicht ich ersonnen habe) führen zu einem Setpoint bei ungefähr F2.

...
:roll:
Mit dem Hinweis, nicht der Urheber dieser Berechnungen zu sein, hast du aber noch mal den Kopf aus der Schlinge gezogen :lol: ...völliger Käse, das arithmetische Mittel zweier Frequenzen (ich selber mache Musik und erzeuge keine periodischen Schwingungen als Primärziel) als "geografische Mitte" berechnen und diesen albernen Fantasiewert als Naturkonstante für den Trompetenansatz verkaufen zu wollen.

Beispiel: (unter Verwendung der Naturtöne, die im gleichen Verhältnis zu den Frequenzwerten stehen, aber für einen Trompeter selbstverständliches Handwerkszeug sind) ...bei einem Umfang vom C´ bis C``` ist nach der von Bixel bevorzugten Rechenweise die Setpoint-Mitte nicht das C`` sondern (2 plus 8 gleich 10 geteilt durch zwei: Naturton 5...E``)
Richtig skurril wird es, wenn sich Bixels Tonumfang jeweils um eine Oktave vergrößert, kleines C (Pedalton) bis C´´´´(Traum aller Jazzer). Jetzt kommen NT 1 und NT 16 zur Berechnung, Bixels Mitte, Bixels Setpoint läge dann knapp über dem NT 8: C``` :oops:
:Tock: :Tock: :Tock: :Tock: :Tock:


Viel Spaß beim Durchdrehen!
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Bixel
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Bixel »

Richtig ist: Das Trompetenspiel kann rein empirisch erfolgreich betrieben werden.

Verstehen muss man es nicht zwingend.

:|
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Hochwälder
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Hochwälder »

Blas! hat geschrieben:Wo ich mitgehe: Um sich das "richtige(re) Körpergefühl beim "Richten" der "verrutschten Fresse" in der tiefen Lage zu vergegenwärtigen, kann es hilfreich sein, kurz zuvor einen höheren Ton anzuspielen. Wenn das (reine Vorstellungshilfe) aber alles ist, was hinter dem Setpoint-Gedanken steckt, dann ist das Drumherum ziemlich viel "Gedöns".
In die Richtung geht es!
Du spielst doch evtl. auch einen höheren Ton an, um diese Stellung nach unten hin mitzunehmen.
Jeder weiß doch noch, wie schwer es als Anfänger ist nach oben zu spielen.
Am Anfang wird bis zum Abwinken im untersten Bereich gespielt. Irgendwann soll es höher gehen und dann passt der Ansatz nicht mehr. Es wird gedrückt und gepresst.
Normalerweise müsste dann schon die erste Ansatzumstellung erfolgen, aber wie sagt's man dem Schüler? Du musst mehr einrollen?
Ausnahmen gibt es natürlich immer, die gleich einen guten Ansatz finden, der auch in der Höhe passt.

Ich bin aber ebenfalls der Meinung, dass sich die Höhe auch von unten heraus entwickelt, aber nicht mit dem ausgerollten Tiefton-Ansatz, sondern mit einem entspannten, unangestrengten Ansatz aus der unteren, zweigestrichenen Hälfte (C2 bis E2 oder wenn gewollt auch höher). Natürlich gehören die Übungen für Flexibilität und Tonbildung etc.... auch dazu.
Es wird hier dann dargestellt, als setze man sich mit diesem Setpoint einen statisch festgenagelten Punkt, von dem aus man unflexibel agiert - Quark.

Lasst uns auch entspannt diskutieren! Wie schon geschrieben, sind wir gar nicht so weit voneinander weg.
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Bixel
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Bixel »

Hochwälder hat geschrieben:Jeder weiß doch noch, wie schwer es als Anfänger ist nach oben zu spielen.
Besonders schwer ist dies für Anfänger, die - den einschlägigen Schulen und Unterrichtskonzepten folgend - ihr Trompetenspiel vom C1 aus ("nach oben") entwickeln.

Ich unterrichte zur Zeit (erstmals seit Langem) eine Anfängerin und entwickle ihr Spiel vom C2 aus - zunächst überwiegend "nach unten". Dies führt nach meinem bisherigen Eindruck zu einer sehr günstigen initialen Lippenpositionierung.

:roll:
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Blas! »

Dann wünsche ich der Anfängerin und ihrem Lehrer, dass das Ganze funzt.

:gut: :D

Grüße
Blas!
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Trumpethulk »

Beim Stöpern bin ich auf den Thread gestoßen.
Nach den vielen Hinweisen, ich müsse auf Luftfluss, Artikulation achten und, dass mein Aufwand um Trompete zu spielen viel zu groß ist, war ich nun lange auf der Suche nach Lösung.
Als erstes habe ich angefangen und übe seit etwa einem Jahr mit immer dem gleichen Mundstück. Wenn ich da eingespielt bin fällt wechseln nicht schwer.
Dann fragte ich mich, weshalb ich so extreme Schwankungen habe, die teilweise eine Oktave ausmachten. Je länger ich beim Üben nicht mehr wechselte, umso besser verstand ich all die Hinweise.
Das Einspielen und Üben um g', das tiefe c Prinzip halfen mir das Gefühl für Luftfluss und Zungenarbeit, - stoß zu bekommen. Das Spiel wurde für mich bedeutend freier und einfacher. Aber, das Ausbauen nach oben fiel mir weiter schwer und f2 blieb der Angstton. Vorallem bei Signalen. Irgendwann befasste ich mich wieder mit dem Setpoint. Und experimentierte. C2 brachte nichts. G2 auch nicht. Eine Zeit lang spielt ich dann als ersten Ton c3, dann b2. Das brachte mir auch nicht viel.
Ich fragte mich, weshalb. Luftfluss... Immer wieder. Wieso funktioniert er in der tieferen Lage und ab dem c2 nicht. Sebastian Haas ließ mich eine Übung machen. e2 nach c2 in einem Glissando bringen bzw. biegen. Sehr langsam. Es funktionierte, aber nicht frei. Und immer wieder das f2 Problem. War es für mich gut spielbar, lieb es super, aber wehe wenn nicht... Und das war nach wie vor sehr überwiegenden.
Durch die Übung von Sebastian hatte ich eine Ahnung bekommen. Mein Anstellwinkel war schlecht. Er erlaubt mir unten voll und relativieren frei zu spielen, oben nicht. Die Lippen konnte nicht frei arbeiten, Kompensationsmechanismen wie hoher Druck, aber vorallem große Lautstärke schlichen sich ein und verstärkten sich und führen, durch die immer wiederkehrende Überlastung und Fehlbelastung zu den Abstürzen. Dann kam mir der Gedanke, dass ich das "freier" Gefühl von unten, nach oben bringen muss. Was ja viele rieten. Also nahm ich das f2 (klingend es) als ersten Ton des Tages. Und spielte ihn so lange, bis ich das freier Gefühl von unten hatte. Ich spielte ihn nur mit Luft an, dann gestoßen, im Grunde ähnlich den tiefen c Prinzip. Hauptaugenmerk auf den bestmöglichen Luftfluss und geringen Aufwand. Nun läuft es alles sehr stabil. Der nutzbare Umgang deine sich aus. Sicherheit wird immer besser. Was hier beschreiben würde, das die Tiefe, in meinem Fall auch die Höhe, welche teilweise ganz weg war, sich ersteinmal etwas verschlechtern, habe ich auch erfahren. Das liegt wohl an der Änderung der Lippenstellung. Die Töne waren nicht mehr am gewohnten Ort. Vom Gefühl entwickelt sich der Ansatz so, dass er über den gesamten Tonraum gleich bleibt.
Also mir hat der Setpointgedanke in Verbindungen mit vielen nützlich Tipps im Forum hier gut geholfen, natürlich in Verbindungen mit immer wieder mal Stunden bei guten Trompetern.
Ob die Herangehensweise der Klassiker oder zum Beispiel die Setpointgeschichte, Möglichkeiten gibt es viele. Ein guter Trompetenlehrer eines Konservatoriums sagte letztens:"Ich kann euch nur sagen, wie es sein soll, erfühlen müsst ihr es selbst.". Was ja dem ähnelt, was auch Sandoval sagte. Ich vermute, dass, wenn man die Gusche auf der Reihe hat, es völlig egal ist, von wo aus man anfängt zu üben. Aber bis dahin...kann einem auch der Setpoint Gedanke helfen.
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Singvögelchen »

Also mir hat das mit dem Begriff "Setpoint" niemals jemand im Unterricht erklärt, kenne das alles erst seit dem Trompetenforum hier bei euch. Ich hab mich die letzte Zeit mal beobachtet beim Einspielen und muss sagen, dass mir festgelegte Tonhöhen beim Einspielen komplett den Weg versperren. Ich komm ohne Probleme beim Beginn des Einspielens (inklusive Kontratöne bis ganz runter) auf einen Tonumfang von drei bis vier Oktaven, dabei geht es nicht höher als g`` (aber niemals als Einstiegston!!!), wohlgemerkt die erste Phrase des Tages nach dem ersten tiefen Schluck Luft. Vorher ein bisschen mit Lippe und Mundstück gebuzzt. Für mich ist ganz entscheidend, zu Beginn ganz locker und leicht, ohne besonderen Aufwand, die Lippe offenzuhalten - Luft zu führen und mit der Mundhöhle stufenlos alle Tonhöhen einstellen zu können. Den besonderen Aufwand brauche ich dann nach ein paar Minuten für die restliche hohe Lage, damit ich dort wenigstens leicht klinge, auch wenn sichs bei mir innendrin anders anfühlt. :roll:
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Willie

Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Willie »

Bei weiterer Durchsicht der "Threads" unter "Fundamentales" gelangte ich erst heute zu diesem und fand die Herausbildung der beiden Lager Für und Wider die Notwendigkeit eines "Setpoints" anregend. Neugierig wurde ich eigentlich auch erst, weil mir dieser Begriff (wie auch weitere Denglische) hier erstmals begegnete. So teile ich denn grundsätzlich auch die letztbestätigte Auffassung, daß solcherlei für ein gutes Beherrschen des Trompetenspieles nicht unbedingt erforderlich ist, aber wer es zu brauchen meint, soll mit dieser und jener hier zusätzlich genannten Facon trompetenselig werden.
Bemerkenswert fand ich auch das gelinkte Simeo-Video als vermeintlichen Beleg für Mundbewegung. Er bewegt nämlich den Mund fast nicht(!), dafür aber die Trompete nach unten bei tieferen, nach oben bei höheren Tönen, d. h. den Unterkiefer und die Lippen jeweils entsprechend etwas mit, wie ja auch die Unterlippe bei hohen Tönen über, bei tiefen unter die Oberlippe gehen muß, was man sehr schön beim Summen beobachten kann. Dies kann aber eben auch in anderer Technik bei fast unbeweglichem Instrument mit etwas vorgeschobenerem Unterkiefer erreicht werden, was ich als elegantere Lösung bevorzuge. Dies hat außerdem den Vorteil, mit fast unveränderter Mund- und Zungenstellung, also geringstem Aufwand, von tiefsten bis zu höchsten Tönen zu gelangen (wie schon in anderem Zusammenhang berichtet, komme ich derzeit bis zum e' ' ' ', auch ohne das hier irgendwo dafür erforderlich gehaltene Üben von Pedaltönen).
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Bixel
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Bixel »

Willie hat geschrieben:Bei weiterer Durchsicht der "Threads" unter "Fundamentales" gelangte ich erst heute zu diesem und fand die Herausbildung der beiden Lager Für und Wider die Notwendigkeit eines "Setpoints" anregend.
(...)
So teile ich denn grundsätzlich auch die letztbestätigte Auffassung, daß solcherlei für ein gutes Beherrschen des Trompetenspieles nicht unbedingt erforderlich ist...
Ich sehe niemanden, der/die die Notwendigkeit eines (bewusst gewählten) Setpoints für ein gutes Beherrschen des Trompetenspieles postuliert. Schließlich ist schon allein der Begriff Setpoint den allermeisten Trompetenvirtuosen unbekannt, was die Behauptung der Notwendigkeit eines bewusst gewählten Setpoints bereits ad absurdum führte.

Allerdings finde ich - als reines Gedankenspiel - die Überlegung reizvoll, ob nicht vielleicht jede(r) Trompeter(in) de facto mit einem definierbaren Setpoint Trompete spielt, die allerwenigsten sich aber dieses Umstandes bewusst sind.

Wer für das isolierte Erzeugen eines c' sein Mundstück - und sei es noch so geringfügig - anders auf seinen Lippen platziert als für ein isoliertes c''', die/der könnte m.E. von der Setpoint-Betrachtung profitieren.

Ein erstrebenswertes Ziel sollte es m.E. doch schließlich sein, dass man den gesamten Tonumfang der Trompete mit ein und derselben Mundstück-Lippen-Positionierung bewältigt, um eine größtmögliche Flexibilität zu erlangen.
Dieser einen ("individuell idealen") Mundstück-Lippen-Positionierung lässt sich m.E. ein bestimmter Ton zuordnen, den ich - und nicht nur ich - als Setpoint bezeichne.

Willie hat geschrieben:...wie ja auch die Unterlippe bei hohen Tönen über, bei tiefen unter die Oberlippe gehen muß, was man sehr schön beim Summen beobachten kann.
Welch steile These!

Willie hat geschrieben:...wie schon in anderem Zusammenhang berichtet, komme ich derzeit bis zum e' ' ' ', auch ohne das hier irgendwo dafür erforderlich gehaltene Üben von Pedaltönen.
Ich erreiche mittels sog. Mundhöhlentöne problemlos ein g'''', welches sich in puncto Tonqualität mit deinem zur Schau gestellten e'''' ohne weiteres messen kann. Darf ich also bis auf weiteres schreiben: Ich komme derzeit bis zum g''''?
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Dobs
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Dobs »

Willie hat geschrieben:Dies kann aber eben auch in anderer Technik bei fast unbeweglichem Instrument mit etwas vorgeschobenerem Unterkiefer erreicht werden, was ich als elegantere Lösung bevorzuge. Dies hat außerdem den Vorteil, mit fast unveränderter Mund- und Zungenstellung, also geringstem Aufwand, von tiefsten bis zu höchsten Tönen zu gelangen (wie schon in anderem Zusammenhang berichtet, komme ich derzeit bis zum e' ' ' ', auch ohne das hier irgendwo dafür erforderlich gehaltene Üben von Pedaltönen).
Als Beleg dafür, daß man mit der Technik, die Du beschreibst ,besser oder auch nur gleichwertig in hohen Lagen spielen können soll, taugen Deine Musikbeispiele leider nicht. Es ist interessant aus zu probieren, bis zu welchen Tönen man seinen Körper pushen kann, aber im Kontext von Trompete spielen, zählen - jedenfalls für mich - nur Töne, die man mit vollem Klang über die ganze Dynamikbandbreite wiederholt in einem musikalischen Kontext verwenden kann. Das höre ich bei Deinem Beispiel nicht. Insofern macht es vielleicht doch Sinn, sich damit auseinander zu setzen, wie man es besser machen könnte.
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Willie

Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Willie »

Ich bin Euch beiden über die bereits geknüpften Kontakte hinaus dankbar für Eure Anmerkungen und weiterhin bemüht, zu diesem Forum möglichst ohne Polemik, Provokation oder Überheblickeit beizutragen.
Bixel, Du bestätigst mich und Singvögelchen eigentlich, indem Du feststellst, daß hier niemand einen Setpoint postuliert. Die Sache hat nur ihre Ironie darin, daß Du ja hier richtigerweise eine Definition des Setpoints gegeben, ihn dadurch verdienstvollerweise hier allgemein bewußt gemacht hast, er somit auch für uns eine trompetentechnische Gegebenheit darstellt. Mir war bisher nur bewußt, daß ich mit mehr oder weniger entspanntem Mund und Unterkiefer, dessen Stellungen überdies kleine Varianten aufwiesen, angesetzt habe, und daß die Qualität meines Ansatzes und damit Tones davon abhingen. Die Zuordnung eines bestimmten Tones zu einem idealen Setpoint kann wohl kaum bezweifelt werden.
Das mit der steilen These zu meiner Anhängigkeitsbeobachtung der Tonhöhe von der Unter-Oberlipppenstellung bitte ich Dich näher zu begründen, da ich auch meine Beobachtung begründet habe.
Von Mundhöhlentönen habe ich (wie vom Setpoint) noch nie gehört, sodaß ich nur ahnen kann, was Du meinst. Ich meine dann solche eben nicht, sondern regelrecht zentriert und "eingerastet" gespielte, also nicht irgendwie gepreßte oder gequietschte Töne, meine auch solche nicht "zur Schau" gestellt zu haben.

Damit leite ich über zu dem Kommentar von Dobs: Natürlich haben meine Beispiele noch nicht die von Dir eingeforderte Qualität, sie sollten ja zunächst auch nur belegen, daß ich prinzipiell in der Lage bin, eingerastete Töne im Hochtonbereich zu spielen, und der Ausgangspunkt war ja gerade meine Schwierigkeit des Überganges vom g''' zum gis''' bzw. a'''! Aber ich bitte Dich dabei auch zu berücksichtigen, daß ich erst seit dem erwähnten Burba-Workshop im letzten Oktober in der Lage bin, in diesen Regionen schon einigermaßen klare, d. h. differenzierte Töne zu spielen. Ich hoffe also, Dir nach entsprechendem Weiterüben und Auseinadersetzen damit in einigen Monaten solche Töne in auch für Euch akzeptabler Qualität liefern zu können.
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Bixel »

Willie hat geschrieben:Bixel, Du bestätigst mich und Singvögelchen eigentlich, indem Du feststellst, daß hier niemand einen Setpoint postuliert. Die Sache hat nur ihre Ironie darin, daß Du ja hier richtigerweise eine Definition des Setpoints gegeben, ihn dadurch verdienstvollerweise hier allgemein bewußt gemacht hast, er somit auch für uns eine trompetentechnische Gegebenheit darstellt.
Bitte noch einmal nachlesen: Es postuliert(e) niemand die Notwendigkeit einer Zuhilfenahme der Setpoint-Idee für jemandes trompeterische Weiterentwicklung. Die ganz überwiegende Mehrheit der Trompeterschaft entwickelt sich bekanntlich weiter, ohne überhaupt jemals von dem Konzept des Setpoint gehört/gelesen zu haben.

Meine Überlegung, ob nicht vielleicht jede(r) Trompeter(in) de facto mit einem definierbaren Setpoint Trompete spiele, die allerwenigsten sich aber dieses Umstandes bewusst seien, hatte ich als reines Gedankenspiel (nicht aber als Behauptung) m.E. ausreichend deutlich ausgewiesen.

Willie hat geschrieben:Das mit der steilen These zu meiner Anhängigkeitsbeobachtung der Tonhöhe von der Unter-Oberlipppenstellung bitte ich Dich näher zu begründen, da ich auch meine Beobachtung begründet habe.
Zur Widerlegung deiner Behauptung, die Unterlippe müsse bei hohen Tönen über, bei tiefen unter die Oberlippe gehen, was man sehr schön beim Summen beobachten könne, genügt ein einziges Gegenbeispiel; betrachte mich als solches!
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Re: Setpoint erhöhen

Beitrag von Dobs »

Willie hat geschrieben:Damit leite ich über zu dem Kommentar von Dobs: Natürlich haben meine Beispiele noch nicht die von Dir eingeforderte Qualität, sie sollten ja zunächst auch nur belegen, daß ich prinzipiell in der Lage bin, eingerastete Töne im Hochtonbereich zu spielen, und der Ausgangspunkt war ja gerade meine Schwierigkeit des Überganges vom g''' zum gis''' bzw. a'''! Aber ich bitte Dich dabei auch zu berücksichtigen, daß ich erst seit dem erwähnten Burba-Workshop im letzten Oktober in der Lage bin, in diesen Regionen schon einigermaßen klare, d. h. differenzierte Töne zu spielen. Ich hoffe also, Dir nach entsprechendem Weiterüben und Auseinadersetzen damit in einigen Monaten solche Töne in auch für Euch akzeptabler Qualität liefern zu können.
Bitte verstehe meine Kritik nicht als Polemik oder Forderung. Gehe Deinen Weg so, wie er sich für Dich richtig anfühlt. Meine - ich hoffe konstruktive aufzufassende - Kritik will nur darauf hinaus, auf zu zeigen, daß Dein Musikbeispiel für sich genommen nicht unbedingt belegt, dass man auch ohne Pedaltöne und dem Setpoint-Gedanke sicher in den Langen spielen kann, in denen Du Dich bewegst. Schon gar nicht 'fordere' ich irgendetwas ein. Ich bin Dir im übrigen dankbar, daß Du Deine Entwicklungsschritte und Erfahrungen hier mit uns teilst, auch und gerade die Lernfortschritte, die nicht perfekt sind. Ich befasse mich im übrigen ebenfalls nicht mit Pedaltönen und einen Setpoint habe ich bisher nicht bewusst zu verlagern versucht. Ich kann allerdings - von ein paar Kiecksern beim Proben abgesehen - auch nicht oberhalb von gis3 spielen.
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