Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
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leonfair
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Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von leonfair »

Hallo Kollegen,

aus Soundgründen versuche ich in letzter Zeit vermehrt mit einer größeren Lippenöffnung zu spielen. In der Höhe habe ich dadurch keine Einbußen festgestellt, komme nach wie vor fett und sicher bis zum d3, e3-f3-g3 sind schon wesentlich dünner aber um die Höhe gehts mir ja momentan nicht.

Mir taugt der sound mit etwas größerer Lippenöffnung nun sehr, nur die Ausdauer ist nun etwas eingegangen. D.h. ich kann keine einseitigen Etüden mehr durchspielen. Mit Pausen klingen die diversen Etüdenpassagen zwar wesentlich geiler als vorher aber ich kann nichts mehr durchspielen, weil vor allem die Mundwinkel schlappmachen.

ich hoffe durch den U-Trainer jetzt etwas mehr kraft in dem bereich aufzubauen. Atmung und Zungenarbeit sind in Ordnung. Auch das hochspielen fällt mir eigentlich leicht bei kurzen Phrasen. Nur halt die Ausdauer welche meine stärke war, ist jetzt futsch.

Wahrscheinlich verfüge ich noch zu wenig Kontrolle über meine Lippenöffnung. Welche übungen könnt ihr dazu empfehlen?

Positiver effekt meiner ummstellung ist neben dem allgemeinen Sound, dass ich jetzt viel dynamischer spielen kann und auch im Pianissimo ein d'' oder g'' anspielen kann, das fortissimo viel fetter, breiter und voller im sound ist und auch das Mundstückbuzzing viel homogener klingt.

Mfg
leonfair
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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von TrompetenKäfer »

Meine Lösung: weiterüben und sehr bewusst den Klang kontrollieren. Ist am Anfang für uns gelernte "Ansatz-Stanzer" schwierig, weil uns die Feinmotorik fehlt. Ich hab nach meiner Ansatzumstellung auch lange gebraucht, bis sich die Feinmotorik spürbar verbessert hat.
Seit dem kiekse ich auch ab und zu ein C4 heraus :D

Es ist allerdings nicht die Lippenöffnung, die Zungenstellung usw... alleine, sondern die Komplettheit des Systems inkl. Atmung. Wenn du also bei der Atmung (noch) Defizite hast, solltest du diese Baustelle auch mit berücksichtigen.
Singvögelchen
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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von Singvögelchen »

@Bresl-Mair: ich denke, du schätzt die Lage sehr richtig ein :gut:

@Leonfair
ich verstehe leider nicht ganz...wie groß war denn die Lippenöffnung vorher und wie groß soll sie jetzt sein?

Will damit sagen, dass ich solche Aussage über nicht messbare, aber angeblich exakt definierte Fakten für irreführend halte. Genau wie den Begriff "Luftgeschwindigkeit". Totaler Hokuspokus, weil nie und nimmer überprüfbar. Kennt jemand seine km/h-Werte? Kennt jemand jemanden, der das exakt ausgemessen hat? Nein, total schwammig das alles. Aber solche Begriffe beeindrucken die mit neugierigem Halbwissen ausgestatteten Trompetenliebhaber gar sehr. Eine willkommene Möglichkeit, damit bei vielfältigen Fortbildungsveranstaltungen eine große Menge Geld zu verdienen, ohne wirklich etwas Effektives rüberzubringen. :oops: :oops: :oops:

Wenn sich solche Sachen nicht intuitiv nach den klanglichen Vorstellungen von selbst einstellen, hat man keine Chance. Das Ammenmärchen, man könne einzelne Muskeln gezielt beeinflussen (und alle anderen arbeiten weiter, als ob nichts geschehen wäre), hält sich stetig in unserer Trompeterwelt. Es ist immer das Gesamtsystem, auf welches man mit winzigsten Veränderungen Einfluss nehmen kann. An einem Mundstück oder einem Instrument kann man bohren, löten...alles was das Herz begehrt. Aber eine Lippenöffnung, schwierig nachvollziehbar (schwingende Lippe, ist gemeint der eher offene oder der eher geschlossene Zustand?, nach einem gewissen Trompetenguru aus DD ist ja bei jeder einzelnen Schwingung einmal totale Dichtheit angesagt...dann bliebe bei aller Anstrengung des Bläsers an einem bestimmten Punkt die Lippenöffnung immer gleich groß, nämlich NULL :licht: )

Oder meintest du vielleicht, du hättest mit einem größeren Mundstück bzw. Mundstückbohrung gespielt? Da hätte ich ne ganze Menge anderer Antworten auf Lager... :Uups:
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Blind Wolf
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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von Blind Wolf »

Hallo Singvögelchen,
was du schreibst, läuft m.E. auf eine "Legierung" von Physik und Intuition hinaus. Wie geht das aus deiner Sicht zusammen?
Sicher ist das letzten Endes bei jedem Musikinstrument so, bei Trompeteninstrumenten aber, finde ich, mehr als bei anderen.
Grüße von Wolf
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leonfair
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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von leonfair »

Hy -

der Grund warum ich glaube das ich mit zu kleiner Lippenöffnung spiele ist wie gesagt dass ich finde dass ich mich von der dynamik her nur zwischen mp und mf bewegen konnte. Außerdem habe ich entdeckt - nachdem ich bis vor kurzen sehr unregelmäßig das Mundstückbuzzing in meinem Übungsprogramm einbaute (ist aber mittlerweile aber wieder ein Fixbestandteil meines Übungsoensums) - dass ich meine Lippen zu fest zusammen drücke (d.h die Oberlippe auf die Unterlippe) und dadurch die Luft keine Chance hat, sich zu entfalten. Im piano kamen oft keine töne daher (ist nun sehr gut), musste daher odt lauted spielen als die dynamische vorgabe war. Und ein richtiges Fortissimo konnte ich auch nicht. Der sound ist jetzt wie oben beschrieben viel homogener und schöner. Nur fehlt mir halt jetzt so ziemlich die Ausdauer.

Ich denke mein Restsystem (Atmung, "Unterstützung", Zunge) recht gut passt. Die Lippenöffnung ist das letzte fehlende Komponente um welches ich mich noch zu wenig gekümmert habe.

Mfg
Leonfair
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trompeti
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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von trompeti »

13 Videos, die mir hilfreich erscheinen. Leider nur in englischer Sprache. http://www.youtube.com/watch?v=hyt1O_tHvzc
trompeterli
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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von trompeterli »

trompeti hat geschrieben:13 Videos, die mir hilfreich erscheinen. Leider nur in englischer Sprache. http://www.youtube.com/watch?v=hyt1O_tHvzc
:gut:
Singvögelchen
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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von Singvögelchen »

Blind Wolf hat geschrieben:Hallo Singvögelchen,
was du schreibst, läuft m.E. auf eine "Legierung" von Physik und Intuition hinaus. Wie geht das aus deiner Sicht zusammen?
Sicher ist das letzten Endes bei jedem Musikinstrument so, bei Trompeteninstrumenten aber, finde ich, mehr als bei anderen.
Grüße von Wolf
Lieber Wolf,
ich finde, das geht hervorragend zusammen. Beispielsweise beim Besuch eines guten Instrumentenmachers. Mit dem kann ich stundenlang fachsimpeln, ihm verschiedene Klänge vorspielen, ihm erklären, wie ich die empfinde, für welche Zwecke ich was, wie und wann einsetze und was ich vielleicht gern verändert hätte. Er wird sensibilisiert für die klanglichen Feinheiten, die mir durch jahrzehntelanges Üben so wichtig geworden sind. Er nun wiederum hat verschiedenste handwerkliche Varianten im Angebot und hört sich nun diese, vom Profi gespielt, an.
So geht das immer hin und her mit hoffentlich stetiger Verbesserung. :)
Wenn wir am Schluss beide glücklich sind, hat es geklappt.

Den Ausdruck "Legierung von Physik und Intuition" finde ich in diesem Zusammenhang sehr schön formuliert.

Die reine Physik würde ich allerdings den harten und messbaren Fakten überlassen. Damit haben wir Bläser denkenderweise während des Blasens nicht viel am Hut. Eine Mundstückinnenbohrung oder ein Schallbecherdurchmesser, Materialdicke usw. sind ja noch eindeutig beschreibbar. Auch die Höhe oder Länge eines Tones. Die Lautstärke ist frei nach Albert Einstein schon sehr relativ, der Fagottist in der Reihe vor dem Trompeter empfindet sie bestimmt um ein hundertfaches lauter, schmerzhaft und unangenehm, als der Schlagzeuger hinter dem Trompeter. Was ist eine Mensur? Noch so ein schwammiger Begriff, der von großer Ahnung zeugen soll. Welche Größen werden da zueinander ins Verhältnis gesetzt? Da versteht leider jeder etwas anderes drunter. Ein heller oder dunkler Ton??? Da könnte jetzt tatsächlich jemand die Physik zu Hilfe nehmen, das gesamte Obertonspektrum analysieren und hinterher eine anerkannte Definition erstellen, wann welcher Begriff für welche Klangfärbung gestattet sein soll. Müsste aber vorher eine empirische Studie durchführen, damit er nicht aus Versehen das Falsche definiert. :wink: Es ist halt traditionell so üblich, einen "dunklen" Ton als erstrebenswertes Ideal zu bezeichnen, dazu sind aber viele Bläser gar nicht so richtig in der Lage.
Es bleibt allein das individuelle Empfinden, und das kann erheblich unterschiedlich sein. Du kannst auf verschiedenste Weise deinen persönlichen Geschmack bilden, aber wenn es dir erstmal gelungen ist, deine Töne wirklich im Zentrum zu platzieren, sie "mitten ins Herz" zu treffen, die perfekte Resonanz im Raum herzustellen, dann weißt du, was ich meine mit dem stimmigen Gesamtsystem, wo sich alle Körperfunktionen intuitiv am Klang ausrichten.
Gelingt mir leider auch nicht immer :down: , aber ich arbeite täglich dran :gut:
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von Singvögelchen »

leonfair hat geschrieben: Außerdem habe ich entdeckt - nachdem ich bis vor kurzen sehr unregelmäßig das Mundstückbuzzing in meinem Übungsprogramm einbaute (ist aber mittlerweile aber wieder ein Fixbestandteil meines Übungsoensums) - dass ich meine Lippen zu fest zusammen drücke (d.h die Oberlippe auf die Unterlippe) und dadurch die Luft keine Chance hat, sich zu entfalten. Im piano kamen oft keine töne daher (ist nun sehr gut), musste daher odt lauted spielen als die dynamische vorgabe war. Und ein richtiges Fortissimo konnte ich auch nicht.
Versuch doch bitte einfach mal, während eines gehaltenen Tones mit crescendo vom Piano zum Fortissimo nicht an die Lippenöffnung zu denken, sondern den Unterkiefer ein klein wenig zu öffnen. Keine Ahnung, ob es sich um Hundertstel oder Zehntelmillimeter handelt. Die beiden Kiefergelenke müssen dafür sehr entspannt und unverkrampft sein. Die Lippenöffnung folgt der Kieferöffnung und im Normalfall klingt das damit erreichte Fortissimo absolut offen und sauber. An die Lippenöffnung darf man nur insofern denken, dass sie überhaupt vorhanden ist, dass die Luft immer ohne Zusammenklappen ungehindert durchströmen kann. Das wäre sonst ein Defekt in der Luftführung.
Probiers halt mal.
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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von Blind Wolf »

Danke, Singvögelchen, ich wollte das auch nicht in Frage stellen, sondern deine Meinung dazu lesen. Wir sind da nicht weit auseinander.
Grüße von Wolf
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Re: Größere Lippenöffnung - schwächere Ausdauer

Beitrag von leonfair »

trompeti hat geschrieben:13 Videos, die mir hilfreich erscheinen. Leider nur in englischer Sprache. http://www.youtube.com/watch?v=hyt1O_tHvzc
danke für diese Videos.

Haben mir sehr geholfen.

mfg
leonfair
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