Löten an der Perinettmaschine

Hier können Fragen an Instrumentenbauer gestellt werden.

Moderator: Die Instrumentenbauer

Spätberufener
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Löten an der Perinettmaschine

Beitrag von Spätberufener »

Hallo,

Liebe Instrumentenbauer meine Frage lautet: Darf das Gehäuse einer Perinettmaschine auf Löttemperatur erhitzt werden, oder muß ich den unteren Bereich da wo die Ventile laufen mit nassen Tüchern kühlen.Möchte nämlich meine Stützen vom Mundrohr und Schall durch eine 3 Milimeter dicke Messingplatte ersetzen. Die Maschine ragt 10 Milimeter über die Platte und wird daran verlötet.
Vielen Dank für Eure Antworten.

LG Spätberufener
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Wolfram
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Beitrag von Wolfram »

An einem fertigen und lackierten Instrument zu loeten bedeutet das Instrument an diesen Stellen auf 160 - 200 Grad zu erhitzen.

Das ist nicht ganz unbedenklich.
1.) Der Lack ist fuer eine Temperatur bis 150 Grad (kurzzeitig) belastbar.
Wenn du nun das Zinn zum Loeten erwaermst, wird der Lack an diesen Stellen unweigerlich eine andere Farbe bekommen (braun - schwarz).
Fuer wichtige Reparaturen kann man den Lack an diesen Stellen entfernen, nachpolieren und nachtraeglich Lack auftragen. Dieser Lack kann aber nicht eingebrannt werden und somit an diesen Stellen nicht lange halten!

2.) Die Ventilbuechse (Ich gehe davon aus, dass du fuer die Zeit der Umbaumassnahmen das Ventil herausgenommen hast !) kann sich durch die Loettemperaturen verziehen/verbiegen. Am oberen Ventil kann es ohne Folgen sein. Im unteren Bereich, wo das Ventil eng anliegt wuerde ich generell abraten.
Es ist aber in jedem Fall damit zu rechnen, dass die Ventile nach der Umbaumassnahme eingelaeppt werden muessen.
(Kann sein - muss aber nicht !)

Aus diesen genannten Gruenden, wuerde ich bei einem wertvollen Instrument in jedem Fall die Fachwerkstatt aufsuchen. Nur die haben die richtigen Werkzeuge, Materialien und (was das Wichtigste ist) die Erfahrung so etwas zu machen.

Bleibt fuer mich die Frage, was es bringen soll die Schwingung des Mundrohres und Schallstueckes mit massivem Blech zu einzuengen... ?

LG, Wolfram
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Elvis
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Beitrag von Elvis »

Vielleicht kannst Du sowas schon mit weit weniger massiven Eingriffen erreichen:

Bei Brassimport.nl gibt es von Kanstul diese Teile. Wobei das kurze Modell schon einiges an Stabilität zwischen Mundrohr und Schallbecher bringt.
http://www.brassimport.nl/produkten/acc ... anstul.htm

oder eben den schon öfter angesprochenen Absorber-Ring von Amrein. Bzw. in Kombination mit o.g. System.
http://www.musik-amrein.com/product/equ ... tm?prod=11

Einfach mal ausprobieren.

:gut: PS: Die Jungs von Brassimport sind echt schnell und kompetent. E-Mail funktioniert reibungslos auf Englisch. Zahlung erfolgte dann per Paypal. Alles super gelaufen. :gut:
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Spätberufener
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Beitrag von Spätberufener »

hallo,

Bild

danke für die Antworten.
Habe mir letztes Jahr eine B Trompete (no name) schwerer gemacht , sie Glasperlengestrahlt und sie mit einem Klarlack lackiert. Da ich jedoch die meiste Zeit C Trompeten blase musste eine schwere C her. Habe mir eine Selmer gekauft, die ich nun umbaue. Wenn sie so wird wie ich hoffe werde ich sie matt versilbern oder vergolden lassen.
Die Platte ist noch nicht angelötet. Werde die Trompete in eine Wanne mit Wasser legen so dass nur der Teil der Maschine erhitzt wird wo ich löte, also oben.
Wolfram hast Du dann auch noch bedenken?

LG, Spätberufener
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Elvis
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Beitrag von Elvis »

8) naja, so schwer wirds mit den "Kinkerlitzchen", die ich Dir vorgeschlagen habe nicht.
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buddy
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Beitrag von buddy »

Wie klingt das denn eigentlich?
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Wolfram
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Beitrag von Wolfram »

Wenn ich das auf dem Foto richtig erkenne, wird das Blech ueberwiegend am Mundrohr und Schallstueck angeloetet?
Da ist ein Wasserbad nicht unbedingt notwendig...

Aber was spricht denn dagegen die alten Stuetzen zwischen Ventilbuechse und Instrument zu belassen und das Blech nur von oben draufzusetzen.
Dann muesstest du nur das Mundrohr und das Schallstueck verloeten und die Ventilbuechsen waeren gar nicht einbezogen in die neue Konstruktion.

LG, Wolfram
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Re: Löten an der Perinettmaschine

Beitrag von Spätberufener »

Bild

Hallo ,

die Umbaumaßnahmen sind abgeschlossen und die Maschine läuft noch immer.Habe sehr viel experimentiert und muß sagen ,es ist sehr interresant zu erfahren was sich beim änderen der Parameter alles tut.Ich muss zugestehn das ich manches rückgängig machen musste da sich die Ansprache verschlechterte.
Das Mundrohr ist in einem Rohr drin ,dieses ist finde ich ein muß für ein schweres Instrument.Die Mundstückaufnahme ist auf diesem Rohr aufgeschraubt. In der Mundstückaufnahme ist ein O-Ring drin der das Mundstück fixiert.
Die drei wichtigsten Teile der Trompete sind starr miteinander verlötet, also Mundrohr, Maschine und Schall sind eine kompakte Masse. Durch diese Tatsache hat die Trompete kein eigenes Leben mehr sonern man muss ihr selber das Leben einhauchen. Damit will ich sagen dass man dem Ton die eigene Klangfarbe geben kann. Habe zum Schluß die Trompete Glasperlen gestrahlt und versilbern lassen.
Abschließend kann ich sagen ich habe die ca. 100 Stunden nicht vergebens investiert.
Mein nächster Traum wäre meine eigene Trompete zu bauen....

LG Spätberufener.
Areo
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Re: Löten an der Perinettmaschine

Beitrag von Areo »

sieht wohl mal schick aus! Das mit der eigenen Trompete dürfte ja vielleicht auch klappen, ich will jetzt natürlich nicht behaupten, dass das einfach wäre oder so, aber du scheinst ja schon so einige Löterfahrung zu haben... Schallstück, Maschine, Mundrohr, Stimmbogen das kannman ja inzwischen auch alles einzeln bestellen. Zumindest kann mein Instrumentenbauer das.
Also dann nochmal frohes Schaffen!

MfG

Oliver
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Wolfram
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Re: Löten an der Perinettmaschine

Beitrag von Wolfram »

Meine Anerkennung!
Das Foto zeigt eine saubere Arbeit - die sich optisch gelohnt hat.

Ich persönlich bevorzuge aber genau das Gegenteil. Meine Trompete hat so wenig Lötstellen, wie es nur geht.
Das Gefühl, die Schwingung vom Blech in seiner Hand zu spüren ist für mich das "Wahre".
Habe aber auch alles aus Goldmessing, weil ich den warmen, soften Klang bevorzuge!

Solltest du dir wirklich eine Trompete selber zusammen basteln wollen, dann bedenke, dass du nicht beliebige Teile zusammenlöten kannst.
Die Intonation dürfte dann wohl sehr enttäuschend sein. Nicht umsonst werden in den letzten Jahren von allen führenden Herstellern exakt berechnete Teile eingebaut. Nur so konnte überhaupt ein solches hohes Niveau an sauber intonierenden Instrumenten erreicht werden.
LG, Wolfram
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Puukka
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Re: Löten an der Perinettmaschine

Beitrag von Puukka »

Ein wirklich schönes Teil, man sieht, verspoilert muss nicht hässlich sein.
Da kann sich Mr. Monette so Einiges abschauen. :D
LG Herbert
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12345678
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Re: Löten an der Perinettmaschine

Beitrag von 12345678 »

[quote="Wolfram"]Meine Anerkennung!
Das Foto zeigt eine saubere Arbeit - die sich optisch gelohnt hat.

Ich persönlich bevorzuge aber genau das Gegenteil. Meine Trompete hat so wenig Lötstellen, wie es nur geht.
Das Gefühl, die Schwingung vom Blech in seiner Hand zu spüren ist für mich das "Wahre".
Habe aber auch alles aus Goldmessing, weil ich den warmen, soften Klang bevorzuge!

LG, Wolfram[/quote]

muss mich der Meinung von Wolfram anschliessen
buddy
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Re: Löten an der Perinettmaschine

Beitrag von buddy »

Aber wie klingt es dieses Formel I Horn denn nun?
Ich wäre für einen A/B Vergleich: Gleiches Musikstück, zum Vergleich auch auf einem der führenden Standardinstrumente gespielt.
Simplex
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Re: Löten an der Perinettmaschine

Beitrag von Simplex »

Hallo!
Buddy hat Recht! Würde mich auch interessieren, was sich - vom optischen mal abgesehen (sieht echt bombastisch aus!) - verändert hat. Vor allem in punkto Ansprache und Intonation.
Du schreibst, Du hast mehr Einfluß auf den Ton, weil das Instrument kein Eigenleben mehr hat. Macht die Masse, die die Eigenschwingung einschränkt, das Instrument aber nicht starrer und somit auch unflexibler? Gruß

Simplex
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Re: Löten an der Perinettmaschine

Beitrag von Spätberufener »

Hallo,

danke für das Lob.
Da ich mehrere Nachfragen hatte: Warum? wieso? wofür? Nachteile? Vorteile? Vergleich? u.s.w. versuche ich einiges zu erläutern.
Nur wegen der Optik würde ich mir die ganze Mühe nicht machen, da ich aus dem Alter breiter, tiefer, lauter, schöner leider schon herausgewachsen bin. Vor 25 Jahren fuhr ich tatsächlich einen BMW der nach den aufgezählten Krieterien umgebaut war. Man spürte jedes Steinchen auf der Straße.....
Also vor 2 Jahren war ich mal bei Adaci wegen einem Turbomundstück. Ich hatte meine Jestädt dabei zum testen. Diese hat entlang des Stimmbogens eine Resonanzstütze, aber ganz dezent. Bis zu dem Zeitpunkt dachte ich ich hätte ein schweres Instrument, wurde aber von den schweren Trompeten die Adaci baut eines besseren belehrt. Dieses war ein tolles Gefühl so ein schweres Instrument an den Lippen zu spüren. Zuhause begann ich zu experimentieren und baute mir eine schwere Resonanzstützte für den Stimmzug. Innerhalb von Sekunden kann man sie in jeden Stimmbogen mit maximal 14 mm Außendurchmesser einbauen (vielleicht ist dieses eine gute Geschäftsidee?) Auf alle Fälle aus meiner Bach-Spada wurde hiermit ein völlig anderes Instrument. Sie wurde dunkler, kerniger, zentrierter und meiner Meinung nach kann ich hohe Bindungen besser bewältigen.
Als nächstes wollte ich ausprobieren was eigentlich passiert wennn man noch mehr Masse verbaut und testete das ganze an einer billigen China Trompete. Vom Ergebnis war ich begeißtert und baute meine Selmer um. Im oberen Bereich bei einem ff zerreist es den Ton nicht, also sie strahlt (projektiert) geradeaus. Die Intonation bleibt meiner Meinung gleich, da man ja die Rohrlänge nicht verändert. Die Töne rasten besser ein, und den großen dunklen Sound mag ich sehr.
Jedoch WARNE ich (hoffentlich krieg ich wegen diesem Wort keine Prügel wie hannes in einem anderen Treat) alle Jugendlichen und jung gebliebenen die nur wegen der Optik an ihrem guten Instrument zu löten anfangen. Man sollte vorher ein schweres Instrument getestet haben, denn man könnte eine Niederlage erleben. Ein Instrumentenbauer könnte da auch behilflich sein.Sowol zum testen als auch beim Umbau.
Der Kompressor muss gut funktionieren die Luftsäule muss 1000 % stehen. Bei Ungeübten könnte im pp der Ton abreißen.
Wolfgang, gäbe es die Möglichkeit aus dickerem Material und dickeren Rohren das Gewicht von meiner umgebauten Tr. zu erreichen nämlich 1,5 Kilogramm. Also 0,5 kilo schwerer als normal. Nämlich das klassische Design würde mir dann auch zusagen.

LG Spätberufener
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