Aktuelle Situation Ausbildung Metallinstrumentenbau

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HeyDu86
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Aktuelle Situation Ausbildung Metallinstrumentenbau

Beitrag von HeyDu86 »

Hallo,

ich merke gerade wie ich vom Thema Metallblasinstrumentenbau richtig angefixt bin und stundenlang hier im Forum und auf musiktreff fast fiebrig alles durchlese. Nun bin ich am überlegen ob Metallblasinstrumentenbauer vielleicht ein Beruf für mich wäre. Ich werde mir wahrscheinlich bald mal ein ein- bis zweiwöchiges Praktikum bei einem Instrumentenbauer organisieren, um zu sehen ob das nur Träumerei ist oder das wirklich was für mich wäre. Ich bin schon 31, habe einen vorzeigbaren wirtschaftlich-technischen Hochschulabschluss und bin mit meinem 08/15 Bürojob echt total unzufrieden. Eine radikale Alternative wie eine solche Ausbildung würde ich mittlerweile tatsächlich ins Auge fassen. Vielleicht könnten ein paar Leute vom Fach ein paar Meinungen mit mir teilen?

- Was denkt denn ein potentieller Meister/Ausbilder wenn so jemand wie ich in die Werkstatt wackelt und fragt ob man eine Ausbildung machen kann? Ist mein hohes Alter ein Ausschlusskriterium? Dazu muss man wissen dass ich mich als eher leistungsorientiert und lernwillig beschreiben würde.
- Wie ist denn allgemein so die Situation bei den Metallinstrumentenbauern... hat die Dienstleistung Reparatur und der Bau von teuren individuellen Instrumenten langfristig eine Zukunftschance in Deutschland wenn alle nur noch die China-Instrumente haben?
- Es gibt ja glaube ich drei Berufsschulen wo man das lernen kann. Welche hat den besten Ruf? Komme aus Oberbayern, da bietet sich ja Mittenwald an. Habe aber schon gelesen dass die in Ludwigsburg auch sehr gut sein soll. Was ist mit Markneukirchen? Wenn ich das schon mache, dann möchte ich die bestmöglichen Voraussetzungen.
- Ist man nach den drei Jahren Ausbildung schon "fit" oder braucht das noch viele weitere Lehrjahre bis man was kann? Es gibt bei mir in der Nähe einen Instrumentenbauer der schon sehr alt ist und in 2-3 Jahren mangels Nachfolger wohl seinen Betrieb aufgeben muss. Die Werkstatt könnte ich wohl übernehmen. Ich nehme an da bin ich nach drei Jahren noch zu grün dafür? Das Geschäftliche kriege ich schon hin, dafür habe ich ein Händchen.

So, wieder viel geschrieben, freue mich total auf eine Rückmeldung. Wenn ihr das kritisch seht, dann gerne auch negative Meinungen. :huepf:

Grüße!
TrompetenKäfer
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Re: Aktuelle Situation Ausbildung Metallinstrumentenbau

Beitrag von TrompetenKäfer »

Ich kenne die Situation im süddeutschen- bzw. österreichischen Raum etwas.
Meiner Meinung nach hat Handwerk immer goldenen Boden und Leute, die etwas können, werden auch ihre Kunden haben/finden.

Der Markt besteht meiner Ansicht nach aus zwei relevanten Segmenten: sehr günstige Instrumente, die zumindest in Teilen aus China kommen und von kundiger Hand endgefertigt werden (Zukaufteile mit einem Anteil Handarbeit) oder jene, die mit hohem handwerklichen Aufwand vor Ort produziert werden (wobei auch hier Teile zugekauft werden). Es gibt wenige Handwerksbetriebe, die Schallstücke fertigen, die werden von Fremdfirmen (in hoher Qualität!! aber nach eigenen Zuschnitten) zugekauft. Ebenso bei den Maschinen (Meinlschmidt, Bauerfeindt, Glas, Adams, B&S....) wo es einfach Firmen gibt, die hier hohes Knowhow und Qualität haben.

Die mittlere Preiskategorie wird sehr gut von industriell gefertigten Instrumenten (Kühnl & Hoyer, Miraphone & Co...) abgedeckt, wo der Instrumentenbauer eigentlich "nur" Händler ist.

Dass man nach 3 Jahren Ausbildungszeit und anschließender Meisterprüfung schon der "Checker" ist, halte ich für unwahrscheinlich. Viel mehr ist es mMn wichtig, sich in Betrieben (Handwerk + Industrie) weiteres Handwerkszeug anzulernen; das ist, schätze ich, eine Zeitspanne von mehr als 5 Jahren.

Dann kommt es auch darauf an, wo man sich niederlässt, und ob man es befriedigend findet, als One-Man-Show hauptsächlich Reparateur zu sein, denn das wird das Hauptgeschäft sein. Die Eigenproduktion im Kleinstrahmen kann funktionieren, allerdings muss man das auch wirtschaftlich überstehen.

Dazu kommt, dass es in im D-A-CH - Raum DUTZENDE Instrumentenbauer gibt, die sich mittlerweile einen guten Namen in ihrem Segment gemacht haben.

Meiner Meinung nach solltest du den Beruf lernen, möglichst viel Erfahrung sammeln, und dir dann eine Nische suchen, die du besetzen kannst.
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