Trumpet18 hat geschrieben:Nun habe ich einen Schüler der das Gefühl hat auch nach langen Phrasen Luft anzustauen und erst einmal ausatmen zu müssen bevor er einatmen kann.
Hat jemand von euch damit Erfahrungen?
Vielleicht hilft die Überlegung, dass die Atmung des Blechbläsers
zwei Funktionen zugleich erfüllen muss:
1. Die Bereitstellung von komprimierter Luft, damit die Lippenöffnung in Schwingung versetzt werden kann.
2. Die (ursprüngliche
Haupt-)Funktion der Bewerkstelligung des
Gasaustausches : Kohlendioxid abgeben, Sauerstoff aufnehmen.
Diese beiden Funktionen beeinflussen einander wechselseitig - und zwar auf etwas "widersinnige" Weise:
Spielt man eine Passage in überwiegend hoher Lage, so wird hierfür eine hohe Kompression der Atemluft benötigt, was mit gesteigerter körperlicher Arbeit und damit höherem Sauerstoffumsatz verbunden ist.
Gleichzeitig wird aber für die
bläserische Aufgabe der Erzeugung hoher Töne vergleichsweise
wenig Luft
volumen benötigt.
Diese "unselige" Kombination führt dazu, dass beim Spielen hoher Töne (etwa der Leadstimme einer Big Band) tendenziell immer
zuviel Luft in der Lunge zurückbleibt, die aber wegen der bereits langen Verweildauer und wegen des erhöhten Stoffwechsels dann schon sauerstoffarm und kohlendioxidreich ist und daher - bläserisch ungenutzt - schnellstens
abgeatmet werden muss, bevor sauerstoff
reiche Luft
eingeatmet werden kann.
Anders herum: Zum Spielen der vierten Trompetenstimme einer Big Band ist vergleichsweise
wenig Druck zu erzeugen, was weniger körperliche Anstrengung und damit weniger Sauerstoffumsatz erfordert.
Es wird aber andererseits für die Erzeugung von Tönen in tiefen Lagen erheblich
mehr Luft
volumen benötigt als für hohe Töne.
Der "Hochtonbläser" wird also seinen Atemreiz in der Regel aus der
Sauerstoffnot beziehen (dies trotz noch einigermaßen luftgefüllter Lunge).
Der "Tieftonbläser" wird hingegen seinen Atemreiz eher daher beziehen, dass ihm das für das
Blechblasen benötigte Luftvolumen ausgeht.
Auf diese verschiedenen Anforderungen muss man erst einmal angemessen zu reagieren lernen.
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Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.